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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 22.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 110

 

in den letzten Jahrzehnten diese Praxis beibehalten haben und dass man davon ausgehen kann, dass das auch in Zukunft so sein wird. Bei anderen Parteien sieht man, dass das in der Vergangenheit nicht immer so war. Von da her glaube ich, sollte man Theorie und Praxis immer in einen gewissen Einklang bringen.

 

Aber ich denke, wo wir alle einer Meinung sind, ist, dass es ganz wichtig ist, bei den kommenden Herausforderungen gerade dem Bereich der Sanierung einen großen Platz einzuräumen. GR Flicker hat in seiner Rede darauf hingewiesen, dass vor allem die thermisch-energetische Wohnhaussanierung große Bedeutung hat, aus, wie ich meine, zwei guten Gründen: zum einen, weil wir damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutzprogramm der Stadt Wien leisten können, zum anderen aber auch, weil es eine wichtige Maßnahme ist, auch die Betriebskosten der Mieterinnen und Mieter zu reduzieren.

 

Wir wissen, dass die Energiepreise steigen – auch auf Grund der internationalen Marktsituation, von dieser Entwicklung wird sich Wien nicht entkoppeln können –, umso bedeutsamer ist es daher, dass wir Maßnahmen im Neubau, aber auch im Wohnungsbestand setzen, um Energiepreise zu reduzieren, um Energiekosten zu reduzieren, um Maßnahmen zu setzen, dass die Mieterinnen und Mieter weniger Geld für das Heizen ausgeben müssen. Hier hat die thermisch-energetische Wohnhaussanierung eine große Bedeutung. Ich werde deshalb im kommenden Budgetjahr der thermisch-energetischen Wohnhaussanierung auch einen besonderen Platz einräumen. Auch von der budgetären Gewichtung her wird das einer der großen Schwerpunkte sein, die wir uns vornehmen.

 

Ein weiterer Punkt, den auch Kollege Norbert Walter angesprochen hat, ist, dass wir mit der demographischen Entwicklung in unserer Stadt umgehen müssen, auch in der Sanierung, mit der Situation, dass es immer mehr Menschen gibt, die älter werden. Älter sein heute heißt nicht, 70, 75 Jahre alt zu sein, sondern das sind 90-, 95-Jährige und ältere Menschen, die auch andere körperliche Beeinträchtigungen haben, und es ist sehr richtig, dass man diesem Themenschwerpunkt besonderen Raum auch in der Wohnbaupolitik geben muss.

 

Ich habe aus diesem Grund auch eine Informationsstelle für barrierefreies Bauen und Wohnen eingerichtet. Nicht nur für Menschen, die körperbehindert sind, sondern vor allem auch für die ältere Generation, damit man bereits frühzeitig nachdenkt, nicht erst, wenn man es benötigt, welche Maßnahmen man setzen muss, um die eigene Wohnung barrierefrei auszugestalten, welche Förderungen es auch von der Stadt Wien in diesem Bereich gibt. Diese Informationsstelle wird ihre Tätigkeit im nächsten Jahr noch verstärken.

 

Ein Punkt, der von einigen Rednern angeführt worden ist, ist in dem Zusammenhang vielleicht auch zu nennen, nämlich wie man auch mit verschiedenen flexiblen Grundrissen auf diese demographische Entwicklung reagieren kann. Wir haben ja einige Projekte schon durchgeführt, um zu zeigen, dass es vor allem für ältere Menschen, die beispielsweise kurzfristig oder auch über einen längeren Zeitraum hinweg eine Person zur Pflege benötigen, einen zuschaltbaren Raum gibt, also eine höhere Flexibilität auch der Grundrisse. Diese Projekte werden von mir jetzt evaluiert, und wir werden im kommenden Jahr versuchen, hier weitere Pilotversuche durchzuführen.

 

Ich kann mich nur auch erinnern an Versuche in diesem Bereich, die es in den 50er und 60er Jahren von Architekt Franz Schuster gegeben hat, der kleine Wohnungen errichtet hat mit dem Hintergedanken, dass diese Startwohnungen, wenn es später einmal benötigt wird, zusammengelegt werden und eine größere Familie sich dieser zusammengelegten Wohnungen bedienen kann. Die Praxis hat allerdings gezeigt, dass im Regelfall dann immer die falsche Nachbarwohnung frei geworden ist. Also das heißt, die Vorstellung, dass man sagt, man nimmt die Nachbarwohnung dazu, funktioniert ja nur dann, wenn gerade zufälligerweise dieser eine Nachbar auszieht. Das ist halt nicht immer so der Fall, wie man sich das vorstellt, aber ich werde gerne die Anregung aufgreifen und bezüglich dieser Flexibilität der Grundrisse verstärkt Konzepte entwickeln.

 

Bei den Dachgeschoßausbauten, die von Kollegen Norbert Walter auch angesprochen wurden, sehe auch ich ein großes Potenzial, allerdings immer unter den Gegebenheiten, dass sie zum einen mit den technischen, vor allem statischen Möglichkeiten kompatibel sind, und zum Zweiten, dass sie auch in das Stadtbild passen. Also wenn diese beiden Rahmenbedingungen erfüllt sind, bin ich sehr dafür, dass wir über Dachgeschoßausbauten, überall dort, wo es möglich ist, nachdenken, weil wir schon über eine bestehende Infrastruktur verfügen können, und das hilft uns natürlich auch sehr stark, Kosten zu sparen.

 

Vielleicht noch zur Anregung von Frau GRin Frank, sich auch besonderer Schätze in unserer Stadt anzunehmen. Ja, das tun wir. Und gerade das von Ihnen angeführte Beispiel Werkbundsiedlung ist auch ein Zeichen dafür, dass wir uns als Stadt hier sehr intensiv der Herausforderung stellen. Denn man sollte nicht vergessen, dass wir von jenen Gebäuden der Werkbundsiedlung, die von der Stadt Wien betreut werden, jährliche Einnahmen von in etwa 60 000 EUR haben, die Gesamtsanierungskosten aber mehr als 10 Millionen EUR ausmachen werden. Trotzdem, weil wir uns der kulturhistorischen Bedeutung der Werkbundsiedlung bewusst sind, werden wir dieses Geld auch investieren, in enger Zusammenarbeit auch mit dem Bundesdenkmalamt. Ich denke, hier haben wir wahrscheinlich europaweit ein Musterbeispiel, wie man mit historischer Bausubstanz umgehen kann, und ich glaube, wir können jetzt schon mit Stolz sagen, dass der Beginn dieser Sanierungsarbeiten sehr gut läuft, dass wir hier schon Pilotversuche an zwei Gebäuden durchgeführt haben, um auch Materialprüfungen vorzunehmen und dass das sicher ein auch europaweit sehr stark beachtetes Projekt werden wird.

 

Also hier sind wir uns der großen Verantwortung bewusst. Das gilt für die Werkbundsiedlung wie in

 

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