1. Markenstrategie

1.12 Slogan

Der Slogan der Stadt Wien ist kein Slogan im herkömmlichen Sinn. Er ist nicht fix mit dem Logo verbunden. Er steht nicht immer an der gleichen Stelle. Und er muss auch nicht immer und überall präsent sein. Er ist vielmehr die Basis, um unserer Sprache ihren ganz eigenen Charme zu verleihen. Er hilft, Dinge typisch Wienerisch zu kommentieren und mit einem gewissen Schmäh auf den Punkt zu bringen.

Der Slogan ist keine pointierte Zusammenfassung der Markenidee oder der Kernthemen, keine direkte Folgerung oder Dramatisierung. Er ist vielmehr eine emotionale Aussage, die dem Lebensgefühl der Wienerinnen und Wiener entspricht und ihre Haltung zu Wien auf den Punkt bringt.

Der Slogan greift dabei den ersten und zweiten Teil der Schlüsselbotschaften auf. Denn dass Wien viel zu bieten hat, ist ebenso leiwand wie die Tatsache, dass man viele Chancen und Möglichkeiten hat.

Einfach leiwand

Die Wienerinnen und Wiener wissen, dass nicht alles leiwand ist in ihrer Stadt. Dennoch leben sie gerne in Wien. Und finden, dass Wien alles in allem (trotzdem) leiwand ist. Genau diese ambivalente Haltung greifen wir auf. Und verdichten sie zu einer Aussage. Denn auch uns ist bewusst, dass nicht alles leiwand ist. Wir wollen es aber leiwander machen.

Wohlgemerkt: Nicht wir sagen, dass Wien leiwand ist. Es sind die Wienerinnen und Wiener, die das Wort „leiwand“ längst verwenden. Als typisches Wiener Wort. Als gemeinsames Kulturgut. Und als Gegenentwurf zum Raunzen. Der Slogan ist also nicht als Selbstlob gedacht. Und soll auf keinen Fall „zwangsweise verordnet“ werden. Deshalb steht er auch nicht beim Logo. Und muss auch nicht immer vorkommen. Er kann einfach als Hashtag (#einfachleiwand) eingesetzt werden. Also als Schlagwort wie in sozialen Medien.

Und er darf auch in abgewandelter Form verwendet werden. Wenn etwa Behinderungen durch Baustellen auftreten, ist das nicht leiwand, aber leider nötig. Wenn wir Verbesserungen vornehmen, tun wir alles, damit Wien noch leiwander wird. Kommt es zu Wartezeiten, bitten wir um Verständnis, denn wir wissen, das ist nicht so leiwand. Müll im öffentlichen Raum wegzuschmeißen, ist auch nicht leiwand. Das Hunde-Gackerl auf der Straße ist definitiv nicht leiwand. Kleinere Delikte sind so und so nicht leiwand, größere ganz und gar nicht leiwand. Eine Verhaltensänderung ist hier wünschenswert. Sprich: Das nächste Mal bitte leiwand sein! Ja, wir können sogar dazu auffordern: Seien Sie bitte so leiwand und machen Sie das (nicht mehr)! Wir können Leistungen und Angebote charmant betonen: Leiwand – oder? Oder sagen, wie es ist: Der traditionelle Wiener Eistraum ist immer wieder leiwand. Die Öffis oder das Wiener Hochquellwasser sind schon leiwand. Und wenn Wien wieder zur lebenswertesten Stadt gekürt wird, haben wir ohnedies immer schon gewusst, dass Wien die leiwandste Stadt der Welt ist.

PS: Das Wort „leiwand“ hat viele, immer positive Bedeutungen. Es steht für „super“ oder „lässig“ und drückt praktisch immer aus, dass man etwas gut findet, dass etwas gefällt. Es stammt entweder von „Leinwand“ und bezieht sich auf den hohen Wert des Leinens. Oder es kommt vom „Leinwandbier“. Dieses wurde im Wiener Bürgerspital ausgeschenkt, wo im 15. Jahrhundert mit Leinen gehandelt wurde, und schmeckte besonders gut, eben leiwand.