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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 28.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 91 von 106

 

nachrechnen, wissen Sie, was das bedeutet, das ist der Freitag, das ist der Tag der Zeugnisverteilung in Wien und somit der letzte Schultag für unsere Kinder. Die Sommerferien fangen an und es ist der Startschuss in eine wohlverdiente Pause - abschalten, ausschlafen und die freie Zeit genießen mit Spiel, Spaß und Erholung. Um es mit den Worten einiger Eltern auszudrücken: Oje, nur noch drei Tage. Denn dann fängt für viele berufstätige Erziehungsberechtigte eine neunwöchige, organisatorisch mühsame und kostenintensive Herausforderung in unserer Stadt an. Neun Wochen, die so gestaltet werden müssen, damit eine gute und qualifizierte Betreuung für die eigenen Kinder sichergestellt ist. In Wien leben rund 157.000 Kinder zwischen 6 und 15 Jahren, und all diese Kinder müssen gut aufgehoben sein. Wien bietet ja grundsätzlich eine breite Palette an, sowohl an privaten als auch an städtischen Ferienbetreuungsangeboten. Leider sind diese für finanzschwache Familien häufig nicht leistbar und zwar insbesondere für Mehrkinderfamilien.

 

Ich bin ja der Meinung, dass die Stadt Wien klar die Verantwortung übernehmen muss, einerseits bei der Hilfestellung rund um die Finanzierung, aber andererseits auch bei den Angeboten an Ferienbetreuung. Grundsätzlich hat die Stadt Wien den Bedarf an geförderter Kinderbetreuung richtig erkannt, wählt aber leider ein suboptimales Modell und scheitert an der Umsetzung und an der Transparenz. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Mit einem Förderbetrag von insgesamt 9 Millionen EUR stellt die Stadt Wien inklusive 4 Vereinen 24.000 Ferienbetreuungsplätze zur Verfügung. Wir müssen da ganz klar sagen, diese Vereine, ja, die sind eher intransparent, es gab auch keine vorherige Ausschreibung, und wenig überraschend, drei davon SPÖ-nahe. Aber gut, schauen wir uns jetzt einmal gemeinsam die Summer City Camps an, den Wiener Weg der Sommerferienbetreuung. Bevor das Raunen kommt, ich möchte nur kurz zu Beginn festhalten, dass ich generell die Idee der Camps lobe und auch die derzeitigen Betreiber und auch die dazupassenden Konzepte gut durchdacht finde, aber die Art der Förderung, ja, die ist leider fragwürdig.

 

Da komme ich auch schon zu Punkt 1, nämlich die intransparente Finanzierung - so nenne ich die jetzt einmal. Die Kostenaufstellung schaut folgendermaßen aus: Unter Einberechnung des Elternbeitrages von 50 EUR pro Woche kommt man auf Gesamtkosten von 425 EUR pro Kinderbetreuungsplatz pro Woche und 375 EUR davon ist reines Steuergeld. Da befindet man sich hinsichtlich der Kosten schon im hochpreisigen Segment. Private, nichtgeförderte Anbieter von Ferienbetreuung, können, obwohl ihr Angebot nicht selten günstiger oder besser ist, nicht konkurrieren und ja, es gab mehrere Klagen, dass andere Anbieter nicht zum Zug kommen. Was ist das Fazit? Das Geschäftsmodell rechnet sich nicht, auf kurz oder lang werden einige ihre Tätigkeit einstellen müssen. Und was ist das Ergebnis? - Trotz hoher Förderung haben wir ein geringes und knappes Angebot an Ferienbetreuung in unserer Stadt.

 

Wien lässt dabei Familien bei der Planung der Ferienbetreuung keine individuelle Wahl zu und vor allem finanzschwache Familien haben deshalb keine andere Chance, als auf dieses wenig durchdachte Modell der Summer City Camps zurückzugreifen.

 

Punkt 2: „First come, first served“, das unverständliche Prinzip der Anmeldungen. Leider bietet die Stadt Wien hier für Familien schlechte technische Voraussetzungen für einen gelungenen Anmeldeprozess an. Wir haben es schon gehört, der Andrang war übergroß, das Anmeldesystem ist zusammengebrochen. Elternteile waren über Stunden hinweg damit beschäftigt, einen Platz zu ergattern. Man musste natürlich auch flexibel sein und in dieser Minute im Internet die Zeit verbringen, aber leider häufig ohne Erfolg.

 

Fazit: Wenn das Wunschangebot ausgebucht war, musste in der Sekunde eine Alternative gefunden werden, entweder ein anderer Betreuungszeitraum und aber auch ein anderer Ort, wo man die Kinder unterbringen kann. Was heißt das? - Es ist eine spontane Herausforderung für Eltern. Man verlangt von Eltern, dass sie diese Situation akzeptieren oder auch eine Anreise quer durch Wien in Kauf nehmen müssen, wenn man in seiner Gegend eben keinen freien Platz mehr bekommt. Da würde ich ganz klar sagen, dass Eltern gezwungen werden, flexibel zu sein, die Stadt jedoch weiterhin unflexibel ist. Mit einer Schulnote: Ich weiß nicht, schwach genügend oder so.

 

Aber, jetzt kommt das große Aber, es gibt ja zum Glück die Wiener Volkspartei. Die Wiener Volkspartei hat da jetzt wirklich nachgedacht und sich ein neues Modell überlegt. Familien in Wien brauchen nämlich definitiv Unterstützung bei der Sommerferienbetreuung ihrer Kinder und jede Familie soll individuell entscheiden, wo wie und vor allem von wem ihre Kinder betreut werden sollen. Die Stadt Wien darf mittels ausgewählter Betreiber kein alleiniges Angebot schaffen, weil Familien das Recht haben, aus einem reichhaltigen Angebot frei zu wählen und eben auch aus einem Angebot von und mit privaten Trägern. (Beifall bei der ÖVP und von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.)

 

Ja, also ich sehe schon, Sie sind da jetzt, glaube ich, weniger begeistert. Deswegen gleich einmal zuhören, weil jetzt präsentiere ich das neue Modell Summer City Camps 2.0, nämlich das Gutschein-Modell. Da komme ich gleich zu Punkt 1, das ist jetzt nämlich die transparente Finanzierung. Da soll das Gesamtbudget von 9 Millionen EUR beibehalten werden, neu ist aber, dass es laufend evaluiert wird, um eben ausreichend Angebot für unsere Kinder in der Stadt zu schaffen. Und anstatt einzelne Betreuungsanbieter zu fördern, sollen Familien einen Gutschein in der Höhe von 250 EUR bekommen mit einem Selbstbehalt von 50 EUR. Diesen Gutschein können Familien im Sommer bei einer Wiener Ferienbetreuungseinrichtung ihrer Wahl einlösen. Was ist der Vorteil? (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović: Dass sie eine Woche dafür bekommen! Super!) Die Eltern wählen frei das pädagogische Konzept, sie können den Ort und auch den Zeitraum frei wählen. (Zwischenruf von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović:) - Wie bitte? - Na ja, einfach zuhören einmal, genau. Fazit daraus: Wenn wir mehr Anbieter haben, nämlich auch Private, ist Fakt, dass wir

 

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