«  1  »

 

Gemeinderat, 6. Sitzung vom 31.03.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 4 von 100

 

einen Brief bekommen, wo mir Menschen schreiben: „Ich wäre gerne drei Tage länger im Spital geblieben. Wieso musste ich schon nach Hause gehen?“ Und daher bei aller Liebe zu den Spitälern, die die Wienerinnen und Wiener haben, ist das Spital das beste, das man möglichst rasch gesund wieder verlassen kann, und das werden wir uns genau anschauen.

 

Der fünfte Punkt betrifft die Kostenkontrolle. Das Budget des KAV ist von 2004 bis 2010 jährlich um rund 5,7 Prozent gestiegen, während das BIP um rund 2 Prozent gestiegen ist. Und da braucht man keine große Mathematikerin zu sein, um darin ein Problem zu sehen, insbesondere deshalb, weil der Kuchen, den der KAV von unserem Gesamtbudget benötigt, ein immer größerer wird, was bedeutet, dass der politische Spielraum in anderen Bereichen geringer wird. Daher ist das auch ein ganz wesentlicher Punkt der Spitalsreform 2030.

 

Der sechste Punkt, der ein Kern ist, ist das Thema der Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenzufriedenheit. Der KAV ist der Spitalsträger, der die höchste Personalausstattung von allen Spitalsträgern in Österreich hat. Wir haben im KAV seit 2005 ein Plus von über 6 Prozent bei den Ärztinnen und Ärzten und beim diplomierten Krankenpflegepersonal von über 3 Prozent. Trotzdem ist es nicht so, dass überall die Welle gemacht wird und trotzdem ist es so, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Teil nicht unbedingt genau dort sind, wo sie ganz dringend gebraucht werden. Das heißt, da muss man ganz genau hinschauen, wie Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterzufriedenheit gesteigert werden kann. Das bedeutet nicht: mehr Personal in allen Fragen, sondern das bedeutet, die richtigen Leute am richtigen Platz einzusetzen, aber auch über die Themen zu diskutieren, die gar nichts mit der Zahl des Personals zu tun haben, und das sind Fragen wie Arbeitszufriedenheit, das sind Fragen wie Arbeitszeitenregelungen, das sind Fragen wie Führungskompetenz von Vorgesetzten. Das ist also ein ganzer Blumenstrauß, mit dem wir uns hier beschäftigen werden.

 

Der vorletzte Punkt bedeutet mehr Angebot und weniger Überkapazität. Der KAV hat mit Sicherheit nicht zu wenig Akutbetten, sondern zu viele Akutbetten. Das ist auch ein wesentlicher Punkt, den wir hier jetzt umsetzen, nämlich weniger Akutbetten und mehr im Bereich der Pflege, was aber nicht heißt, dass wir nicht in gewissen Bereichen zusätzlichen Bedarf haben. Ich sage zum Beispiel Thema Kinder- und Jugendpsychiatrie und das ist ja einer der Bereiche, wo wir durch das Krankenhaus Nord zusätzliches Angebot schaffen werden, weil wir hier zusätzlichen Bedarf haben.

 

Ganz besonders wichtig ist, und da bin ich wieder bei der Frage, wie lange Menschen im Spital bleiben, wir müssen uns auch die Strukturen anschauen, weil wir sehr, sehr gute Beispiele haben, wo man durch neue Organisationsformen wie Wochen- und Tageskliniken eine deutlich höhere Operationsleistung bei deutlich größerer Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen kann. Die Patientinnen und Patienten brauchen zum Teil nicht einmal im Spital zu schlafen und damit hilft das allen.

 

Der letzte Punkt des Spitalskonzepts ist, da geht es mir ganz besonders um die Orientierung nach den Patientinnen und Patienten, wo wir wissen, dass insbesondere in den Abendstunden, am Freitag am Nachmittag und das ganze Wochenende, die Spitalsambulanzen mit Patientinnen und Patienten voll sind, die zu rund 70 bis 80 Prozent das Hinterland des Spitals gar nicht brauchen. Und das ist nicht den Patientinnen und Patienten vorzuwerfen, das ist mir ganz besonders wichtig. Nur, wenn ich ein Kind habe, das 39 Grad Fieber hat und der Kinderarzt ist einfach nicht da, dann brauche ich wahrscheinlich kein Spital, aber einen Arzt, und dann fahre ich in die Spitalsambulanz. Und da geht es ganz besonders darum, dass wir Strukturen schaffen müssen, wo die Patientinnen und Patienten ihre Leistung wohnortnah bekommen, aber nicht automatisch gleich in das höchste Niveau der Gesundheitsversorgung fahren müssen, um überhaupt eine Leistung zu kriegen. Da ist der Vorschlag der Gesundheitslandesreferenten einer, wo wir uns sehr stark bewegt haben, nämlich auf der einen Seite gibt es einen Beschluss der Gesundheitslandesreferenten, dass die Rahmenbedingungen von der Bundesebene vorgegeben werden sollen - es kann nicht sein, dass die Qualitätskriterien in Wien andere sein sollen als in Vorarlberg -, dass aber auf der anderen Seite der stationäre, der ambulante und der niedergelassene Bereich gemeinsam geplant, gesteuert und finanziert werden müssen, denn nur dann kann sich die Hin- und Herschieberei aufhören, wobei hin und her falsch ist, weil es eh immer nur eine Schieberei ins Spital ist. Hinaus findet sie nicht statt, weil auch der gesamte medizinische Fortschritt und damit die Finanzierung des medizinischen Fortschritts im Spital stattfinden.

 

Das sind die acht Punkte des Spitalskonzeptes 2030, die eine gute Zukunft für die Wiener Spitäler mit sich bringen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geehrte Frau Stadträtin, danke für die Beantwortung. Wir kommen nun zu den Zusatzfragen. Für die 1. Zusatzfrage ist Frau GRin Korosec angemeldet. Bitte schön.

 

9.12.00

GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin, guten Morgen!

 

Sie haben uns jetzt das Spitalskonzept präsentiert. In vielen Punkten geht das durchaus mit uns konform. Das waren ja viele Vorschläge, die wir seit Jahren immer wieder einbringen. Also ich hoffe auf die Umsetzung.

 

Sie haben die demographische Entwicklung zurecht angeführt und wir alle wissen, dass gerade die Zahl der älteren Menschen, also jene, die über 80 sind, stark steigt. Wir haben derzeit in Wien 80 000 Menschen, die über 80 sind. Wir wissen, dass wir im Jahr 2030 auf Grund der Zahlen des Statistischen Zentralamtes 120 000 haben werden, also das heißt um 50 Prozent mehr. Dem muss natürlich Rechnung getragen werden.

 

Und wenn ich jetzt zur Akutgeriatrie komme, die Sie nicht erwähnt haben, die aber unglaublich wichtig ist, weil es durch Akutgeriatrie, wenn hier die Behandlung erfolgt, also die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegern, Therapeuten und Psychologen, durchaus möglich ist, in drei bis vier Wochen wieder nach

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular