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Gemeinderat, 13. Sitzung vom 22.09.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 101 von 118

 

auch landwirtschaftliche Betriebe im Allgemeinen nicht mehr in Wien produzieren können, sehr geehrte Damen und Herren.

 

Wie es also dort weitergeht, ist ungewiss. Das Damoklesschwert schwebt über dem Betrieb. Die Stadt hüllt sich auch in Schweigen. Ich finde es stark, dass seitens der Stadt selber nicht im Vorfeld mit der Gärtnerei beziehungsweise mit der Familie über diese Vorhaben gesprochen wurde. Diese hätte vermutlich erst dann davon erfahren, wenn der erste Bagger aufgefahren wäre oder wenn von heute auf morgen der Vertrag gekündigt werden würde, sodass sie dort nicht mehr bewirtschaften können.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, mir liegt der Betrieb sehr am Herzen, nicht nur, weil ich generell dafür bin, dass die Landwirtschaft in der Stadt ihren Platz haben soll, sondern weil man sieht und spürt, mit welcher Leidenschaft und mit wie viel Herzblut diese Familie dort arbeitet und großartige Produkte für unsere Stadt produziert. Wir haben gerade 30 Prozent Eigenversorgungsgrad in Wien, es ist eine wohnortnahe Produktion, sie haben dort einen großartigen Abhofverkauf. Es sind dadurch kurze Wege gewährleistet. Ich glaube, das ist in unserer aller Sinne, wenn auch die Produktion in die Gedanken über eine Stadt der kurzen Wege miteinfließt. Das sehe nicht nur ich so, sondern - und ich habe heute das Update bekommen - das sehen auch mehr als 4.600 Menschen, die vor Ort die Petition der Gärtnerei unterschrieben haben, sehr geehrte Damen und Herren. Das sind umgerechnet 5,7 Prozent all jener, die bei der letzten Wahl im Bezirk dort gewählt haben. Sehr geehrte Damen und Herren, vor allem der SPÖ, ich würde mir das also schon überlegen, ob man sich da nicht noch mehr darum bemüht, die Gärtnerei vor Ort zu erhalten.

 

Deswegen bringe ich heute auch einen Antrag ein, der sich dafür ausspricht, die Gärtnerei vor Ort zu erhalten.

 

Von diesem konkreten Beispiel möchte ich auch noch kurz auf die Metaebene und zu einem politischen Instrument kommen, das auch dazu beitragen kann, nicht nur die Gärtnerei per se zu schützen, also im Speziellen, sondern auch die Landwirtschaft langfristig zu erhalten, das ist der AgSTEP, der Agrarstrukturelle Entwicklungsplan - für die, die ihn noch nicht kennen. Ich habe ihn schon mehrfach an dieser Stelle erwähnt. Sein Ziel ist es, die Landwirtschaft langfristig zu sichern und zu erhalten. 2004 wurde er entwickelt, und beim ersten Stadtentwicklungsplan 2005 hat er auch noch seine Verankerung gefunden. Seither ist er aber sukzessive in den Hintergrund getreten und in Vergessenheit geraten. Der Grund, warum ich dieses Thema auch jetzt aufs Tapet bringe, ist, dass sich jetzt ein „window of opportunity“, wie man so schön sagt, öffnet, denn im Juni wurde von den Regierungsfraktionen mit den GRÜNEN ja die Überarbeitung des STEP, des Stadtentwicklungsplanes 2035, beschlossen.

 

Ich möchte, dass dieser AgSTEP, dieser Agrarstrukturelle Entwicklungsplan, wieder auf den Radar der Stadtregierung kommt, und ich möchte auch, dass dieser AgSTEP im nächsten Stadtentwicklungsplan sichtbar wird, nämlich insofern, dass dort die Flächen der Landwirtschaft, die geschützt werden sollen, auch entsprechend verortet werden. Denn, sehr geehrte Damen und Herren, was auf der Karte unsichtbar ist, das verschwindet nach und nach auch in der Realität.

 

Fünf Punkte würden wir Ihnen gerne mitgeben, die für diese Überarbeitung des STEP und auch für das Miteinfließen in den Stadtentwicklungsplan aus unserer Sicht notwendig sind. Kurz zusammengefasst: Eben diese Verschmelzung zwischen dem Stadtentwicklungsplan und dem AgSTEP, also die kartographische Verortung, dass er auch dem Wohnbauausschuss vorzulegen ist und im Gemeinderat diskutiert wird, um das Thema auch ein bisschen mehr ins Bewusstsein zu bringen, dass Vorrangflächen nicht mehr reduziert werden dürfen, sogar ausgeweitet werden, dass landwirtschaftliche Fläche, die bewirtschaftet wird, gleich bleiben muss und - das ist mir auch wichtig - dass Pachtverträge zwischen Privaten und der Stadt auf mindestens zehn Jahre abgeschlossen werden, denn nur so wird ein nachhaltiges Wirtschaften in der Landwirtschaft auch möglich, sehr geehrte Damen und Herren. Das sind fünf konkrete Maßnahmen, um den AgSTEP wieder zum Leben zu erwecken und der Landwirtschaft zu zeigen, dass sie in der Stadt mehr als willkommen ist. - Vielen Dank.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Abrahamczik. Ich erteile es ihr.

 

20.22.44

GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich weiß, es ist fortgeschrittene Stunde und wir haben nach meiner Wortmeldung, so sich dann nicht noch jemand spontan meldet, die zweite Dringliche, die heute noch ansteht. Daher versuche ich, mich kurz zu fassen. Ich möchte noch einmal hervorheben, weil es jetzt sozusagen vielleicht schon in Vergessenheit geraten ist, dass wir über ein wunderbares Projekt, nämlich das „WeltTellerFeld“ reden. Es ist im Bereich der „Kleinen Stadtfarm“ und - weil Kollegin Otero Garcia gesagt hat, es richtet sich an Kinder und Jugendliche, es geht weit darüber hinaus - es richtet sich an alle interessierten Besucherinnen und Besucher, es ist öffentlich zugänglich.

 

Worum geht es? - Wenn wir im Supermarkt einkaufen, sehen wir vollgeschlichtete Regale und oft wird nicht hinterfragt, woher das kommt, wie es produziert wurde, wie viel Fläche dafür verwendet wurde, was die ökologischen Folgen sind, wie hoch der Arbeitsaufwand ist. Darum geht es beim „WeltTellerFeld“. Es geht darum, den Menschen zu zeigen, woher unser Essen kommt, wie es produziert wird. Es ist als ein interaktiver Lernort angelegt, das heißt, Leute kommen dort hin, können das selber erleben, können es begreifen, angreifen und damit ein viel besseres Verständnis dafür bekommen, wie Lebensmittel entstehen. Es gibt sehr viele spielerisch gestaltete Elemente, es wird interaktiv nutzbare Stationen geben, man kann sowohl beobachten als auch selber hingreifen als auch reflektieren. Ziel ist, ein Bewusstsein zu schaffen für die Vielfalt an gesunden und nachhaltigen Angeboten, die es auch in unserer Stadt gibt.

 

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