«  1  »

 

Gemeinderat, 2. Sitzung vom 13.12.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 106 von 126

 

mehr als 60 Prozent aller Menschen in unserer Stadt im geförderten Wohnbau leben, entweder in einer Gemeindewohnung oder in einer der geförderten Genossenschaftswohnungen.

 

Wenn von meinem Vorredner das Wort Spekulation in den Mund genommen worden ist, so kann ich nur sagen: Es kann das nicht für den Wohnbaubereich gelten. So wie überhaupt nicht für den Bereich der Stadt Wien, aber für den Wohnbaubereich mit Sicherheit nicht - nicht in Wien!

 

Wenn er von Spekulation im Wohnbaubereich spricht, dann kann das nur für andere Bundesländer der Fall sein. Und da braucht man von Wien aus gar nicht weit zu schauen: Dort gibt es tatsächlich Spekulation mit Wohnbauförderungsmitteln. Aber nicht in Wien, das muss also ein gravierender Irrtum gewesen sein. Ich möchte diesen Begriff Spekulation im Zusammenhang mit dem Wiener Wohnbau drastisch von mir weisen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Diese Verbindung von Leistbarkeit und hoher Qualität wird zweifellos eine große Herausforderung sein. Ich glaube nicht, dass das auf Kosten der Quantität gehen muss. Da teile ich auch die Einschätzung von Kollegen Norbert Walter: Man muss nur genaue Überlegungen anstellen, gemeinsam mit den Baufirmen, gemeinsam mit jenen, die auch zur Wohnbaufinanzierung beitragen, und gemeinsam mit den Bauträgern. Dann wird es sicher möglich sein, die hohe Qualität zu halten, die wir im geförderten Wohnbau haben und die Kollege Dworak ja auch angesprochen hat. Ich sehe darin allerdings keine negative Kritik, sondern eine positive Unterstützung unseres Weges, denn das ist auch ein ganz wichtiges Mittel der sozialen Durchmischung.

 

Ich bin immer ein großer Verfechter dessen gewesen, dass der geförderte Wohnbau in Wien auch eine hohe Qualität haben und nicht nur für die sozial Schwachen zugänglich sein soll, sondern für weite Teile der gesamten Bevölkerung, bis hinein in den gehobenen Mittelstand. Denn wenn das nicht der Fall ist - und das haben wir ja bei unserer Bildungsreise des Wohnbauausschusses nach Paris auch gesehen -, dann ist der soziale Wohnbau wirklich ausschließlich auf die sozial Schwachen beschränkt, mit all den verbundenen Schwierigkeiten, die sich dann aufdrängen!

 

Wenn Kollegin Frank gemeint hat: „Hohe Dichte ist gleich soziale Konflikte.", muss ich dem widersprechen. Dem ist nicht so! Hohe Dichte ist nur dann ein Problem, wenn es eine hohe Dichte an Menschen ist, die soziale Probleme haben, und sich daraus eine Konzentration ergibt. Denn eine hohe Dichte, eine hohe Wohnbaudichte haben wir auch in der Innenstadt bei uns, im 1. Bezirk. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Niemand wird aber behaupten wollen, das ist ein sozialer Sprengstoff, der sich dort bündelt, sondern soziale Probleme ergeben sich dort, wo die Dichte auch einhergeht mit Schwierigkeiten im gesellschaftspolitischen Bereich.

 

Von da her ist ja die soziale Durchmischung so wichtig, und das ist mit ein Grund, dass wir in diesem Jahr die Einkommensgrenzen für den Zugang zum geförderten Wohnbau angehoben haben und auch den Zugang zum Gemeindebau dadurch erleichtert haben, dass Menschen auch mit einem durchaus guten, gehobenen Einkommen den Zugang zum geförderten Wohnbau finden. Ich halte das für eine ganz wichtige Maßnahme, auch was die soziale Durchmischung betrifft und was damit die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens, der wunderbar funktioniert, auch für die Zukunft gewährleistet.

 

Neben diesen spannenden Fragen der sozialen Durchmischung und der Verbindung von Qualität und Quantität ist, denke ich, die Frage, wie wir in Zukunft mit dem ökologischen Thema umgehen, eine ganz besondere. Auch da möchte ich den Vorschlag von Kollegen Chorherr aufgreifen, nämlich wie wir in Zukunft mit den erneuerbaren Materialien im Wohnbau umgehen. Du hast beispielsweise den Holzbau angeführt. Das ist ein Themenbereich, den wir, wie ich meine, auch schon mit Erfolg entwickelt haben.

 

Ich erinnere an den ersten Holzbau im mehrgeschoßigen Wohnbau in der Spöttlgasse in Floridsdorf. Wir haben soeben zwei Bauträgerwettbewerbe in Umsetzung, die im mehrgeschoßigen Wohnbau Holz- und Holzmischbauweise realisieren. Wir haben erst vor Kurzem ein interessantes Projekt in der Brauerei Liesing aus Holzbau- und Holzmischbauweise eröffnet. Ich denke, das kann man sicher ausbauen.

 

Das Interesse der Mieterinnen und Mieter ist ein großes, so wie es auch Interessenten beispielsweise für Ziegel- oder für Massivbauweise gibt. Da bin ich immer dafür, dass wir Wohnungen nicht von der Stange anbieten, sondern dass wir unterschiedlichen Bedürfnissen unterschiedliche Möglichkeiten anbieten. Im Holzbau ist sicher viel Phantasie drinnen, vor allem auch im mehrgeschoßigen Wohnbau. Ich glaube auch nicht, dass das auf den Wohnbau beschränkt sein muss. Ich bin auch überzeugt davon, dass sich das durchaus auch im Bürobau und im sonstigen Nutzbau umsetzen lässt.

 

Das gilt auch für die Beschäftigung mit der Frage des Lebenszyklus eines Gebäudes. Ich bin gerade dabei, mit meinen zuständigen Magistratsabteilungen und anderen Forschungseinrichtungen, universitären Einrichtungen, an einem Wohnpickerl zu arbeiten, an einem Gebäudepickerl, das wir auch schon analog zu anderen Bereichen wie elektronischen Geräten in Verwendung haben, wo man sich dann den Lebenszyklus eines Gebäudes anschauen kann, und zwar von der Herstellung der Baumaterialien bis zur Umsetzung und dann auch bis zum Recycling der verwendeten Materialien, also bis das Gebäude nicht nur abgerissen, sondern auch in die Bestandteile zerlegt und recycelt ist. Ich denke, dass das durchaus auch im Hinblick auf ökologisches Wohnen viel Phantasie in sich birgt, und es wird dies zweifellos auch einen Schwerpunkt der kommenden Arbeit darstellen.

 

Ich möchte vielleicht noch einen großen Punkt ansprechen, weil er auch mehrfach genannt wurde, nämlich den gesamten Bereich von Wiener Wohnen. Wir sind froh und stolz, dass wir mit den Gemeindebauten ein wichtiges Steuerungsinstrument der Wohnbaupolitik in unserer Stadt haben. Wir wollen den Bestand nicht nur in dieser Form erhalten, sondern ihn weiter ausbauen, auch was die Qualität betrifft, was das Anheben der Standards

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular