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Landtag, 3. Sitzung vom 29.01.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 48

 

tatsächlich so, dass wir bei der Stromproduktion unter 1 Prozent liegen. Also diese 33.000 Haushalte sind weniger als 1 Prozent. Und wenn man die 530.000, die der Herr Kollege von der SPÖ vorhin angesprochen hat, umrechnet, dann sind 16 Prozent schon schön und gut, aber auch bei der Anzahl der Photovoltaikanlagen haben wir ein riesiges Potenzial, da kann man noch viel mehr machen. Das Bundesland Niederösterreich geht da viel ambitionierter an die Sache heran, die sind beim Ausbau von Photovoltaik wirklich dran bei der Sache.

 

Bei uns in Wien, das wissen wir, haben wir einfach auch auf den Dächern ein riesengroßes Potenzial. Wir haben ja 53 km², habe ich lernen dürfen, an Dachfläche, und von dieser Dachfläche könnte man 60 Prozent für Photovoltaikanlagen nutzen. Also das ist beachtlich, das wäre ein riesengroßes Potenzial. Schlimm ist allerdings, dass man das überhaupt nicht nutzt, und noch viel schlimmer ist, dass sich, wie ich gelernt habe, von den 2.000 Anlagen nur 100 auf stadteigenen Gebäuden befinden.

 

Jetzt gibt es natürlich viel mehr Möglichkeiten. Wir haben, wenn man sich die stadteigenen Gebäude anschaut, Möglichkeiten auf Schulgebäuden, auf den Gemeindebauten von Wiener Wohnen, auf den Krankenanstalten und Verwaltungsgebäuden, auf den Gebäuden der Wiener Stadtwerke, den Gebäuden der Wien Holding. Da gibt es also wirklich noch sehr viel Potenzial, und die Dachfläche ließe sich wirklich sehr gut für nachhaltige Energie nutzen.

 

Es schafft positive Effekte für die Umwelt und schafft Arbeitsplätze. Man könnte bis zu 40 Prozent der Stromproduktion in Wien von Photovoltaikanlagen bekommen - drei Viertel stammen jetzt leider aus fossilen Brennstoffen.

 

Ich komme zum Schluss: Die Klimapolitik ist leider in der Vergangenheit sehr stark ideologisch befangen gewesen. Bitte reagieren wir als Stadtregierung als Vorbild, arbeiten wir auch hier konstruktiv zusammen! Schaffen wir eine Trendwende, läuten wir das ein, damit auch viele Generationen nach uns hier noch in einer lebenswerten Stadt aufwachsen können! - Danke schön.

 

Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Matiasek. Bitte.

 

10.54.33

Abg. Veronika Matiasek (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Als wir noch nicht das Thema wussten, wohl aber, dass die SPÖ heute die Aktuelle Stunde hat, hätte ich alles darauf verwettet, dass wir uns heute mit der sozialen Frage anlässlich der aktuellen Situation, mit der Arbeitslosigkeit, mit der angespannten Lage der Familien, mit den Unternehmen, mit der prekären Situation der Kulturschaffenden beschäftigen. Aber bitte - es möge die Sonne scheinen -: „Solarmetropole Wien. Unser Land - Unser Kraftwerk“ - dieser Titel ist sehr kräftig, und es ist hoch an der Zeit, sehr geehrte Damen und Herren, vor allem von der SPÖ, die GRÜNEN sind ja jetzt nicht mehr in der Stadtregierung. Wir haben uns jahrelang oder über ein Jahrzehnt auf dem ausgeruht, dass es ein Solarpotenzialkataster gibt und dass es ein Vorzeigemodell auf dem Hugo-Breitner-Hof gab. Das war, wenn es um die Solaroffensive der Stadt Wien gegangen ist, über Jahre immer das Vorzeigemodell, und das erinnert mich ein bisschen an die Fassadenbegrünung - und wir dürfen diese ja durchaus in einem Zusammenhang sehen, wenn wir von Klimapolitik sprechen -: Auch bei der Fassadenbegrünung gab es über Jahre das Vorzeigemodell der MA 48 im 5. Bezirk, und darüber hinaus ist über Jahre kaum etwas entstanden. Also es ist schon notwendig, und als Vertreterin einer Partei, die sich seit Jahren und Jahrzehnten für saubere und erneuerbare Energie einsetzt und ausspricht, freue ich mich natürlich, wenn jetzt hier - „Gas gegeben wird“ passt in diesem Fall nicht, aber - die Dinge vorangetrieben werden.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir müssen aber, und gerade dann, wenn wir den Klimaschutz im Auge haben, auch mitdenken: Wo wird was wie produziert? Gerade auf dem Markt der Paneele, der Bestandteile für die Photovoltaik, dominiert der chinesische Markt extrem. Europa und die USA haben ungefähr 5 Prozent an Produktion, und es wäre zum Beispiel laut Fraunhofer-Institut in einer sehr seriösen Studie bestätigt, dass auch Europa ohne Förderungen produzieren könnte und die Betriebe wettbewerbsfähig wären, wenn sie in einer gewissen Anzahl produzieren könnten. Das muss man, wenn man dann eine Einkaufspolitik betreibt beziehungsweise in einer Offensive, was die Photovoltaik betrifft, schon auch mitdenken: Dass wir regional eine Produktion ankurbeln. Ich glaube, das ist sehr wichtig, denn allein die Tatsache, dass bei der Produktion in China deutlich mehr Emissionen entstehen, als wenn in Europa produziert würde, und dazu die langen Transportwege, das muss man alles mitbetrachten.

 

Ich habe unlängst erst eine Dokumentation gesehen, in der die ersten Paneelfriedhöfe in Deutschland gezeigt wurden, wo entsorgte Paneele zu Füßen von Windrädern gelagert werden. Diese Dinge sind zu 90 Prozent recycelbar. Also man muss in so einer Offensive auch die Beschaffung und die Entsorgung mitdenken und dabei anstreben, dass die Anlagen in der Gesamtheit - ob sie jetzt auf dem Gebäude sind oder ins Gebäude integriert sind, wie Herr Dr. Gara vorhin angesprochen hat - aus Produktionen stammen, die nach Möglichkeit emissionsfrei sind, und wir müssen eben auch die Transportwege mithineindenken.

 

Es ist erfreulich, dass jetzt dieser Anschub gekommen ist. Sie haben sich den Klimaschutz auf Ihre Fahnen geschrieben. Bitte denken Sie aber gesamtheitlich - nur so funktioniert Klimaschutz wirklich, denn er endet ganz sicher nicht an der Stadtgrenze oder an der Landesgrenze. Denken Sie bitte nicht nur in Quadratmetern und Leistung, sondern nehmen Sie einerseits die Produktionswege und auf der anderen Seite auch die Entsorgung mit hinein. Nur so können wir nachhaltig auch für die nächsten Generationen wirkungsvoll erneuerbare Energie einsetzen.

 

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