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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 27.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 67 von 115

 

kümmern, sondern jetzt nur mit Innovationsprojekten daherkommen. Ich möchte es jetzt nicht rechtfertigen, überhaupt nicht, ich möchte nur ein paar Gedanken dazu mitgeben: Die Herausforderungen im Bildungsbereich sind riesengroß. Sie haben mit der Analyse teilweise recht, teilweise natürlich sehr überzogen, aber der Personalmangel ist einer, der uns vor unpackbare Herausforderungen stellt und den wir aber nicht von einem Tag auf den anderen lösen können. Was ist deswegen wichtig, natürlich auch, weil das Bildungssystem in Summe so träge ist, weil diese Bund-Länder-Kompetenzverteilung ein wirkliches Hemmnis ist? Den Zugang von außen zu suchen, neue Wege zu gehen - das ist das, was die Bildungspolitik auch in diesem Jahrhundert braucht, den Blick über den Tellerrand. Deswegen gibt es auch zum Beispiel ein Wiener Bildungsversprechen, das sagt, wir schauen uns genau die Schulen an, die besonderen Bedarf haben. Wo müssen wir besonders investieren? Die bekommen zusätzliche Finanzierung von uns, die bekommen Unterstützungspersonal, um sich selbstständig zu entwickeln, um eben mit einem guten Selbstwert auch als Schule gesamt in die Zukunft zu gehen. Davon profitieren die Schülerinnen und Schüler, aber natürlich auch die Eltern und die Lehrerinnen und Lehrer. Das entlastet sie auch in weiterer Folge von der ganzen Bürokratisierung, was Sie in einem Antrag eingebracht haben. Da bin ich voll bei Ihnen! Ja, das ist ein Wahnsinn, da muss man wirklich ansetzen. Deswegen finde ich Ihren Antrag auch wirklich gut.

 

Aber auch die Wiener Bildungschancen eröffnen den Blick über den Tellerrand mit einem umfangreichen, kostenlosen Angebot. Holen wir uns Expertise von außen, entlasten wir die Eltern bei der Finanzierung von solchen Angeboten, weil sie eben so wichtig für die Kinder sind, und in diesem Fall natürlich auch wieder vom bürokratischen Aufwand, denn bisher war es so: Ein Lehrer, eine Lehrerin, die irgendetwas mit einer Klasse machen wollte, musste sich immer um die Finanzierung kümmern. Machen alle Eltern mit? Wo kann ich das einreichen? Wo bekomme ich mein Angebot her? Das alles fällt für die Wiener Schulen in Zukunft weg. Das ist Bürokratieabbau, wie er funktioniert, und darauf bin ich auch besonders stolz, dass wir das geschafft haben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Zum Abschluss: Ich glaube, es ist in diesem Bereich viel weitergegangen, natürlich immer in Anbetracht der vielen Krisen, der großen Herausforderungen, die wir haben. Diese werden uns auch in den nächsten Jahren noch massiv begleiten. Insgesamt aber können wir sehr stolz sein, was wir in Wien auf die Beine stellen, für die Eltern, für die Schülerinnen und Schüler, für unser Wien. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Die tatsächliche Redezeit waren jetzt 14,5 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Malle. Die selbstgewählte Redezeit sind 8 Minuten, die ich hiermit einstelle.

 

16.31.32

GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat! Sehr geehrte Vorsitzende! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

 

Das Bildungsbudget wurde heute Morgen vom Finanzstadtrat ja schon sehr positiv besprochen. Das ist ja klar, zum Teil aber auch ein bisschen unrealistisch, denn wenn man sich das so anschaut, denkt man sich: Wenn wir schon so viel Geld für Bildung ausgeben, warum kommt es denn dann nicht dort an, wo es wirklich gebraucht wird? Warum haben wir immer noch so viele Baustellen? Da bin ich Kollegin Emmerling jetzt schon dankbar, dass sie einen doch etwas realistischeren Blick auf die Dinge hat, als wir das heute Morgen gesehen haben.

 

Wir haben heute Morgen auch sehr viel über die Digitalisierung gehört. Als Lehrerin, die in der Praxis steht, kann ich Ihnen sagen, das wäre schön, wenn das so funktionieren würde. Es gibt immer noch Schulen, wo ganz banal das WLAN einfach nicht funktioniert. Von digitalen Whiteboards brauchen wir gar nicht reden, also in Wirklichkeit gibt es immer noch ganz oft die alte, klassische Tafel. Das ist auch nichts Schlechtes, denn ich denke, die Probleme sind in Wirklichkeit ganz anders gelagert, da kann man davor noch ganz woanders ansetzen.

 

Das Gratismittagessen - super! Auch da haben wir schon seit November Druck gemacht und freuen uns, dass das auch wirkt. Kollegin Emmerling will das ja, habe ich heute den Medien entnommen, auch für die Horte. Das finden wir natürlich auch sehr schön. Wir hoffen, dass der Koalitionspartner sich dem auch fügen wird und dass die SPÖ da nicht blockiert. Viel Glück wünsche ich Ihnen bei den Verhandlungen. Wir freuen uns sehr, dass Sie auch das angehen wollen, zumindest haben wir das heute so gelesen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich möchte aber doch auf drei zentrale Punkte eingehen, die ich wirklich als Baustellen im Bildungsbereich sehe. Einer wurde auch schon genannt, der Personalmangel. Wir wissen, Lehrerinnen und Lehrer sind am Anschlag. Sie können nur mehr Mängel in einem System, das ohnehin schon ziemlich kaputt ist, ausgleichen und arbeiten momentan wirklich sehr hart. Es ist aber leider nichts Gutes zu erwarten, was den Herbst betrifft. Die Schätzungen der Lehrergewerkschaft sind dahin gehend, dass es im Herbst 160 Volksschulklassen ohne klassenführende Lehrkräfte geben wird. Ich kann Sie an letztes Jahr erinnern, das absolute Chaos im Herbst, wo nicht alle offenen Stellen besetzt werden konnten, weil die Zuteilungen nicht rechtzeitig da waren. PädagogInnen, die arbeiten wollten, wurden nicht zugeteilt, Klassen waren ohne LehrerInnen. Es ist auch nicht so, dass das jetzt gelöst wäre.

 

Mir ist unlängst ein Fall bekannt geworden, wo eine Lehrerin arbeiten wollte, mittlerweile kann man sich Gott sei Dank ja auch unterm Schuljahr bewerben. Da hat die Schule schon darauf gewartet, die Direktorin mehr oder weniger die Zusage gegeben, die KollegInnen, alle haben damit gerechnet. Es war eigentlich alles klar, nur leider ist die Bewerbung bei der Bildungsdirektion irgendwo hängen geblieben und nicht weiterbearbeitet worden. Ich denke mir, das ist natürlich blöd, wenn das nicht funktioniert, aber Wertschätzung für so einen wichtigen Beruf sieht tatsächlich anders aus.

 

Wenn wir schon bei Wertschätzung sind: Wir wollen, dass Sie als Bildungsstadtrat auch endlich Anreize schaffen - und das können Sie schon tun -, dass mehr LehrerInnen diesen Beruf wählen. Wir vermissen hier wirklich

 

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