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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 18.10.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 122

 

Die Arena hat einen Standort gehabt im Industriegelände, neben der Autobahn, der zum Wohnen mäßig attraktiv war, dort gab es Kulturaktivitäten, die den Ort erst zu dem gemacht haben, was er heute ist, ein spannender Lebensraum. Das heißt, da erleben wir Gentrifizierung in Reinkultur.

 

Die sogenannten Gutsituierten, die sich jetzt dort eingemietet haben, die jetzt dort ihre Wohnungen bezogen haben, finden von ihrem Eigentumsbalkon aus, dass es doch nicht so toll ist, wenn da Musik kommt. Haben die nicht gewusst, wohin sie ziehen, haben die ihren Kaufvertrag nicht gelesen? Oder kämpfen sie lieber gegen die Arena, weil es klar ist, dass man gegen die laute Autobahn daneben sicher nicht kämpfen kann und auch der Hubschrauberlandeplatz bleiben wird? Was ist da passiert, dass AnwohnerInnen, die bewusst hier hergezogen sind, sich plötzlich von der Musik und den Gästen gestört fühlen?

 

Das Phänomen ist übrigens weit verbreitet in der Stadt, das bezieht sich keinesfalls nur auf die Arena. Man kauft eine teure Wohnung am Rand des Praters und beschwert sich dann regelmäßig bei der Polizei, weil aus dem Stadion Konzert- oder Fußballlärm kommt oder gar der Wurschtelprater zu laut tönt. Man kauft eine Wohnung auf der Donauplatte und erreicht, dass die Sunken City um 22 Uhr die Luken dicht machen muss.

 

Was ist da los in Wien, bitte schön? Für wen wollen Sie die Stadt in Zukunft errichten? Soll Wien 2030 eher wie Gramatneusiedl sein oder wie London? Wir brauchen pulsierende Orte, wo Neues ausprobiert werden kann. Wir brauchen Freiflächen für junge Leute und Kreative, und zwar nicht, weil wir denen diese Orte schenken, sondern weil eine lebendige Stadt, weil eine Urbanität Orte braucht, wo man unkompliziert zusammenkommen kann.

 

Wir brauchen Orte, wo wir direkt miteinander in Austausch treten, wo wir miteinander tolle Sachen erleben, wo wir uns tatsächlich kennen lernen können und uns nicht nur über Social Media irgendwelche Dinge ausrichten. Deshalb haben wir heute den Antrag zum Erhalt der Arena als spannendes Kulturzentrum gestellt. Wir hoffen auf Ihre Unterstützung. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Mag. Berner, ich will nur kurz anmerken, da du dich zum Livestream vor zwei Tagen geäußert hast: Ja, es ist richtig, der ist kurzfristig nicht in der gewohnten Qualität gewesen, aber es ist übertragen worden. Also der Livestream war vorhanden, aber die Unterteilung in die Redner war nicht ersichtlich, wenn man nachgeschaut hat. Das ist seit vorgestern Nachmittag behoben und es ist so wie jede Sitzung abrufbar. Das will ich nur klarstellen. Es hat ein technisches Gebrechen gegeben, aber es hat weder die Qualität des Livestreams gelitten noch in der Nachbearbeitung zu den gewohnten Vorgaben. So, genug davon.

 

Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Anderle. Bitte.

 

15.23.12

GRin Patricia Anderle (SPÖ)|: Danke schön. Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte KollegInnen!

 

Bevor ich zum Poststück komme, möchte ich etwas zu einem Antrag sagen, den die ÖVP heute einbringen wird, auch ein altes Thema. Ich weiß nicht, wie viele Runden wir hier noch drehen werden (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wenn sich nichts ändert!), nämlich zum Thema Bezirksmuseum. Das wechselt sich ab mit Graffitis, denn mehr Themen habt ihr offenbar nicht. (Zwischenruf von GRin Mag. Laura Sachslehner, BA. - Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Gut, einmal geht’s noch, dann reden wir halt darüber. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: ... nichts gehört ein ganzes Jahr lang!) Die ÖVP scheint trotz wiederholter Klarstellungen nicht zu verstehen.

 

Das Budget der Bezirksmuseen hat sich seit 2019 verdoppelt (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM), von nicht einmal 400.000 EUR auf über 1 Million EUR Förderung, und das dank des Projektes „Bezirksmuseen Reloaded“. Auch die Arbeitsbudgets der einzelnen Museen haben sich zum Großteil verdoppelt und sind insgesamt von 91.700 auf 122.000 EUR gestiegen. Es gibt auch einen Sonderbudgettopf, der jetzt zum Beispiel in Ottakring geholfen hat, und man konnte Archivschränke ankaufen. Es hat in letzter Zeit wahnsinnig viele erfolgreiche Ausstellungen gegeben, die Museen arbeiten fleißig. Unsere Stadträtin war jetzt bei sehr vielen Eröffnungen, und die waren auch alle sehr gut besucht, zum Beispiel im 2. Bezirk die Ausstellung zur Weltausstellung. In Vorbereitung sind gerade die „EislerTage“, anlässlich des Geburtstages von Hanns Eisler. Das wird ein wissenschaftliches Symposium, Konzerte, Ausstellungen und auch einen Eisler-Kulturpfad umfassen, alles vorbereitet von den vielen MitarbeiterInnen, daran beteiligt sind die Bezirksmuseen Landstraße, Wieden, Leopoldstadt und Donaustadt.

 

Die Bezirksmuseen leisten großartige Arbeit und haben diese Schmutzkampagne, die immer von Seiten der ÖVP, besonders von Kollegin Sachslehner, kommt, wirklich nicht verdient. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wenn das schon eine Schmutzkampagne ist, huch!) Ich bedanke mich bei all den tollen Menschen, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich und mit großem Engagement und Fachwissen der historischen Aufarbeitung der Bezirke widmen und gemeinsam an der Erfolgsgeschichte „Bezirksmuseen Reloaded“ arbeiten. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Nun zum Poststück, Kollegin Berner hat schon einiges ausgeführt. Der Slogan „Hier, jetzt und für alle“ von 1976 symbolisiert den Beginn einer Bewegung, bei der unsere Eltern oder vielleicht auch einige von uns für einen Ort der Jugendkultur, Alternativkultur und Gegenkultur gekämpft haben. Und ja, das war in einer Zeit, als es solche Stätten dringend gebraucht hat. Dieser Ort des zivilen Ungehorsams ist auch der Geburtsort von vielen weiteren Kulturstätten, natürlich auch von der heutigen Arena, dem WUK oder dem Amerlinghaus. Die Arena Wien ist mehr als nur ein Veranstaltungsort, sie ist das Herzstück der österreichischen Musik- und Kulturszene. Im besagten Sommer 1976 trugen Persönlichkeiten wie Georg Danzer, Dieter Schrage, die Schmetterlinge und Willi Resetarits zu ihrem Entstehen bei.

 

Wien hat aus diesen Protesten gelernt und das Positive daraus gezogen, wie es in unserer Stadt immer geschieht, immer im Interesse der Menschen in Wien. Wir

 

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