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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 04.10.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 14 von 70

 

Können Sie uns Näheres sagen, wie diese Ergebnisse des Einkommensberichts in die Diskussion über die Besoldungsreform einfließen, insbesondere Fragen der Arbeitsplatzbewertung?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Frau Gemeinderätin!

 

Du hast es gerade angesprochen. Die Geschichte ist die, dass wir, ich glaube, neun Bereiche haben, wo wir mehr verdienen als die Männer in der Stadt, dass wir vier Bereiche haben, wo Frauen überhaupt nicht vorkommen. Also, das ist dann auch noch einmal ganz spannend zu sehen. Das ist nämlich die Technik, wie ich es vorher gerade angesprochen habe. Es sind aber auch noch andere Bereiche, wo ich gar nicht glauben kann, dass wir dort gar keine Frauen hätten. Also, da müssen wir uns auch anstrengen.

 

Aber, in Bezug auf die Frage, wie denn diese Erkenntnisse jetzt in unsere weiteren Bestrebungen in Richtung Schließen des Gender Pay Gaps passen:

 

Eine gute Nachricht möchte ich hier im Haus noch verkünden. Wir haben immer diesen Equal Pay Day. Diesen feiern wir in Wien immer sowieso weit später als im Rest von Österreich. Aber heuer feiern wir ihn wieder um fünf Tage später. Was bedeutet Equal Pay Day? - Equal Pay Day bedeutet, ab dem Tag gehen Frauen umsonst arbeiten. Nur zur Erklärung für diejenigen, die es nicht wissen. Heuer sind wir da wieder um fünf Tage mehr in Richtung Silvester unterwegs. Das ist gut. Das heißt, man sieht, dass unsere Maßnahmen wirken.

 

So, wie ich es vorher gesagt habe, in Bezug auf die Instrumentenkiste, müssen wir unbedingt gesellschaftspolitisch weiter dranbleiben. Da machen wir auch gemeinsam eine Kampagne: „vier Wände - vier Hände", wo wir genau auf diesen Unterschied hinweisen, in Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, also in Richtung Halbe-Halbe. Wer zu Hause die Windeln wechselt, ist nämlich keine private Sache, sondern ist ganz maßgeblich dafür entscheidend, wie sich sozusagen partnerschaftliche Arbeit aufteilt und wie sich in weiterer Folge auch die Möglichkeit ergibt, wie Frauen tatsächlich erwerbstätig sind und von dieser Erwerbstätigkeit auch selber leben können. Das heißt, gesellschaftspolitisch müssen wir dranbleiben.

 

Auf der anderen Seite, und das ist gerade auch im Zuge dieser Kampagne unsere große Herausforderung, müssen wir uns die Arbeitsplatzbewertung anschauen. Ich kenne das noch als Gewerkschafterin. Da hat es zwei verschiedene Modelle gegeben. Das eine war das analytische, das andere war das, wo wir mehr mit Punkten gearbeitet haben. Diese zwei Modelle hat es gegeben. Sie sind unterschiedlich kritisiert worden. Die Unternehmen wollten mehr dieses, die GewerkschafterInnen wollten mehr jenes. Man hat sich nicht einigen können und hat das Thema irgendwie überhaupt nicht mehr bearbeitet. Wir werden das jetzt tun.

 

Ich finde, ein eigenes Arbeitspaket in der Besoldungsreform muss diese Arbeitsbewertungsfrage sein. Wenn wir uns dem widmen und zum Ziel haben, die Beseitigung jeglicher sachlicher und begründbarer Einkommensunterschiede, Geschlecht kein Faktor und wir wollen als Dienstgeberin unbedingt die Einkommensschere komplett schließen, dann werden wir uns an der Frage der Bewertung nicht vorbeischwindeln können. Das ist einmal der erste Punkt.

 

Der zweite Punkt ist, dass wir natürlich so viele Berufsgruppen haben, die eben in diesem homogenen Besoldungsschema drinnen sind. Das heißt, die Kindergärtnerin, der Feuerwehrmann, der Kanalarbeiter und der, weiß ich nicht, Fachreferent XY in der Magistratsabteilung 365 kommen einmal in dasselbe Schema. Damit bin ich natürlich in dem G‘wirks. Wenn ich sage, er hat eine Ausbildung hinter sich, ist ein Supertechniker, dem muss ich das doch irgendwie belohnen, brauche ich schon Zusatzinstrumente. Das wird so auf Dauer nicht gehen, weil dann haben wir vordergründig ein einheitliches Besoldungssystem, aber in Wirklichkeit schon ein total heterogenes und komplexes, und das nicht einmal angepasst an das, was wir heute haben. Heute haben Leute Ausbildungen, die es damals, als wir das Besoldungsschema geschrieben haben, noch nicht einmal gegeben hat. Deswegen finden sie keine Berücksichtigung? Also, ich denke mir, auch die Frage der Ausbildung wird ein eigenes Arbeitspaket sein, wenn wir dann hergehen und uns fragen, wie wir die Arbeit bewerten und wie wir in der Stadt einstufen. Insofern erster Schritt, die Bewertungsfrage in die Besoldungsfrage einzubauen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage wird von GRin Schütz gestellt. - Bitte.

 

10.15.51

GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!

 

Seit 2011 sind Unternehmen mit mehr als 1 000 Mitarbeitern zu Einkommensberichten verpflichtet. Dieser vorliegende Bericht, den wir jetzt besprechen, zur Einkommenstransparenz 2011 ist wahrlich kein Ruhmesblatt - wir haben es schon angesprochen -, weil es auch in den letzten Jahren vermehrt aufgezeigt wurde, dass Frauen weniger verdienen und man gerade in Ihrer Partei schon seit Jahren verspricht, diesbezüglich etwas zu ändern. Jetzt hätten Sie in Wien natürlich schon jahrzehntelang die Möglichkeit der Vorbildwirkung, und in Bezug auf die finanzielle Gleichstellung etwas zu tun, stattdessen zeigt dieser Bericht wieder auf, dass Frauen durchschnittlich 10 Prozent weniger verdienen, was ich wirklich tragisch finde.

 

Frau Stadträtin, welche konkreten Maßnahmen, außer den jetzt angesprochenen Arbeitsplatzbewertungen, werden Sie setzen, um die Einkommensschere, die bis zu 28 Prozent geht, auf null zu reduzieren, die Berufsfelder, die besonders kritisch sind, in Bezug auf ungleiche Verteilung von Frauen und Männern in unterschiedlichen Hierarchieebenen, auszugleichen, und welchen Zeithorizont werden Sie sich dafür setzen?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Frau Gemeinderätin!

 

Sie sind Oppositionspolitikerin. Deswegen verstehe ich auch Ihre Frage.

 

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