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Landtag, 9. Sitzung vom 30.09.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 89

 

Krankenhaus Nord, das Krankenhaus Hietzing und ins Wilhelminenspital in regionale Abteilungen direkt vor der Haustür zu verlagern.

 

Jetzt geht es eben darum, weitere Schritte für die Zukunft zu setzen. Diese wurden Mitte 2015 auch eingeleitet, nämlich mit einem Psychiatrischen und Psychosomatischen Versorgungsplan für Wien. Auch da gilt der Zeithorizont bis 2030, wobei zunächst eine umfassende krankenanstaltenorientierte Planung auch unter Einbeziehung aller notwendigen Expertisen begonnen wurde. Diese Planung soll dann 2017 auch entsprechend abgeschlossen werden.

 

Wien stellt sich diesen großen Herausforderungen, die in einem Beschluss- und Resolutionsantrag, der dann heute noch eingebracht wird, auch entsprechend beschrieben wird. Es wird auch darauf hingewiesen, dass sich die Stadt dieser großen psychiatrischen Tradition, aber insbesondere dieser besonderen Rolle bewusst ist und hier eine Vielzahl von konkreten Maßnahmen umsetzen möchte. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass die Damen und Herren Abgeordneten sich nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit ab nun mit fünf Minuten begrenzt ist. Als Nächster hat sich Herr Abg. Dipl.-Ing. Dr. Gara zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

10.40.01

Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS)|: Sehr geehrte Frau Landesrätin! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich kann mich dem, was Abg. Deutsch zuvor ausgeführt hat, in sehr, sehr vielen Punkten absolut anschließen. Auch ich halte es für sehr wichtig, dass es eine Gleichstellung von psychischer und physischer Gesundheit gibt. Auch ich halte es für angebracht, zu sagen, dass es ein Menschenrecht auf die beste psychische Gesundheit für alle gibt.

 

Und ich halte es für besonders wichtig, dass gerade Unternehmungen der Stadt Wien hier in die Vorbildwirkung kommen, dass Unternehmungen der Stadt Wien ihren Mitarbeitern Rahmenbedingungen schaffen, wo es zu weniger Stress, zu weniger psychischer Belastung kommt. Da möchte ich ein Unternehmen der Stadt Wien besonders ansprechen, denn in diesem Unternehmen der Stadt Wien ist es in letzter Zeit zu deutlich mehr psychischer Belastung gekommen, und das ist der Wiener Krankenanstaltenverbund.

 

Wenn wir, und ich habe es gestern ausgeführt, die Situation haben, dass es auf Grund einer sehr starken Reform der Ärztearbeitszeiten, einer starken Reform auch im pflegerischen Bereich, zu deutlicher Reduktion an Arbeitszeiten kommt, und das bei gleich bleibender Anzahl an Patienten, führt das natürlich bei den entsprechenden Mitarbeitern zu einem enormen Stress. Und dieser Stress führt natürlich auch zu einer stärkeren Gefährdung an Burn-out. Wir haben diese Situation, und ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der bei all diesen Strukturreformen zu berücksichtigen ist.

 

Es ist eben nicht so einfach, querbeet einen bestehenden 25-Stunden-Dienst auf 2 mal 12,5 Stunden zu verteilen. Denn der Unterschied ist der: Stellen Sie sich vor, 4 mal 8 Stunden die Woche. Und sehr viele, die diese Arbeitssituation haben, die bereits bei dieser normalen Arbeitssituation unter einem enormen Stress leiden, haben dann zusätzlich auch noch einen entsprechenden Schichtdienst. Das heißt, sie arbeiten von 20.30 Uhr bis 9 Uhr in der Früh, ohne Pause. Die einzige Pause, die sie haben, dauert 30 Minuten.

 

Das heißt, diese Umstellung der Arbeitszeit bedeutet, dass es keine Möglichkeit mehr gibt, sich entsprechend auszuruhen. Ich halte das für ein sehr, sehr großes Problem. Es ist erwiesen, dass gerade diese Art von Arbeit massiv gegen den natürlichen Biorhythmus läuft und diese Belastung für die entsprechenden MitarbeiterInnen zunimmt. Und das betrifft nicht nur den Bereich der Ärzte, sondern das betrifft auch ganz stark den Bereich der Pflege, der ihr immer wieder in Abrede gestellt wird. Auch dort formiert sich ein sehr, sehr starker Druck, weil die Arbeitsbelastung in der jetzigen Form für viele Menschen im Wiener Gesundheitssystem einfach nicht mehr haltbar ist.

 

Kollege Deutsch hat auch sehr klar gesagt: Es geht auch um den volkswirtschaftlichen Schaden. Und in diesem Fall muss ich sagen: Es geht auch um den volkswirtschaftlichen Schaden der Stadt Wien. Denn wenn Einsparungen Kosten ansteigen lassen und gestresste und frustrierte Mitarbeiter im Gesundheitssystem gefährden, dann gefährden diese natürlich auch die Gesundheit der Patienten und verringern natürlich entsprechend auch die Heilungschancen. Und ich halte das für einen sehr wichtigen Aspekt, der mitzuberücksichtigen ist.

 

Ich finde es gut, dass die SPÖ dieses Thema zur Aktuellen Stunde gewählt hat, denn genau das trifft uns im Moment im Wiener Gesundheitssystem. Deswegen ist es die Verantwortung der SPÖ und vor allem der Landesrätin, darauf zu achten, dass es in den Wiener Gemeindespitälern nicht vermehrt zu Burn-out der MitarbeiterInnen kommt. (Beifall bei den NEOS.)

 

Sehr geehrte Damen und Herren, das ist die Verantwortung einer Stadt, die sich als die Stadt der Menschenrechte rühmt. Ich betone es noch einmal: Menschenrecht auf beste psychische Gesundheit für alle! Das gilt auch für Wien und das gilt auch für die MitarbeiterInnen der Stadt.

 

Viele dieser Vorfälle - ich habe es in diesem Haus bereits einmal erwähnt - sind in einer Broschüre herausgegeben worden, die sich „Schwarzbuch Kranker Anstaltenverbund“ nennt, nämlich von den Pflegerinnen und Pflegern, von den Schwestern des Wiener Krankenanstaltenverbundes, die in vielfacher Art und Weise darauf hinweisen und, wie viele dieser Zitate zeigen, wirklich sehr betroffen sind. Da schreibt zum Beispiel eine Kinderkrankenschwester: „Wir leiden am meisten darunter, dass wir genau wissen, wie es in der Pflege sein sollte, könnte und müsste. Es mangelt aber an der notwendigen Zeit durch das Fehlen des notwendigen Personals.“

 

Sehr geehrte Frau Landesrätin, ich fordere Sie hier wirklich auf, genau darauf zu achten und zu schauen, dass diese Art der Reformveränderungen im Wiener Gesundheitswesen nicht dazu führen, dass die MitarbeiterInnen des Wiener Krankenanstaltenverbundes unter

 

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