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Gemeinderat, 14. Sitzung vom 28.10.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 92

 

keine Lügen und verunsichern Sie nicht durch wirklich hanebüchene Behauptungen.

 

Ich habe gerade auch von Herrn Kollegen Gara gehört, der Bund möge ... Ich darf daran erinnern, in Österreich haben sich die Länder ausgebeten, das Impfen zur Ländersache zu machen. Das unterscheidet uns von den sehr erfolgreichen Impfländern, denn dort ist das zentral organisiert worden. Ich glaube, man sollte tatsächlich für die Zukunft überlegen, ob dezentralisierte Organisation das Ideale ist. Ich glaube, mit zentralisierten Maßnahmen könnte man effizienter und schneller durchgreifen. Das ist meine persönliche Meinung dazu.

 

Was diese Länder mit hohen Impfquoten ebenfalls auszeichnet, ist das große Vertrauen in das Gesundheitssystem. Ich glaube, auch da haben wir in Österreich extremes Potenzial, und ich fürchte leider, wir haben hier ein bisschen einen Grund verloren, denn wenn die Menschen ihre OPs nicht bekommen, wenn sie sie brauchen, dann erschüttert das unbestritten. Hier haben wir also Boden gut zu machen.

 

Ich komme noch einmal zum Impfen zurück und nicht nur zum grundsätzlichen Vertrauen in das Gesundheitssystem. Wenn wir ins nahegelegene Burgenland schauen, SPÖ-regiert, haben die dort mit einer Impflotterie einen Turbo gezündet, in Australien, in Quebec ebenso. Diese Städte und Länder haben mit Impflotterien wirklich die Impfquote gut nach oben treiben können, und ich denke mir, diesen erfolgreichen Ansatz könnte sich auch Wien anschauen, um hier diese notwendigen 10, 15 Prozent, die wir noch erreichen können, anzusprechen.

 

Darum bringe ich heute mit den Kollegen Margulies, Prack und Arsenovic einen Antrag ein, der das derzeitige Anreizsystem, nämlich eine Impflotterie nach internationalem Vorbild, auch in Wien einführen lassen soll. Wir denken hier auch an attraktive Preise, die sowohl einen ökologischen wie auch einen sozialen Charakter haben. Unser Haupttreffer wäre Gratis-Öffi-Fahren für die ganze Familie, ein Leben lang. Ich glaube, das wäre schon ziemlich cool. Es muss nicht das Auto sein, es gibt auch wirklich andere sehr sinnvolle Preise, die einen Anreiz geben können. Wir würden natürlich auch alle Menschen, die bereits geimpft sind, an der Lotterie teilhaben lassen wollen. Im Sinne des Herrn Bürgermeisters, der jüngst sagte, alles, was zur Erhöhung der Impfquote beiträgt, ist gut, nehme ich ihn da jetzt beim Wort. Wie gesagt, wir bringen diesen Antrag ein, der zur sofortigen Abstimmung eingebracht wird.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte heute noch ein zweites innovatives Projekt besprechen und Ihre Aufmerksamkeit auf das Thema Pflege lenken. Wie uns allen bekannt ist, steigt der Pflegebedarf - Stichwort demographische Entwicklung, Stichwort wir werden alle älter, Stichwort beim Älterwerden treten neue Krankheiten zu Tage, beispielsweise demenzielle Erkrankungen. Wir haben Veränderungen in der räumlichen und sozialen Beziehungsstruktur vor uns, und damit braucht es auch andere Betreuungsstrukturen. Die Anforderungen in der Langzeitpflege sind also definitiv enorm und steigend.

 

Wir brauchen nicht nur mehr Pflegekräfte - Sie wissen, bis 2030 für Wien an die 10.000 zusätzliche Pflegefachkräfte -, sondern wir brauchen, und das, glaube ich, ist ganz, ganz wichtig, auch ganz neue Konzepte und Ideen, wie wir die Pflegeversorgung zukünftig sicherstellen können, denn es geht um menschenwürdige, es geht um professionelle und natürlich auch leistbare Pflege.

 

Wie kann das gehen? Einerseits hat die Bundesregierung die Pflegereform in die Wege geleitet. Das ist ein ganz wichtiger und notwendiger Schritt. Die Bundesregierung arbeitet aber auch daran, diese Pflegeversorgung grundsätzlich weiterzuentwickeln. Wie kann denn so eine grundsätzliche Weiterentwicklung erfolgen? Sie hat diesbezüglich ebenfalls internationale Beispiele herangezogen und ist beim Konzept des Communitynursing stehen und hängen geblieben, wie ich finde, ein sehr gutes zukunftsweisendes Konzept. Dieses Konzept soll zukünftig auch in Österreich Eingang finden.

 

Communitynurses - ich glaube, viele wissen noch gar nicht so recht, was sie damit anfangen sollen, wohin die Reise gehen soll. Gedacht ist, dass das von den Gemeinden oder von den Städten, eben von den Kommunen selbst organisierte diplomierte Pflegefachkräfte sind, die sehr niederschwellig, sehr bedarfsorientiert zu den Menschen mit Pflegebedarf, zu den Familien, die Pflegeangehörige haben, hingehen und fragen: Was braucht es? Was braucht es in diesem Stadium für diese Person, für das Familiensystem? Und was, glaube ich, auch ganz wichtig ist: Was gibt es schon? Was gibt es an Unterstützungsleistung in diesem Gebiet, in dieser Gegend, in diesem Grätzl?

 

Oft finden diese Informationen, das Bedürfnis und das Angebot nicht zueinander, beziehungsweise überfordert die Pflegesituation oft einfach. Da ist es gut, wenn es Menschen gibt, die man fragen kann, die kommen und sich einfach vor Ort die Situation anschauen: Wie ist die Wohnsituation, wie ist der Pflegebedarf, wie ist das Angebot, wie sind die Ressourcen? Communitynurses können das machen, und darum ist es eigentlich sehr spannend, sich dieses Konzept ganz spezifisch auch für die Wiener Situation anzuschauen.

 

Die Bundesregierung hat 500 Communitynurses versprochen. Jetzt gehen sie einmal step by step. Ich habe geschildert, man weiß noch nicht genau, wohin die Reise wirklich geht, wo die Bedürfnisse sind, wo die Angebote sind. Gehen wir einmal Schritt für Schritt in diese Richtung. Mit 150 Communitynurses in Österreich, finanziert durch Mittel der EU, das sind 54 Millionen, soll im 1. Schritt herausgefunden werden, wo die Bedarfe sind, wo angeknüpft werden kann, wie so ein Arbeitsfeld, so ein Berufsbild der Communitynurses in Österreich in den jeweiligen Kommunen ausschaut.

 

Ein Call ist vorige Woche von der Regierung gestartet worden, und ich wünsche mir, dass wir als Stadt Wien, dass die Regierung von SPÖ und NEOS diesem Call folgen wird und Konzepte einreicht, wie Communitynursing in Wien gemacht werden kann. Es sind ja an die 100.000 EUR pro Communitynurse pro Vollzeitstelle abholbar. Da NEOS und SPÖ im Regierungsprogramm festgehalten haben, dass sie selbst ja auch die Idee des

 

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