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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 23.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 109

 

Ehre, das ist wahrscheinlich auch meinem Alter geschuldet, das ist schon der dritte Stadtentwicklungsplan, den ich miterlebe, wahrscheinlich auch der letzte, weil 2035 bin ich sicher nicht mehr politisch tätig. Ich habe miterlebt, welche Phasen es waren.

 

2004 habe ich erwähnt, da standen die Zielgebiete im Vordergrund, da haben wir uns der Problematik der Stadt angenommen. Da haben wir uns auch der Neuentwicklung der Stadt angenommen. Da ging es auch um den Brunnenmarkt, da ging es um den Gürtel, da ging es auch um die Bögen, die Stadtbahnbögen, da ging es aber auch um die ganzen Bahnhöfe, die wir nicht brauchen, auch um einen alten Flughafen, den wir nicht brauchen, und da haben wir die Pflöcke geschlagen.

 

2014 stand die ganze Stadtentwicklung im Fokus der wachsenden Stadt, weil wir 25.000 Zuwanderinnen und Zuwanderer in dieser Stadt hatten und wir dieses massive Wachstum der Stadt bewältigen mussten. Natürlich sind in dieser Zeit große, neue Herausforderungen gekommen, die wir dann mit diesen Fachkonzepten, die ja dann im Mittelpunkt dieses Stadtentwicklungsplanes gestanden sind, weiterentwickelt haben. Ich kann mich noch erinnern, als wir 2014 unser Konzept auch in der Sozialdemokratischen Fraktion vorgelegt haben und damals in einer Arbeitsgruppe, da war der Dr. Andreas Höferl auch noch dabei, da stand ein Satz am Anfang, der mich wahnsinnig bewegt hat. Da ist gestanden: „Wir beschließen heute Pläne für Menschen, die noch nicht geboren sind.“ Das ist die große Herausforderung, die wirklich auf unseren Schultern liegt. Wir prognostizieren, wir denken, was sind die Herausforderungen der Zukunft, und auf die bauen wir auf, und mit dieser Verantwortung müssen wir leben. Heute mit diesem neuen Stadtentwicklungsplan - und da braucht Herr Stark nicht sagen, es tut mir leid, dass wir nur über die Umwelt reden oder über das Klima - haben wir von uns aus gesagt: Dieser neue Stadtentwicklungsplan kümmert sich um die Klimaherausforderungen und dass es klimafit sein muss. Nur, ich glaube, dass dieser Stadtentwicklungsplan noch nie in der Geschichte zu einem Zeitpunkt beschlossen wurde, wo etwas wahrscheinlich erwartbar ist, aber trotzdem mit einer derartigen Herausforderung und Unsicherheit für die Zukunft gebaut wird.

 

Die Forscherinnen und Forscher der Resilienzforschung reden von Schocks, die da kommen, und die Pandemie ist vielleicht nur ein Symptom oder etwas, das uns jetzt gezeigt hat, wie unerwartbar eine Stadt getroffen werden kann von etwas, das unvorhergesehen war. Die Finanzkrise 2008 hat uns auch getroffen. Die Flüchtlingskrise 2015 hat uns als eine Stadt stark getroffen. Die Probleme der Klimaerwärmung in der Welt, all diese Dinge sind globale Dinge, wo wir als Stadtregierung, als Bewohner dieser Stadt, nichts verhindern können, nichts beeinflussen können, aber mit diesen Herausforderungen leben müssen und Antworten finden müssen. Und dass wir all diese Krisen, die es gegeben hat, die große Finanzkrise 2008, die große Zuwanderungswelle, wo wir 2015 plötzlich statt 25.000 Menschen 45.000 Menschen mehr in der Stadt hatten, die Pandemie, die wir haben - all das hat trotzdem gezeigt, dass wir in vielem sehr gut davongekommen sind, weil wir Konzepte gelegt haben, dass es genug öffentlichen Raum gibt, dass die Infrastruktur mithält, dass die Energie nicht ausgefallen ist, dass die Nahversorgung weiterhin funktioniert hat, dass unser Gesundheitssystem das Ganze geschultert hat, dass wir genug Gebäude und Messehallen haben, wo wir Impfstraßen, wo wir Testungen, wo wir eventuell auch Quarantänequartiere errichten können, vorhanden waren. Dass unser wissenschaftlicher Standort derartig groß ist, dass heute eine Gurgeltestmethode in Wien entwickelt worden ist und wir im Vergleich zu ganz Österreich als die Stadt dastehen, die jetzt, wenn wir von der Delta-Variante reden, die einzige Stadt ist, die zeigen kann: Ja, wir brauchen keine, wir müssen nicht auf Antigentests setzen, wir schaffen es flächendeckend, einen Gurgeltest zu machen. Jeder hat ums Eck irgendeinen Bipa, Billa oder ich weiß nicht, was für eine Filiale, oder eine BP-Tankstelle, und kann dort sein KIT abgeben. Jetzt könnte man sagen, ja, das war alles Glück, aber ich würde sagen, das ist das Glück des Tüchtigen, das ist der Lohn des Tüchtigen. Und es ist doch vielleicht auch ein Beweis, dass die Stadt doch super geplant ist und besser funktioniert hat, als wir glauben.

 

Ein letztes Wort auch, Kollegin Olischar - jetzt ist sie, glaube ich, wieder weg. Sie hat Beispiele gebracht, Gasometer ist gescheitert, TownTown ist gescheitert. Ich weiß nicht, warum, natürlich, bei jeder Entwicklung braucht es ein bisschen Zeit, bis diese neuen Quartiere etwas werden. Aber für die Gasometer als solche als eine Industriebrache eine derartig super Lösung zu finden, wo wir dort super Wohnungen haben, geförderten, leistbaren Wohnbau mit Weltarchitektur, ob das jetzt Jean Nouvel war oder Coop Himmelblau war, das muss man erst einmal in anderen Städten zeigen, dass das möglich ist. Dass vielleicht das Einkaufszentrum am Anfang nicht funktioniert hat - gerade aber, wenn man jetzt sieht, was im Bereich des Modecenters passiert oder im Eurogate oder auch gerade beim TownTown mit den drei TrIIIpletürmen, die dort gebaut werden, ich bin überzeugt, in fünf Jahren wird das ein wahnsinnig pulsierendes, funktionierendes Stadtviertel sein, wo wir stolz sind, dass wir es gemacht haben. Nicht einfach sagen, jetzt ist es errichtet und jetzt ist der ganze öffentliche Raum dort tot - das braucht seine Zeit. Aber das ist etwas, wovon nicht nur Wien betroffen ist, sondern das ist weltweit eine Sache. Gut Ding braucht Weile.

 

Meine Damen und Herren, mein Dank - da bin ich beim Herrn Kollegen Stark - gilt selbstverständlich den Beamtinnen und Beamten und den Expertinnen und Experten der Stadt Wien in den zuständigen Magistraten, in dem Fall bei der MA 18, weil es um den STEP geht. Es ist kein Geheimnis, dass ich ein Fan dieser Dienststelle bin, weil sie einfach innovativ in die Zukunft wahnsinnig viel leistet. Das soll man nicht vergessen, das soll man nicht schlechtreden. Wir können auf diese Stadt wirklich stolz sein! Danke vielmals.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Stark, die Restredezeit beträgt fünf Minuten.

 

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