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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 25.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 67 von 99

 

wir haben auch einen eigenen Klimaplan bei uns im Bezirk. Sehr gespannt bin ich auf die angekündigten Fördermodelle für klimaadäquate Sanierungen im Welterbe. Da hätte ich eine Bitte, dass man das nicht mit sechs bis zehn Jahre in die Spalte schreibt, sondern dass vielleicht noch diese Stadtregierung sich daran setzt und hier ein konkretes Fördermodell auch entwickelt, denn das würde uns natürlich interessieren.

 

Und wenn wir vom Klimaschutz sprechen, dann ist es mit dem ökologischen Fußabdruck auch nicht weit zum Tourismus, denn es ist schon die Frage, wenn Personen in Massen mit Bus, mit Schiff, mit Billigflieger kommen, ob das die Form von Tourismus ist, die wir tatsächlich wollen. Insofern bin ich dankbar für das Handlungsfeld Tourismus, wenn ich auch eindeutig sagen möchte, ich sehe Weltkulturerbe nicht als Tourismus-Label, sondern für uns ist tatsächlich eine Frage, wie wir die Innere Stadt langfristig erhalten. Und Umbauten sollen sich nicht nach Touristen richten, aber wenn das natürlich ein Synergieeffekt ist, herzlich willkommen. Und das, was wir brauchen, ist ein Tourismus, der nachhaltig und qualitätsorientiert ist. Wenn hier auf die Visitor Economy Strategie verwiesen wird, halte ich das für einen guten Ansatz, aber es wird hier viel geredet von Monitoring, von Prüfung, von Stärkung. Guter Ansatz, aber etwas vage. Vielleicht könnte man hier auch einen eigenen Managementplan für Touristenströme für die Innere Stadt machen, ganz konkret auch hineinschreiben, dass man sich eine Entflechtung der Touristenströme wünscht. Im Fließtext steht so schön drin: „Belebung verschiedener Quartiere mit dem Effekt der Entlastung.“ Ich finde es schade, dass das nicht bei den konkreten Maßnahmen auch aufgelistet ist.

 

„Forschung, Kommunikation, Capacity Building“, da finde ich es wieder interessant im Unterschied zu dem, was ich vorhin in dem anderen Kapitel auch kurz zitiert habe, dass hier kein Wort von den Bezirken steht. Ich ersuche auch hier bitte um Einbindung der Bezirke und darf das auch ausdrücklich hier monieren.

 

Eines der spannendsten Dinge ist dann noch „Historische Gärten, Parks und öffentliche Räume“, weil interessanterweise dort dann bei den konkreten Handlungsfeldern und Maßnahmen vor allem auf Gärten, Parks, Grünlagen repliziert wird, aber leider nicht auf den öffentlichen Raum. Ich würde sehr dafür plädieren, ein eigenes Handlungskapitel mit dem öffentlichen Raum zu eröffnen und dort auch Dinge hineinzuschreiben, wie wir uns den Umgang mit dem öffentlichen Raum vorstellen. Beispielsweise Nutzungs- und Sanierungskonzepte, etwas, was eindeutig auch von der Stadtregierung betrieben und befürwortet wird, wo ich glaube, wir einen großen Grundkonsens haben, wo wir viel gemeinsam besprochen haben, auch mit dem Bezirk. Ich bitte hier einfach, das so schnell wie möglich auch umzusetzen. Ich höre immer, es ist am Wege, aber ich hoffe, es wird einmal geschehen. Dann könnte man reinschreiben, was dann auch schon tatsächlich erfüllt ist, wenigstens mustergültig für die Region Kärntner Straße, Graben, Stephansplatz. Das könnten wir dann als Muster verwenden für die weiteren zum Beispiel Begegnungszonen, wo wir das an sich ja schon grundgelegt haben als Neuordnung für den öffentlichen Raum, damit jeder weiß, was dort sein kann und was nicht.

 

Denn das, was wir haben, ist ein massiver Nutzungsdruck. Ich habe kaum einen Quadratmeter, wo ich nicht ein Dutzend Ansprüche habe, denn der eine möchte einen Radständer oder einen Radweg dort haben, der Nächste hätte gerne einen Baum oder eine Begrünung, mancher hätte auch gern dort vielleicht einen Parkplatz, einen anderen Verkehrsweg, jemand anderer ein Denkmal oder ein Kunstwerk. Dann haben wir noch andere Dinge im öffentlichen Raum, für die wir auch Platz haben müssen, wie Mistkübel, und so weiter, das geht sich alles nicht aus. Ich glaube, wir brauchen auch Freiräume für die Menschen, auch und vielleicht gerade nach einer Pandemie, wo die Menschen das Bedürfnis haben, sich im freien Raum zu bewegen, und das nicht dicht an dicht, wie die berühmten Sardinen in der Büchse, sondern wo sie sich auch wohlfühlen können im öffentlichen Raum. Und ich brauche Instrumente, dass die Menschen nicht sagen, wie es einmal in einem Slogan „Die Stadt gehört dir.“ geheißen hat, nein, nur ich habe den Anspruch darauf und ich benütze das für mich, sondern es soll schon ein gedeihliches Miteinander sein.

 

Ich möchte auch noch ganz kurz auf das Erhalten und Bauen eingehen, also das letzte Handlungsfeld, das ich noch nicht erwähnt habe. Ja, das mit dem Dachkataster halte ich für einen großen Fortschritt, da möchte ich mich auch beim Bundesdenkmalamt sehr herzlich bedanken. Zu den Hochhäusern ist schon viel gesagt worden. Wir hätten halt ganz einfach gerne die Garantie, dass so ein Pallawatsch, um das wienerisch zu sagen, nicht mehr passiert, und auch eine Koordinierungsstelle. Das ist uns auch wichtig, weil wir gerne miteinbezogen werden wollen. Ich hoffe sehr, dass es in der Zukunft zu transparenten Verfahren kommen wird, dass wir für die Großprojekte eine Art Welterbe-Verträglichkeitsprüfung haben, wo dann alle wissen, woran sie sind, denn dass ein Projektwerber neun Jahre lang da verhandeln muss, ob dann ein Projekt funktioniert oder nicht, ist ja auch aus Projektwerbersicht nicht gerade sexy, wenn ich das so sagen darf, und vielleicht abschreckend für andere, die sehr gute Projekte umsetzen wollen in dieser Stadt.

 

Die Einbeziehung des öffentlichen Raumes habe ich schon erwähnt, und meine große Bitte: Die ehrliche und ernst gemeinte Einbindung der betroffenen Bezirke. Das, was wir wollen, ist, das Weltkulturerbe für kommende Generationen zu erhalten. Und weil hier sehr viel von Papieren, sehr viel von Studien, Fachkonzepten, und so weiter gesprochen wurde: Papier ist geduldig, bis zu einem gewissen Grad, ich bin es nicht, und ich freue mich sehr, wenn das gilt, was gesagt worden ist, dass das der Beginn der Umsetzung ist. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Dr. Kickert zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihr.

 

16.34.35

GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte ZuseherInnen vor den Bildschirmen! Sehr geehrter Herr Bezirksvorsteher!

 

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