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Gemeinderat, 6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 75 von 100

 

chen Gründen auch immer. Aber mit Denkmalschutz geht man, glaube ich, in Wien überhaupt sehr locker um; wir werden es demnächst wieder erfahren müssen. Vor einigen Jahren schnitt man dann einfach hinten ein Stück ab - das können etwa 30 Meter oder so gewesen sein - und machte eine griechisch-orthodoxe Kirche daraus. - Übrigens erfuhr der Bezirk das Ganze erst nach Vollziehung der Tatsache.

 

Im Innenraum hing man dann eine Reihe schwarzer, ja, Vorhänge - wollen wir es einmal so nennen - auf, um den Raum zu unterteilen. Damit war natürlich die Dimension des Innenraums einmal gestört. Für die Kids wird das schon reichen, hat man sich gedacht. Dass man aber auch für diese Nutzung sehr wohl das Konzept von Architekt Kneissl hätte verwenden können, das hat man nicht bedacht - und vor allem: es hätte ja auch etwas gekostet.

 

So hat man die Remise halt langsam so dahin dämmen und einigermaßen verrotten lassen. Und weil das Gebäude vernachlässigt aussieht, fanden sich immer wieder Leute, die mit Begeisterung die Fensterscheiben eingeschlagen haben.

 

Ich habe im Bericht gelesen, dass durch die Bauarbeiten auch die Dachkonstruktion gelitten hat. Da frage ich mich schon, wie so etwas passieren kann und ob man die Firmen dafür auch einmal zur Rechenschaft zieht. (GR Mag Sonja Wehsely: Haben Sie eigentlich schon einmal etwas von Jugendkultur gehört?) - Ach! Jugendkultur zwischen schwarzen Fetzen? - "Super"! - Die Jugendkultur ist nicht das Thema (GR Mag Sonja Wehsely: Oh ja!), sondern das, was man aus der Remise nicht gemacht hat, das ist das Thema! Und vor allem: Für Ihre Jugendkultur kostet das nichts - das ist auch nicht zu vergessen.

 

Was auch noch dazukommt: Durch die anrückenden Wohnbauten ist natürlich der Lärm aus der Remise für die Anrainer unerträglich geworden. So entschließt man sich jetzt zu Renovierungsarbeiten und lärmtechnischen Maßnahmen - logisch. Aber nun ist an diesem Bau schon so vieles verdorben, dass diese 15 Millionen S, die das jetzt kostet, fast ein bisschen spät kommen. Und da kein Denkmalschutz mehr besteht, kann man auch damit machen, was man will, ohne irgendwelche Stilvorgaben einhalten zu müssen. Hauptsache, das Gebäude fällt nicht zusammen und der Lärm bleibt drinnen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang nur kurz die Antwort der ehemaligen Frau Finanzstadträtin Ederer auf eine Anfrage der GRÜNEN aus dem Jahr 1997 vorlesen:

 

"Ich möchte in Erinnerung rufen, dass schon zum Zeitpunkt des Ankaufs der ehemaligen Remise Vorgarten durch den Wiener Wirtschaftsförderungsfonds beabsichtigt war, dass das Remisengebäude auf Grund seines kulturhistorischen Wertes erhalten bleiben und im Zuge der Neubebauung des Areals einem sinnvollen, weitest möglich auf eine öffentliche Nutzung abgestellten Verwendungszweck zugeführt werden soll. Dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds ist daher die Vermietung der Remise bis zu dem Zeitpunkt übertragen, zu dem die angestrebte endgültige Nutzung der Remise feststeht."

 

Tja, jetzt frage ich Sie - den Herrn Finanzstadtrat, den Herrn Kulturstadtrat und die Herren von der Stadtplanung -: Haben Sie sich in den vergangenen vier Jahren seit dieser Anfrage eigentlich überlegt, was die endgültige Nutzung dieses Gebäudes sein könnte? - Ich habe nicht das Gefühl. Ich ersuche Sie daher dringendst, sich zu überlegen, was mit diesem kulturhistorisch wertvollen Gebäude - falls man es noch als ein solches bezeichnen kann - geschehen soll, bevor es zu spät ist, bevor es ein kulturhistorisch wertloses Gebäude geworden ist und als besonderes "Gustostückerl" der Wiener Kulturpolitik angeführt werden kann. - Ich danke Ihnen. (Beifall bei den GRÜNEN.) 

 

Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Danke. - Als Nächster ist Herr GR Hora zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

GR Karlheinz Hora (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!

 

Liebe Kollegin Cordon! An und für sich habe ich mir gedacht: Warum melden sich die GRÜNEN zu solch einem Thema zu Wort? Warum erfolgt von den GRÜNEN zu einem Tagesordnungspunkt, bei dem es um eine Subvention geht, damit hier Maßnahmen gesetzt werden können, extra eine Wortmeldung?

 

Mittlerweile bin ich Ihnen für Ihre Wortmeldung dankbar, denn ich weiß nun, was Sie wollen: Sie wollen verhindern, dass Jugendliche - und es sind bitte (Zwischenrufe der GRe Waltraud Cecilé Cordon und Günter Kenesei.) 60 000 Besucher im Jahr, Frau Kollegin: 50 Prozent Jugendliche, 30 Prozent Kinder und nur 20 Prozent Erwachsene - hier eine Heimstätte finden beziehungsweise gefunden haben. Ich glaube, diese Zahlen sprechen für sich, wenn es um die Frage geht, was in dieser Remise passiert! (Beifall bei der SPÖ.) 

 

Sie haben mit der Chronik über die Remise schon richtig begonnen, indem auch Sie erwähnt haben, dass es hier die verschiedensten Versuche gegeben hat, ob das 1992 ein Kino war - übrigens eine Abenteuerreise mit Liegestühlen -, ob es die Wiener Festwochen waren, ob die Remise als Außenstelle der Österreichischen Bundestheater eine Heimstätte für Hochkultur war oder ob zum Beispiel 1993 dort in der Vitrine eine Ausstellung über Fußball und Drogen stattfand. - Sie sehen, dass hier eine Begegnungsstätte geschaffen wurde, die nicht nur für die Leopoldstadt, sondern für ganz Wien relevant ist.

 

1995 hat man beschlossen, hier auch eine Heimstätte für die Skater zu schaffen - aber nicht nur für die Skater: Wenn Sie den Akt gelesen haben, dann werden Sie festgestellt haben, dass in diesem Konzept auch ein Veranstaltungszentrum inkludiert ist, wo nicht nur das von Ihnen angeführte, jetzt die letzten

 

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