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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 14 von 93

 

des in New York angesiedelten, renommierten internationalen World Monuments Fund der meist gefährdeten Bauten und Ensembles. Welche konkreten Maßnahmen werden von Seiten der Stadt Wien und Ihnen als verantwortlicher Stadtrat konkret gesetzt, um den Verfall dieses kulturhistorisch wertvollen Wiener Bauwerkes zu stoppen beziehungsweise diese Siedlung zu sanieren, um damit den Erhalt und die Nachhaltigkeit dieses Nachlasses für die internationale Kulturwelt zu gewährleisten?)

 

Bitte, Herr Vizebürgermeister.

 

VBgm Dr Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Sehr geehrter Herr GR Dworak!

 

Als Vizebürgermeister und Wohnbaustadtrat bin ich sehr stolz auf den Wohnbau in unserer Stadt, vor allem auch auf den kommunalen Wohnbau, natürlich aber auch auf den kulturellen und architektonischen Wert vieler historischer Gebäude, die sich in unserer Stadt befinden. Es ist für mich deshalb in meiner politischen Verantwortung besonders wichtig, für die entsprechende Obsorge dieser historischen Gebäude zu sorgen.

 

Die Werkbundsiedlung, die Sie angesprochen haben, ist in der Tat ein solches Architekturdenkmal, ist aber zugleich auch wichtiger Bestandteil und Teil des sozialen Wohnbaus. Denn nachdem die Stadt Wien diese Wohnbauten noch in den 30er Jahren übernommen hat, sind nach den Vergabekriterien von Wiener Wohnen dort Menschen eingezogen, die auf Grund unserer Vergabestimmungen Anspruch auf eine geförderte, soziale Wohnung haben.

 

Die Organisation World Monuments Fund, die Sie in Ihrer Anfrage angesprochen haben, ist eine private internationale Organisation, die sich vorgenommen hat, architektonisches und kulturelles Erbe zu bewahren und dafür auch Fördergelder zur Verfügung zu stellen. Das ist für uns sehr interessant, insbesondere deshalb, weil es bei der Werkbundsiedlung auch darum geht, bei der anstehenden Sanierung die Gesamtkosten nicht auf die Mieterinnen und Mieter zu überwälzen, sondern darüber nachzudenken, wie wir mit Fördermitteln die Sanierung finanziell unterstützen und damit die Mieterinnen und Mieter entlasten können.

 

Es gibt bereits ein Beispiel, wo Österreich sehr gut mit World Monuments Fund kooperiert hat. Das war die Sanierung der Gartenanlage des Schlosses Belvedere. Diese wurde im Jahr 1996 auf die Liste des World Monuments Fund gesetzt. Die Republik Österreich hat in den darauffolgenden Jahren als Eigentümer ein abgestimmtes Sanierungskonzept erarbeitet und es ist dann in etwa ein Jahrzehnt später, im Jahr 2005, gelungen, die Sanierungsarbeiten der Brunnenanlage im Schloss Belvedere zu beginnen. Diese werden dann im Jahr 2010 abgeschlossen. Es hat dann in der Tat auch finanzielle Zuschüsse aus dem Bereich des World Monuments Fund gegeben.

 

Ähnliches erwarte ich mir jetzt bei der Sanierung der Werkbundsiedlung. Es war für mich deshalb auch einer unter mehreren Versuchen, zusätzliche finanzielle Mittel zu lukrieren, dass die Nominierung und Auswahl der Werkbundsiedlung auf die Beobachtungsliste des World Monuments Fund 2010 gekommen ist, damit unsere Ambitionen, die wir seit dem Jahr 2008 in diesem Bereich führen, bestätigt worden sind und dass wir jetzt weitere Abklärungsschritte setzen können.

 

Es gibt meinerseits einen Auftrag an Wiener Wohnen, ein Konzept für die Sanierung der Werkbundsiedlung vorzulegen, in dem die Mieterinnen und Mieter möglichst stark vor zusätzlichen Belastungen bewahrt werden. Aber auch hier nur eine Zahl, die dokumentieren soll, wie schwierig das ist. Die Mieteinnahmen belaufen sich in etwa auf 50 000 EUR pro Jahr. Die angedachten Sanierungskosten bewegen sich in einer Größenordnung von 7 bis 7,5 Millionen EUR. Von daher wird es notwendig sein, zusätzliche finanzielle Mittel zu lukrieren, die zum Teil - es wird sicher nur ein Mosaiksteinchen sein können - aus dem Bereich des World Monuments Fund kommen können.

 

Was mir bei der Sanierung der Werkbundsiedlung besonders wichtig ist, ist die enge Zusammenarbeit und Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt. Das ist auch der Grund, dass wir hier alle Sanierungsschritte sehr eng abstimmen.

 

Ich sage ganz offen, mir ist es lieber, wir brauchen für die Sanierung einige Monate länger und es wird die grundsätzliche historische Bausubstanz erhalten. Das ist das Ziel auf der einen Seite. Auf der anderen Seite soll aber für die Mieterinnen und Mieter ein Leben, wie sie es derzeit in den Anlagen führen, möglich sein, ohne starken zusätzlichen finanziellen Belastungen ausgesetzt zu sein.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage wird von GR Ing Mag Dworak gestellt.

 

GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Herr Stadtrat!

 

Danke für die Beantwortung. Ich hoffe nicht, dass es nochmals 14 Jahre dauert, wie Sie jetzt gerade ausgeführt haben. 1996 Abschlussarbeiten, 2010 für Docomomo. Ich hoffe, dass das früher geht.

 

Wir haben im Jahr 2005 darauf hingewiesen und es war schon im Jahr 2000 bekannt, dass die Werkbundsiedlung wieder saniert werden muss, denn die letzte Sanierung hat 1985 stattgefunden und war damals offensichtlich nicht optimal durchgeführt. Es wurden damals zum Beispiel keine Keller saniert. Leider ist es damals wirklich eine schlechte Sanierung gewesen und man hat schon sehr bald gewusst, dass eine neue Sanierung notwendig sein wird. Wir haben einige Male darauf hingewiesen. Im Jahr 2006 - damals eine Aussendung vom Kollegen Stürzenbecher - wurden wir bereits darauf hingewiesen, dass alles in bester Ordnung ist. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Überhaupt nicht! Das habe ich sicher nicht gesagt!) Jetzt sagen Sie, erst im Jahr 2008 haben Sie angewiesen, dass Wiener Wohnen in dieser Richtung tätig wird. Ich finde das vom Fristenlauf her ein bisschen schwierig, wenn ich es so sagen kann.

 

Aber es geht mir nicht nur um die Werkbundsiedlung, es gibt ja auch andere Objekte der Stadt Wien, die

 

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