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Gemeinderat, 37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 98

 

viele auch unverständlich und außerdem bin ich kein Freund von Anglizismen. Und daher freue ich mich darüber sehr, dass man auf das eingegangen ist.

 

Man hat in das Leitbild jene Institutionen aufgenommen, die davon ausgenommen sind, und zwar definitiv, die Vereinigten Bühnen Wiens, das Theater in der Josefstadt, das Volkstheater, das Theater der Jugend und die Wiener Festwochen. Es ist uns auch ein besonderes Anliegen gewesen und auch gelungen, die Zukunft der Kammeroper zu wahren, indem sie als Spartentheater oder Spartenhaus extra angeführt wurde und die Stadt Wien auch ihre Bereitschaft erklärt hat, das zu sichern. Ein wesentlicher Punkt für uns ist immer das Publikum. Wir sagen immer, Kunst muss nicht für die gemacht werden, die sie ausführen, sondern für das Publikum, das sind ja letztlich auch die, die das finanzieren.

 

Und daher haben wir darauf bestanden, dass nicht nur die Gewinnung neuer Publikumschichten angestrebt wird, sondern auch die Rückgewinnung jener, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten vom Theater ferngehalten beziehungsweise aus den Theatern getrieben wurden, und das wurde auch hineingenommen und freut uns auch. Zusätzlich wurde noch die verstärkte Berücksichtigung privater Förderungen, nicht nur als notwendiges Anhängsel, das eventuell auch irgendwo zu akzeptieren ist, sondern als wünschenswerten Beitrag zum Kulturleben aufgenommen.

 

Offen sind natürlich noch ganz wesentliche Punkte. Wir sind noch nicht am Ende, wir beschließen heute ein Leitbild und keine Theaterreform als solche. Offen ist das tatsächliche Leistungsverzeichnis der Richtlinien der Förderungen einzelner Aktivitäten, also die sogenannte Projektförderung, und auch die Förderung des gesamten Betriebes, und zwar die Konzeptförderung.

 

Wenn die Reform in der Form weitergeht wie bisher, sind wir sehr zuversichtlich. Entscheidend für unseren weiteren Beitrag wird allerdings auch sein, wie die Zusammensetzung der Gremien, nämlich der Theaterjury und der Theaterkommission ausschauen wird und inwiefern auch hier wiederum Vorschläge, die auch von uns kommen werden und gekommen sind, Berücksichtigung finden.

 

Zusammenfassend: Die Theaterreform ist auf einem guten Weg, die Freiheitlichen werden weiterhin einen konstruktiven Beitrag leisten.

 

(Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Zankl. Ich erteile es ihr.

 

GRin Inge Zankl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!

 

Im Gegensatz zu Kollegin Feldmann werde ich wirklich zum Theaterleitbild sprechen, (GR Dr Matthias Tschirf: Das war die erste Rede!) möchte aber mit ihr im Gleichklang auch mit einem Zitat beginnen. “Das Theater ist eines der Geschäfte, die am wenigsten planmäßig behandelt werden können“ schreibt Goethe in seinen “Schriften zur Literatur“.

 

Mit diesem Zitat möchte ich die Bedeutung des heute zu beschließenden Leitbildes zur Wiener Theaterreform unterstreichen. Erstmals wird die Zukunft des Wiener Theaters beschrieben und unserem langjährigem Wunsch nach einem Theaterstrukturplan Rechnung getragen. Dass sich die Theaterszene seit den 60er Jahren im Wandel befindet, wissen wir alle. Es entstanden zuerst die Kellertheater, dann viele freie Gruppen, und seit den 90er Jahren erleben wir spannendes, zeitgenössisches Musiktheater und einen unglaublichen Tanzboom.

 

Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren das Budget für die freie Szene vervielfacht und im Gegensatz zu Kollegin Unterreiner möchte ich erwähnen, der Vergleich mit der Josefstadt hinkt, denn es gibt in Wien 100 freie Gruppen, die 250 Produktionen im Jahr gemacht haben. Das ist im Verhältnis viel mehr als ein Theater leisten kann. Es gibt im Moment in Wien im Bereich der Klein- und Mittelbühnen eine gläserne Decke für junge, aufstrebende Künstlerinnen und Künstler, die müssen wir durchbrechen. Darüber hinaus soll es auch mehr Möglichkeiten zu Experimenten geben.

 

Die Spartenhäuser, die wir jetzt haben, das Tanzquartier und das Theaterhaus für junges Publikum sind gut und wichtig und wir sind stolz darauf, aber an allen anderen Spielstätten sollte spartenübergreifend gearbeitet werden. Das Theaterleitbild umfasst zwölf Punkte, von denen ich zwei herausgreifen möchte, die mir persönlich besonders wichtig sind: Vorrangig gefördert werden solche Projekte oder Institutionen, die mit und durch ihre künstlerische Arbeit im Bereich der darstellenden Kunst prägnante Anknüpfungspunkte für Austausch, Verbreitung und Vernetzung auf internationaler Ebene liefern. Meine langjährige Forderung, seinerzeit schon an Herrn StR Marboe, nämlich ein Konzept für Gastspiele und Co-Produktionen für freie Gruppen, scheint mir durch diesen Passus im neuen Theaterleitbild gewährleistet. Es können neue Netzwerke für länderübergreifende Kooperationen geschaffen und die Möglichkeiten eines internationalen künstlerischen Austausches besser genutzt werden. Durch Co-Produktionen können die finanziellen Mittel der Stadt besser eingeteilt werden und eine andere Stadt oder ein anderes Land hat ebenfalls einen finanziellen Nutzen.

 

Der zweite Punkt, der mir besonders wichtig ist, Kollege Chorherr hat es schon angeschnitten, sind die Spielstätten an ungewöhnlichen Orten. Mein Beispiel ist das Kabelwerk im 12. Bezirk. Die leerstehenden Hallen wurden genutzt, interimistisch bis zum Abbruch, und im Flächenwidmungsplan konnten wir erreichen, dass auch die alten Gebäude in der Oswaldgasse nach der Sanierung für kulturelle Zwecke reserviert sind. Dort soll es auch weiterhin spannende Aufführungen geben. In der Theaterstudie werden Co-Produktionshäuser vorgeschlagen. Als Meidlinger Abgeordnete könnte ich mir gut vorstellen, dass eines der Co-Produktionshäuser auch auf dem Areal des Kabelwerks steht.

 

Der Beschluss des Leitbildes zur Theaterreform, der für mich der Stadtentwicklungsplan für die darstellende

 

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