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Gemeinderat, 26. Sitzung vom 07.09.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 68

 

dieser Tätigkeit der letzten anderthalb Jahre zu geben:

 

Stichwort Internationalität der Universitäten: Ich denke schon, dass wir uns einig sind, dass für eine moderne Universität Internationalität einfach eine notwendige, wenn auch nicht unbedingt hinreichende, Bedingung der Exzellenz ist. Mein Beispiel ist immer der FC Barcelona. Wenn er nur Katalanen beschäftigen würde, wäre er vielleicht immer noch ein ganz guter Fußballklub, aber Weltspitze wäre er mit Sicherheit nicht. Wenn wir an der Universität Wien nur Österreicher und Österreicherinnen beschäftigen würden, wäre es immer noch eine ganz gute Universität, aber doch ziemlich provinziell und keine europäische Spitzeninstitution. Das, glaube ich, muss man einmal grundsätzlich außer Streit stellen. Das gilt für alle Ebenen des Personals. Das gilt für die Forscher. Das gilt für die Professoren. Das gilt für die Doktoranden, für die Postdocs und last not least für die Studierenden an den Universitäten, auch an den Wiener Universitäten.

 

Es hatte sich letztes Jahr herausgestellt, dass es hier in einigen Fällen zu bedenklichen - wie soll ich sagen? -, zum Teil administrativen, zum Teil nicht ganz nachvollziehbaren Fehlleistungen auf beiden Seiten gekommen ist. Es ist so, dass unglücklicherweise die Gemeinde Wien in Form der MA 35 an der Vollziehung des unglücklichen, kontraproduktiven Bundesfremdenrechts maßgeblich beteiligt ist, weil in Wien muss es von der MA 35 vollzogen werden. Das trifft auch auf die Studierenden zu. Da hat es zum Beispiel einen Fall um eine amerikanische Studentin gegeben, die in Wien im Rahmen eines Austauschprogramms studieren wollte. Sie kann als Amerikanerin visafrei einreisen. Dann hat die Erteilung des Visums für ihren Studienaufenthalt gedauert, gedauert und gedauert. Und, Hausnummer jetzt, die Daten habe ich nicht genau im Kopf, sie hätte es spätestens am 1. November haben müssen, sonst hätte sie am 2. November ausreisen müssen, weil sie - unter Anführungszeichen - illegal im Land gewesen wäre. Sie hat es dann eh - unter Anführungszeichen - rechtzeitig gekriegt, Ende Oktober, in den letzten Tagen. Aber so geht es ja nicht. Die betreffende Person müsste ein Flugticket lösen, die Wohnung kündigen, sich darauf einrichten, das Studium zu unterbrechen, der Heimatuniversität sagen, sie kommt aus diesen und jenen Gründen zurück, et cetera. Ich erzähle das deswegen at length, weil die betroffene Institution in den USA den Kooperationsvertrag mit der Universität Wien aus diesem Anlass gekündigt hat. Das ist nicht nur eine Sache, wo man sagt, na gut, kommt halt eine Amerikanerin weniger zum Studieren an die Uni Wien, sondern das ist ja reziprok, es kann auch eine österreichische Studentin weniger in die USA gehen, um dort zu studieren. Das sage ich nur für die Kolleginnen und Kollegen, die vielleicht glauben, dass Internationalität eine Einbahnstraße ist.

 

Was tut man in solchen Fällen? Man setzt sich zusammen, man macht einen Round Table, man ruft die Betroffenen aus den Universitäten, aus dem Außeruniversitären, von der MA 35, zusammen, ohne Medien, ohne journalistische Begleitung. Weil was weiß ich, was in dieser Sitzung herauskommt, ob Vorwürfe ausgetauscht werden, „Sie haben das unterlassen.“, „Sie haben jenes nicht gemacht.“, und so weiter. Es ist uns gelungen, in dieser Sitzung und in folgenden Begegnungen kleine, aber, glaube ich, ziemlich wirksame Maßnahmen zu vereinbaren. Da geht es um triviale Dinge, wie zum Beispiel, dass auch an jeder Universität, ein, zwei Personen für diese Visa zuständig sein sollen und nicht jeder Professor, der gerade zufällig, sagen wir, was ich selbst erlebt habe, Romanistik, eine Studentin aus Peru oder Bolivien unbedingt haben will und selbst bei der MA 35 interveniert. Das bringt absolut gar nichts. Solche Dinge, Frau Kollegin Leeb, wenn es der Stadtbeauftragte nicht macht, wer macht denn so etwas? (GR Mag Wolfgang Jung: Wer ist denn zuständig!) Die Unis selber müssen auch einmal erst organisiert werden. (GRin Ing Isabella Leeb: Machen Sie es!) Die sind auch in ihren Kokons - wie sagt man das naturwissenschaftlich richtig? - verfangen, eingeschweißt (GRin Mag Martina Wurzer: Eingesponnen!) - eingesponnen. - Danke! Sehr gut! - Die müssen sich auch erst aus diesen Dingen befreien.

 

Sagen Sie mir nicht, das kommt medial nicht vor. Das ist volle Absicht, die Medien, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt, nicht schon einzuschalten.

 

In Raumfragen ist es ähnlich. Wir wissen doch alle, dass es Positivbeispiele der Kooperation zwischen Stadt und Universitäten gibt. Also, was weiß ich, nach meinem Wissensstand ist der Neubau der Wirtschaftsuniversität so ein Positivbeispiel der Vereinbarung zwischen Uni und der Stadt Wien, was Standort und so weiter betrifft.

 

Aber gleichzeitig gibt es eine Reihe von Beispielen, wo man sich dann denkt: Ist nicht die Kooperation, die Kommunikation, die Interaktion zwischen Universitäten und Stadt in Wien eine ziemlich zufällige Angelegenheit? Was bedeutet das für die Stadtplanung, für die Möglichkeit der Stadtplanung, wenn eine Universität gar nicht auf die Kooperation mit der Stadt angewiesen ist, insofern oder dann, wenn über die BIG, die Bundesimmobiliengesellschaft, schon ein entsprechender Grund und ein Gebäude zur Verfügung steht. Auch hier versuchen wir, durch informelle Maßnahmen, Round Tables, Gespräche ohne Journalisten, diese Kommunikation auf eine, sagen wir einmal, systematischere Grundlage zu stellen.

 

Nebenbei gesagt, jedes solches Treffen, Frau Leeb, kostet ein bisschen etwas. (GRin Ing Isabella Leeb: Meine gibt’s gratis!) Sie brauchen einen Raum. Sie brauchen Kaffee. Es geht vielleicht über die Mittagspause. Das kostet alles ein bisschen etwas. Wenn Sie es streichen, ich weiß nicht, wer das macht.

 

Letztes Beispiel, ich möchte Sie ja nicht langweilen, Internationalität der Forschung und der Forschungskooperation: Es gibt seit einiger Zeit das sogenannte European Institut of Technology mit Hauptsitz in Budapest. Präsident ist ein ehemaliger Professor der Universität Wien, Prof Von Gabain, alle die in Life Sciences tätig sind, kennen diesen Namen. Jetzt ist die Frage, nächstes Jahr wird es wieder einen Call des European Institute of Technology geben. Das ist aber eine komplizierte Geschichte, sich an so etwas zu beteiligen, sich bei so einem Call um ein Projekt zu bewerben, weil es sind drei Ebenen, die hier betroffen sind, die EIT-Projekte sollen in

 

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