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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 96

 

daraufhin an die Magistratsabteilung 7 gewandt und um Auskunft ersucht. Sie hat dort - offenbar auf Grund eines Missverständnisses - lange keine Auskunft bekommen. Tatsache ist jedenfalls, dass hier doch ein unguter Bereich übergeblieben ist, weil die Transparenz dieser Bestellung der Theaterjury, die, wie gesagt, das Zentrum dieser ganzen Theaterreform ist, nicht gegeben war und diese Bestellung sehr undurchsichtig geblieben ist.

 

Zum Thema Donauinselfest wird Kollege Ebinger dann etwas sagen.

 

Wir haben in diesem Jahr das Mozartjahr, das durchaus sehr positive Effekte bringt. Wir haben allerdings auch unseren Wermutstropfen, nämlich dieses "New Crowned Hope"-Festival, dieser mit 10 Millionen EUR doch sehr saftig dotierte und durch Nebensubventionen noch stark verbesserte Teil des Mozartjahres, der unserer Ansicht nach hier überhaupt nichts zu suchen hat und auch nichts bringt. Aber das ist eben diese Tendenz, dieses an sich völlig verwechselbare Internationale, das überhaupt nicht mehr darauf hinweist, was es eigentlich in Wien Besonderes gibt. Was kommt so aus Wien hervor? Wenn man irgendwo im Ausland sitzt und an Wien denkt, dann denkt man nicht an das internationale Festival "New Crowned Hope" oder an internationale Produktionen, die es sowieso überall gibt – denn dazu muss man eben nicht in Wien sein, das kann man in Bochum, in London oder sonst wo auch sehen -, sondern da will man dann doch die Unterscheidbarkeit, das Besondere, das, was auf Wien hindeutet und was Wien ausmacht. - Und das ist eben diese Tendenz der sozialdemokratischen Kulturpolitik in Wien: Dass man diese Eigenart, diese Wiener Eigenart verwischen will. Man will offenbar hier ein bisschen vorbereiten auf das, was kommt - oder was zum Teil auch bereits da ist - mit dieser enormen, ungebremsten Zuwanderung, mit dieser falsch verstandenen Integration, mit den falsch verstandenen Zeichen an die, die hier zuwandern, mit den falsch verstandenen Symbolen.

 

Das ist eine Kulturpolitik, die wir nicht zielführend finden, und daher lehnen wir auch den Bericht ab. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Schreuder. - Bitte schön.

 

GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Herr Kollege Stefan! Es ist mir eine außerordentliche Freude, nach Ihnen reden zu dürfen, und ich möchte vielleicht auch eine Kleinigkeit anmerken. Ich meine, wir reden jetzt über Kultur - das merkt man ja eh an den gelichteten Reihen hier. - Gut, reden wir über Kultur! (Ruf: ...Qualität...!) Ja, ja, genau.

 

Aber wenn wir über Kultur und über die Geschichte der Wiener Kultur in den letzten Jahrhunderten reden, dann können wir feststellen, dass es eine sehr internationale Kultur ist. Sie haben das Beispiel Mozart genannt. Woher kommt Mozart? - Mozart war ein gebürtiger Salzburger. Er hat Erfolge in Wien gehabt, reiste quer durch Europa. "Don Giovanni" hatte Premiere in Prag - dort hat er überhaupt seine größten Erfolge gefeiert. Und ich glaube, Mozart gehört nicht Wien, aber Mozart gehört in Wien hinein. Wenn man Mozart aber hier sozusagen als eine einzigartige innerösterreichische Angelegenheit feiern will, dann verkennt man, glaube ich, das, was ein künstlerisches Genie ist, und verkennt auch das, was Kunst überhaupt sein soll, nämlich Auseinandersetzung mit dem, was auf der Welt los ist. Und ich glaube, rein nur zu schauen, was in Wien los ist, das wäre mir auf die Dauer ein wenig fad, Ich habe gern ein bisschen Internationalität in der Kultur.

 

Und das gilt natürlich auch für die interkulturellen und multikulturellen Projekte. Wenn man fragt: Was macht Wien aus?, dann kann man immer das Wiener Telefonbuch zitieren - das ist schon ein bisschen fad, ich weiß schon, aber es funktioniert auch noch immer gut. Ich weiß nicht, Wien macht so viel Verschiedenes aus, nämlich so viel Verschiedenes, was hierher kommt! Und wenn man sich die Frage stellt: Was ist eine aktuelle kulturelle Auseinandersetzung mit dem, was in Wien los ist?, dann spielen natürlich die Menschen, die hierher kommen und die hierher zuwandern, eine Rolle. Und ich bin froh darüber, dass wir das auch kulturell erleben, nicht nur alltagskulturell, sondern auch in den Bühnen, in den Galerien, auf Festivals und so weiter. Wir begrüßen das!

 

Wir reden hier über den Rechnungsabschluss, und wenn wir vom Kulturbudget reden, dann reden wir eigentlich von einem sehr kleinen Budget. Neben den Budgets all der Ressorts, die hier besprochen worden sind und noch besprochen werden, ist das Kulturbudget vergleichsweise ein sehr kleines Budget. Es ist aber ein sehr sensibles, und es sind sehr, sehr viele Subventionsnehmer und Subventionsnehmerinnen, die auch eine gewisse Sensibilität haben, deren Existenzen davon auch abhängen, und daher ist natürlich ein Kulturbudget immer eine sehr spannende Frage.

 

Ich wollte eigentlich meine Rede beginnen mit der Bitte, dass wir doch den Kulturbericht rechtzeitig bekommen. Herzlichen Dank - wir haben den Kulturbericht heute Morgen auf unseren Plätzen gefunden. Herr Stadtrat, ich weiß nicht, ob es ein politisches Ziel ist, mich glücklich zu machen, aber wenn Sie mich ein bisschen glücklich machen wollen, dann wären wir sehr froh oder ich wäre sehr froh, wenn wir den Kunst- und Kulturbericht ein paar Tage vorher bekommen könnten (GR Dr Matthias Tschirf: Ja, wär' nicht schlecht!), denn es ist ein bisschen knapp, wenn er um 9 Uhr in der Früh vorliegt, und dann kommt schon die Kulturdebatte. Dann die Zahlen zu vergleichen, das ist wirklich nicht einfach. Vielleicht schaffen wir das im Jahr 2007, im Sinne einer guten Kooperation zwischen Oppositionsparteien und Regierungspartei! Sie würden mich damit glücklich machen – wenn Ihnen das wichtig ist; ich weiß es nicht.

 

Ich habe jetzt nur die Möglichkeit gehabt, ein paar Zahlen aus dem Kulturbericht 2004 und 2005 zu vergleichen. Auffallend ist: Bildende Kunst minus 9,8 Prozent; Museen minus 6,4 Prozent; baukulturelles Erbe minus 24,7 Prozent; Musik minus 3,4 Prozent; darstellende

 

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