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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 22.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 110

 

positiver Beitrag zur Spitalslandschaft sind, wenn man jetzt an Speising mit seinen Schwerpunkten denkt oder auch an St Josef mit der Geburtshilfe oder an die Barmherzigen Brüder, die auch insbesondere für benachteiligte Schichten viel tun.

 

Aber schauen wir uns trotzdem die Zahlen an. Im Jahr 2007 gab es 21 Millionen EUR Subvention seitens der Stadt, im Jahr 2011 waren es 50 Millionen EUR, dazwischen 2009 – die Steigerung blieb konstant – 35 Millionen EUR. Also in Summe haben wir 35 Prozent Zuwachs an Geldmitteln seitens der Stadt. (Zwischenruf von GRin Ingrid Korosec.) 2011 bis 2012.

 

Der Punkt ist – daran leiden wir alle in dem Sinn –, dass wir die Kostenbremse ziehen müssen und auch wollen, und da ist es für die Ordensspitäler nicht anders als für den Krankenanstaltenverbund, aber ich würde sagen, eine Steigerung von 35 Prozent seit 2007 ist nicht nix, und entsprechend sind auch die Investitionszuschüsse von 5,5 Millionen EUR 2007 auf 22,6 Millionen EUR gestiegen.

 

Insofern glaube ich, dass es nicht ganz gerecht ist, jetzt zu sagen, hier würde nicht ausreichend Unterstützung gegeben und nicht ausreichend wertgeschätzt. Darum werden wir deinem Antrag nicht zustimmen.

 

Ja, bad news für alle. Wer hofft, dass Gesundheit dadurch entsteht, dass uns dann, wenn wir das Gefühl haben, die Raucherlunge verursacht Husten oder das Übergewicht macht orthopädische Probleme, die Medizin schon heraushelfen wird aus dem Schlamassel, der oder die ist schlecht informiert, denn unser Lebensstil ist im Wesentlichen verantwortlich dafür, ob wir ein hohes Alter erreichen und ob wir das in Gesundheit tun.

 

Und jetzt will ich mich an alle mittelalterlichen, rauchenden, übergewichtigen Männer wenden, und zwar deshalb, weil Männer ... (StR David Lasar: Nur an die Männer?) Ja, Frauen auch, aber jetzt geht es einmal um die Männer. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Jetzt sind Sie einmal ruhig, Herr Jung! Jetzt geht es um die Männer. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Es wurde untersucht, und zwar an der Universität Oxford in einer Längsschnittuntersuchung über Beamte dieser Altersgeneration innerhalb von 40 Jahren, dass das Faktum, dass man raucht, dass man Übergewicht hat, dass man sich nicht bewegt, das eigene Leben um bis zu zehn Jahre verkürzt. Das sind bad news. Jeder, der des Internetgoogelns mächtig ist, kann sich diese Daten besorgen.

 

Warum ändert ihr denn nichts? Warum haben wir draußen eine Raucherlounge? Warum bewegen sich die Menschen nicht? Warum wird gegen Radfahren gewettert? (GR Mag Wolfgang Jung: Vom Grünen Klub und nicht von uns stehen alle draußen!) Ja, die Grünen sind da nicht auszunehmen, keine Frage. Geraucht, zu viel gegessen und zu wenig bewegt wird überall.

 

Die Frage ist also nicht, ob die Medizin zu wenig tut, sondern warum die Gesundheitskompetenz nicht größer ist. Und da haben wir leider nochmals schlechte Neuigkeiten zu verkünden, denn eine europäische Studie, in der Österreich mit untersucht wurde, hat herausgefunden – das ist jetzt das besonders Alarmierende –, dass die Lebenserwartung bei guter Gesundheit für ein männliches Kind, das 2009 geboren ist, also noch ein ganz ein kleines Kind, in Österreich bei 58,5 Jahren liegt. Also gute Gesundheit bis 58,5 Jahre. Gut haben es die Schweden. Da wird dieser männliche Mensch, der jetzt ein Kind ist, 70 Jahre. Das ist ein relevanter Unterschied, ob man mit 58,5 Jahren schon das Gefühl hat, man braucht einen Pflegedienst, oder ob man bis 70 in guter Gesundheit lebt.

 

Wir können nicht stolz sein auf die österreichischen Zahlen, wir sind nämlich von 28 europäischen Staaten die zehnten von hinten, die zehntschlechtesten. Also schaut noch mal hin! Wir haben, was die Gesundheitskompetenz betrifft, großen Aufholbedarf.

 

Jetzt haben sich diese Wissenschafter überlegt, woran es denn liegt, dass Gesundheitskompetenz nicht entsteht. Der eine Punkt ist, dass nur gerechte Gesellschaften, wo man nicht das Gefühl hat, man kann seine Lebensbedingungen nicht gestalten, man ist ohnmächtig, das gewährleisten. Also Ohnmachtserfahrung macht krank. Es sind aber auch ganz banale Fakten wie zum Beispiel, Gesundheitsinformation zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und vor allem anzuwenden. Da ist es im Argen, und ganz besonders in Österreich.

 

Da wurde in einer Reihe von Ländern untersucht, wie viele Menschen es für sehr leicht beziehungsweise sehr schwierig finden, Informationen über die Krankheitssymptome, die sie haben, zu finden. Österreich – schlechte Neuigkeiten – liegt hier an zweitschlechtester Stelle. 28 Prozent sagen, sie finden es total schwierig, Gesundheitsinformation überhaupt zu finden. Im besten Land, den Niederlanden, sind das bloß 7 Prozent.

 

Gut, wir finden schon nichts, und wenn wir es dann gefunden haben, dann tun wir uns in Österreich schwerer als in anderen Staaten, diese Informationen zu verstehen. Auch hier sind wir am zweitschlechtesten mit 19 Prozent. 19 Prozent sagen, es ist total schwierig für sie, Gesundheitsinformationen – zum Beispiel, warum ich eine Impfung brauche – zu verstehen. Im besten Land sind es nur 5 Prozent.

 

Wenn es dann darum geht, es zu beurteilen – und das ist ja wohl eine wichtige Kompetenz, dass ich beurteilen kann, was ich mit dieser Information mache –, haben wir überhaupt die rote Laterne. Da sind wir mit 36 Prozent, die es total schwierig finden, Gesundheitsinformationen zu beurteilen, am allerallerschlechtesten.

 

Wenn es dann darum geht, die Lebensumstände zu beeinflussen, dann sind wir wieder mit 30 Prozent, die es ganz schwierig finden, diese Verhältnisse zu beeinflussen, am zweitschlechtesten.

 

Das heißt, die Österreicher sind, was die Gesundheitskompetenz betrifft, in einem sehr kritischen, in einem alarmierenden Zustand. Das zeigt sich dann auch an der Gesamtliste, wo immerhin fast 17 Prozent inadäquate Gesundheitskompetenz haben.

 

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