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Landtag, 18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 49

 

Sie haben mich allerdings auch herausgefordert, ich wollte das eigentlich überhaupt nicht machen, aber Sie haben mich wirklich herausgefordert. Wenn man schon die Bundesländer anspricht, dann sollte man wirklich auch fair sein. Ich habe mir, weil ich befürchtet habe, dass das wieder kommt, eine Studie des Charlotte-Bühler-Instituts herausgesucht, die ja wirklich nicht im Verdacht steht, dass sie irgendwie parteilich ist. Die haben eine Studie gemacht für den Österreich-weiten Vergleich. Da ist Wien zum Beispiel, so wie Sie gesagt haben, bei den Krippenplätzen Vorreiter. Aber es gibt auch in den Bundesländern eine ganze Menge Schritte, mit denen sie Wien einfach auch ein Stück voraus sind.

 

Zum Beispiel, wenn Sie das Thema Krippe ansprechen, so gibt es Krippen nicht nur in Wien. Sie haben zwar recht, es gibt in Niederösterreich keine Krippen, die vom Land Niederösterreich betrieben werden, aber es gibt eine ganze Menge Krippen, die von privaten Trägern betrieben werden. Meine Nichte geht in so eine Einrichtung. Ich kenne eine ganze Menge solcher Einrichtungen. Also es gibt auch im Land Niederösterreich Krippen.

 

Wenn ich mir zum Beispiel jetzt Krippen in Salzburg anschaue. Sie haben gesagt, überall gibt es 20 Kinder, bei uns in Wien sind 15 Kinder. Ja, das wurde verbessert durch das letzte Kindergartengesetz, das ist richtig, in Salzburg aber zum Beispiel ist die Höchstgrenze 10 Kinder, und in Salzburg gibt es ab dem sechsten Kind eine zweite Kindergartenpädagogin pro Gruppe gesetzlich vorgeschrieben. Das ist in Wien nicht der Fall.

 

In Oberösterreich, zum Beispiel, wenn ich mir die Kindergartengruppenanzahl anschaue, dann ist das oberösterreichische Landesgesetz dahin gehend geändert worden, dass es in den Kindergartengruppen nur mehr 22 bis maximal 23 Kinder gibt.

 

Also es gibt durchaus auch in den Bundesländern Ansätze, wo ich einmal sagen würde, die kann man sich anschauen, und da kann man auch in Wien durchaus noch Verbesserungen durchführen. Und das habe ich auch das letzte Mal gesagt, wenn ein System gut ist, heißt das ja nicht, dass es nicht noch verbesserungsfähig ist und dass man es nicht noch verbessern kann.

 

Ein Punkt ist mir noch wichtig zu sagen, das ist der Punkt Bildungsplan. Ich unterstütze absolut den Anspruch, dass es einen Österreich-weiten Bildungsplan geben muss, denn es kann nicht sein, dass Bildung für Kinder im Vorschulbereich in Wien anders geregelt ist als in Vorarlberg, als im Burgenland. Die ersten Versuche, die das Unterrichtsministerium dazu allerdings unternommen hat, sind schon in den Ansätzen wieder eingebremst worden, denn auch da ist der Bildungsplan, der vom Charlotte-Bühler-Institut erarbeitet wurde, bereits in seinen Anfängen wieder eingekürzt worden und wird jetzt nur als Rumpf weitervermittelt und nicht im ganzen Ausmaß. Also ich befürchte, da haben wir noch einen langen Weg.

 

Ich freue mich, dass Sie meiner Meinung sind und dass auch Sie sagen, der Kindergarten ist die beste Möglichkeit, um vorschulische Bildung bei Kindern zu vermitteln, und ich denke, es ist auch der beste Platz, um Kindern mit Sprachförderbedarf, gerade wenn nur so wenig Zeit ist wie ein Jahr, Sprache zu vermitteln. Da bin ich einfach anderer Meinung. Es ist zwar besser als vorher, aber es ist noch lange nicht gut, und ich verstehe den Grund nicht. Für heuer verstehe ich ihn, heuer ist es einfach zu spät, aber ich verstehe den Grund nicht, warum nicht im nächsten Jahr für jene Kinder, die diesen Sprachförderbedarf haben – und da gibt es ja heuer Zahlen, an denen man sich orientieren kann –, einfach ein Kontingent an Plätzen in den Kindergärten vorgesehen ist. Wenn man weiß, in den Bezirken gab es ungefähr so und so viele Kinder mit Sprachförderbedarf, dann sehen wir in den Kindergärten Plätze dafür vor. Dann wäre das schon im nächsten Jahr möglich, dass es für jedes Kind, das einen Sprachförderbedarf hat, auch einen Kindergartenplatz gibt.

 

Zu diesem Punkt möchte ich einen Beschluss- und Resolutionsantrag gemeinsam mit Wolfgang Aigner und Ines Anger-Koch einbringen.

 

„Der Landtag möge beschließen: Der Wiener Landtag spricht sich für die Sicherstellung eines vollwertigen Kindergartenplatzes für alle Kinder mit Frühförderbedarf und die Einführung des gebührenfreien Kindergartens aus.

 

In diesem Zusammenhang fordert der Wiener Landtag in einem ersten Schritt, zumindest die dem durch die verpflichtende frühe sprachliche Förderung entstehenden Bedarf entsprechenden Kindergartenplätze zu schaffen.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung des Antrages beantragt.“ (Beifall)

 

Ein Punkt ist mir noch wichtig, denn ich denke mir, man sollte einfach aus den Erfahrungen, die jetzt mit der frühen Sprachstandserhebung gemacht wurden, lernen. Was sich gezeigt hat, ist, dass die Datenerfassung der Kinder in diesem Punkt wirklich nicht optimal war. Sie müssen sich vorstellen, die Daten der Kinder gingen erstens vom Magistrat zu den Eltern, dann von den Eltern zur Schule, dann von der Schule wieder zum Magistrat, dann vom Magistrat zu den diversen Kindergärten. Dass hier Fehlerquellen sitzen, glaube ich, verwundert niemanden, und es sind natürlich auch sehr viele Fehler passiert. In den Kindergärten sind Kinder aufgeschienen, die gab es dort gar nicht, Kinder, die aber vor Ort in den Kindergärten waren, sind nicht vorgekommen.

 

Daher wäre mein Vorschlag, im nächsten Jahr die Datenerhebung neu zu überdenken und zu überlegen, ob es nicht machbar wäre, dass man zumindest jene Kinder, die schon in den Kindergarten gehen und die ja dort schon vorhanden sind – die muss man ja nicht irgendwo neu erheben –, im Kindergarten erhebt und dann die Daten weiterleitet. Das wäre eine ganz einfache Sache, denn die Daten gingen dann nämlich nur zur MA 10 und wieder zurück, und ich glaube einfach, dass die Fehlerquelle eine viel geringere wäre. Daraus könnte man lernen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ein letzter Punkt, der mir noch wichtig ist – das ist wirklich schon der letzte (Abg Dr Alois Mayer: Der allerletzte!), der allerletzte –: An den Pädagogischen Hochschulen gibt es ein Konzept zur frühen Sprachförderung.

 

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