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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 75 von 78

 

Ansätze des gemeinschaftlichen, auf Selbsthilfe und Selbstorganisation basierenden Wohnens. So könnten wir uns grundsätzliche Qualitätskriterien für die Modellprojekte vorstellen, zukunftsweisende bauliche und architektonische Standards und innovative Hilfe und Betreuungskonzepte. Es muss ja nicht immer die Badewanne oder die Dusche sein, es wäre oftmals einfacher, egal ob Behinderungen durch das Alter oder vielleicht durch Unfälle, würden Wohnungen mit Duschräumen ausgestattet, die keine unüberwindbaren Höhenstufen aufweisen. Ebenso erweist sich der Gang auf die Terrasse oder den Balkon mit Gehhilfen oder mit einem Rollstuhl durch diese Stufe oft als scheinbar nicht zu bewältigen. In der Wiener Bauordnung ist ausgewiesen, dass Einzelstufen bis zu 3 cm außer Betracht bleiben. Vielleicht sollten sich hier die Verantwortlichen der Stadt Wien einmal ernsthaft überlegen, ob es uns wirklich auf die 3 cm ankommt und ob es nicht vielleicht doch auch Möglichkeiten gäbe, selbst diesen geringen Höhenunterschied wegzulassen, was für Menschen oftmals einfacher wäre, wenn sie eben auf Gehhilfen und so weiter zurückgreifen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

In solch speziellen Einrichtungen gehört dann natürlich auch dazu, dass man auf Armaturen achten sollte oder eventuell auch auf Fensterriegel, denn es könnte so etwas erheblich erleichtern oder wenn sie nicht vorhanden sind, erschweren. Im Zuge von Neubauten kosten solche Einrichtungen so gut wie nichts, hingegen bei Umrüstungen, wenn der Bedarfsfall eintritt, können sie erhebliche Kosten verursachen. So müsste als Standardeinrichtung auch zum Beispiel eine Notrufanlage in Pflegewohnungen oder in betreuten Wohnungen Standard werden, die von jedermann jederzeit leicht bedienbar ist. Es wäre auch wünschenswert, wenn in den großen Wohnanlagen Betreuungseinrichtungen und zwar sowohl beratend als auch dann tatsächlich betreuend unterstützend geschaffen werden, an die man sich in Notfällen wenden kann. Und es muss zur Selbstverständlichkeit werden, dass man hier nicht nur Kindergärten, Schulen oder Arztpraxen in diesen komplexen Raum einführt, sondern vor allem auch Betreuungsstationen. Ich denke hier, es sollte einmal ein Umdenken stattfinden. Wenn nun schon Menschen, egal aus welchen Gründen auch immer, in die Lage kommen, hin und wieder die Hilfe anderer in Anspruch nehmen zu müssen, so muss es hier die Aufgabe der Kommune sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, um ein selbstständiges Leben von Menschen mit Behinderungen in innovativer Form zu verbessern. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Insbesondere das Zusammenleben von älteren und jüngeren Menschen sollte dabei einen Schwerpunkt bilden und daher müssen bei Neubauten in Zukunft folgende Ziele vorangetrieben werden: Nicht mehr ausgrenzende Fürsorge, sondern einbeziehende Teilhabe. Nicht mehr abwertendes Mitleid, sondern respektierende Gleichstellung und nicht mehr wohlmeinende Bevormundung, sondern tatsächliche Selbstbestimmung. Selbstständigkeit und persönliche Zufriedenheit werden maßgeblich durch die Wohnung und das Wohnumfeld mitbestimmt. Durch das Verknüpfen modellhafter Wohn- und Betreuungsformen wird für Bewohnerinnen und Bewohner ein Zuhause mit hoher Lebensqualität geschaffen. Sie, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratischen Fraktion, werden sicherlich wieder zum Besten geben: „Wir haben das schon alles in Wien.“ Zugegeben, es hat immer wieder experimentelle Wohnprojekte gegeben, aber eine Konsequenz kann man daraus nicht ablesen, vor allem auch nicht, dass es ständig verfolgt würde.

 

Es wäre hier eine Möglichkeit und jetzt muss ich mich dem Herrn GR Margulies zuwenden: Sie reden immer die Leute an, dass sie nicht zuhören, aber Sie selbst nehmen es damit auch nicht so genau, denn die Frau StRin Landauer hat darüber gesprochen, dass 418 Millionen EUR als Rücklage in der Wohnbauförderung sind und ich dann darüber sprechen werde, wie man das alternativen Wohnformen zuführen kann und sonst war von nichts die Rede! Es tut mir Leid, Sie haben sofort gesagt, das Geld soll in Pflegeheime hineingebuttert werden, wobei ich da auch sagen muss: Selbst wenn es in Pflegeheime fließen würde, wäre es nicht gebuttert. Also das ist keine richtige Aussage. (GR Mag Hilmar Kabas. So ist es! - Beifall bei der FPÖ.)

 

Wir Freiheitliche fordern, dass es zur Selbstverständlichkeit werden muss, in jedem Neubau einige Wohnungen absolut barrierefrei und behindertengerecht zu installieren, die im Bedarfsfall rasch zur Verfügung gestellt werden können und zwar ausschließlich den dafür gedachten Zielgruppen.

 

Wir Freiheitliche fordern, dass verstärkt Generationenwohnen vorangetrieben wird, dass heißt, dass hier Wiener Wohnen schneller und unbürokratisch reagiert, wenn es darum geht, Verwandte, die einander unterstützend helfen zusammenzuführen. Es muss nicht immer im selben Block sein, aber doch in unmittelbarer Umgebung, sodass die Betreuung eines Angehörigen ohne zusätzliche Probleme erfolgen kann.

 

Hausübersiedlung und Wohnungszusammenlegungen, die den Erhalt des Familienverbands oder eine Zusammenführung von jungen und älteren Generationen, Gesunden und Hilfsbedürftigen innerhalb der Familien zum Ziel haben, sollen nicht nur erleichtert, sondern müssen gefördert werden.

 

In engem Zusammenhang damit steht bei der Vergabe von frei werdenden Wohnungen die Berücksichtigung des Generationenwohnens, wobei hier der Terminus „Betreutes Wohnen“ besser wäre, damit dann ein Fall, den ich Ihnen jetzt schildern möchte, der Vergangenheit angehört. Es ging darum, dass eine Frau hundertprozentig körperbehindert ist. Sie hat eine Unterschenkelamputation, eine Kinderlähmung, eine Hüftgelenksprothese, Gehörlosigkeit und Blasenschwäche. Die Nichte, die gemeinsam mit dem Onkel in der Wohnung wohnt, hat diese Dame, die in einer eigenen Wohneinheit wohnt, betreut. Jetzt wollte der Onkel zugunsten der Nichte auf sein Wohnrecht verzichten und es der Nichte überschreiben lassen. Nun sagt die Stadt Wien, es ist der Wohnraum zu groß, die Nichte bekommt die Wohnung

 

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