«  1  »

 

Gemeinderat, 49. Sitzung vom 24.01.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 69

 

zu erfüllen, abgesehen davon, dass die Kosten gegenüber den normalen Personalkosten, die wir haben, mindestens das Doppelte gewesen wären, inklusive der Überlegung, was wir für Personalkosten haben, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dienst einspringen. Trotzdem wären die vorgeschlagenen Preise doppelt so hoch gewesen und hätten unsere Qualitätsansprüche nicht erfüllt.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Fürs Protokoll darf ich bekannt geben, dass GR Kowarik temporär entschuldigt ist. - Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Korosec, bitte.

 

10.08.52

GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die Beantwortung, die ich heute jetzt gehört habe. Wir stellen immer wieder Anfragen und lapidar kommt von Ihnen die Antwort: Stellen wir nicht ein.

 

Heute haben Sie gesagt, dass hier natürlich Überlegungen waren, aber aus diesen an sich durchaus erkennbaren Gründen ist es nicht gemacht worden. Das heißt also, die Information war natürlich auch nicht so ausreichend. Daher auch meine Anfrage: Herr Stadtrat, in Interviews kritisieren Sie aber - auch wieder zu Recht - die Teilzeitquote bei Ärzten, nicht? (Amtsf. StR Peter Hacker: Ja!) 15 Prozent der Ärzte arbeiten in Teilzeit. Gleichzeitig hat eine andere Anfrage von uns ergeben, dass rund ein Drittel der Pflegekräfte in Teilzeit arbeitet. Das ist schon ein Alarmsignal. Wieso arbeitet ein Drittel in Teilzeit? Sie sagen, 15 Prozent der Ärzte ist Ihnen zu viel, aber ein Drittel der Pflegekräfte arbeitet in Teilzeit. Das sehe ich schon als Alarmsignal.

 

Wir haben da ja schon sehr oft Vorschläge in alle Richtungen gemacht: Supervisionen, Punktesystem, et cetera. Jetzt meine konkrete Frage: Welche Maßnahmen wollen Sie setzen - abgesehen von finanziellen Überlegungen -, um diese Teilzeitquote zu verringern, das heißt, um eine Besserstellung für die Pflegekräfte zu erreichen - nicht im monetären Sinn, sondern mit anderen Maßnahmen?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf die Damen und Herren in den Bänken, aber auch hinter den Bänken bitten, die Gespräche nach außen zu verlagern. Vielen Dank. - Herr Stadtrat, bitte um Beantwortung.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Ich will Sie gar nicht absichtlich missverstehen, sondern die Frage eben wirklich so verstehen, wie Sie sie gestellt haben. Ich könnte Sie missverstehen, tue es aber nicht.

 

Ich denke, wir sind uns einig, dass das Phänomen, dass immer mehr Arbeitssuchende und Arbeitende auf Teilzeit umschalten wollen, nicht auf den Wiener Gesundheitsverbund reduziert ist. Ich nehme an, wir sind uns darüber einig: Das ist ein ganz generelles Phänomen der modernen Arbeitswelt. Wenn wir uns das in Zeitungen in gescheiten Beiträgen zur Frage der Personalentwicklung durchlesen: Ob das in großen Firmen ist - ganz egal, in welcher Branche - oder ob das kleine Firmen, KMU oder Mittelbetriebe sind, ist völlig egal. Das ist ein ganz interessantes und auch herausforderndes Phänomen unserer Zeit. Da kann man lange darüber schwätzen, was die Gründe und Ursachen dafür sind. Ob das etwas mit der Finanzsituation von jungen Menschen zu tun hat, die sich zweifelsohne von der Finanzsituation von jungen Menschen vor 50 Jahren unterscheidet, oder ob sich da andere Fragen stellen. Da will ich mich überhaupt nicht alterieren. Da gibt es Berufenere, um sich mit solchen Phänomenen zu beschäftigen und darüber zu diskutieren.

 

Was für mich allerdings klar ist: Dass man das Phänomen nicht ignorieren kann. Man kann es auch nicht wegzaubern. Man kann es sich auch nicht wegwünschen. Man kann es sich schon wegwünschen, aber es wird nicht weggehen, sondern es ist einfach ein Phänomen unserer Zeit, quer durch alle Branchen.

 

Ich glaube daher, dass es notwendig ist, zumindest den einen Punkt zu verstehen: Dass es nämlich für junge Menschen heutzutage wichtiger ist, eine spannende Herausforderung zu finden als einen 40-Stunden-Job bis zur Pension. Die Frage, wie spannend, wie interessant und wie abwechslungsreich ein Job ist, ist eine entscheidende Frage. Die zweite entscheidende Frage ist: Wie ist eigentlich die Stimmung mit den Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeitern auf der horizontalen gleichen Ebene? Wie ist der Chef, wie ist die Chefin? Wie führt jemand vor Ort das Team? Da sehen wir definitiv Luft nach oben. Das muss man ganz klar sehen. Wir haben Abteilungsleiter und Abteilungsleiterinnen, die ihre Teams hervorragend leiten, und wir sehen manche, die noch Luft nach oben haben, um das einfach besser in den Griff zu kriegen.

 

Wenn wir uns zum Beispiel im Spitalsverbund - das gilt aber, wie gesagt, quer durch alle Branchen und alle Bereiche - gleiche Arten von Organisationseinheiten anschauen und wir sehen eine unterschiedliche Auslastung der Dienstposten, die zur Verfügung stehen, oder anders gesagt, wir sehen eine unterschiedliche Bereitschaft von Menschen, in solchen Organisationseinheiten zu arbeiten, dann kann das nicht an der Tätigkeit per se liegen, wenn es die gleiche Tätigkeit ist, wir aber solche Unterschiede haben. Daraus folgt, wir müssen auch reflektieren: Wie gut sind unsere Führungskräfte quer durch alles? Das gilt nicht nur für den WIGEV, das gilt quer durch alle Branchen. Das gilt auch außerhalb des öffentlichen Sektors. Wie gut und wie spannend führen Führungskräfte ihre Mitarbeiter? Je erfolgreicher und je besser sie das tun - auch mit modernen Führungsinstrumenten, die man alle lernen kann, die man trainieren und üben kann und über die man tonnenweise Bücher lesen kann -, desto erfolgreicher wird man sein, wenn man Personal braucht und Personal findet.

 

In diesen Bereichen wollen wir uns verbessern und arbeiten auch daran. Es gibt einen eigenen Managementlehrgang im WIGEV, den die Generaldirektorin vor Kurzem begonnen hat und der mit großer Begeisterung auch von Führungskräften des unteren und mittleren Managements besucht wird, bei dem es um diese Frage der Führungs-Skills geht. Natürlich geht es auch um die Frage: Schaffen wir es, Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens routinemäßig wechseln zu lassen? Das ist eine schwierige Frage im Spital.

 

Sie kennen das Beispiel der Frage der Notärzte für den Rettungsdienst. Wir erinnern uns - wir beide sind alt genug -, dass wir vor 10 oder 15 Jahren damit konfrontiert waren, dass die Wiener Rettung keine Ärztinnen und

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular