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Gemeinderat, 59. Sitzung vom 25.11.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 79

 

haus brauchen, dann geht sich das nach meiner Rechnung nicht aus. Ich komme nämlich zu einem Resultat von 3,333 periodisch, und wenn sich 10 Prozent melden, dann sind es 333, und wenn von denen wieder nur 10 Prozent kommen, dann sind es 3,3. Es ist aber nur ein Platz empfohlen. Ich habe jetzt aber wirklich nur ganz geringfügig gerechnet, und daher denke ich, wir können auf Grund dieser Zahlen und Daten in den Ausschüssen gemeinsam wesentliche Impulse setzen!

 

Ich komme zu einem weiteren Thema, das insbesondere Frauen betrifft, nämlich zum Themenkreis Armutsfalle und Armutsgefährdung. In Österreich sind 15 Prozent der weiblichen Wohnbevölkerung, das sind 500 000 Frauen, armutsgefährdet, und 4 Prozent der Frauen leben in akuter Armut. Besonders betroffen sind in diesem Zusammenhang Alleinerzieherinnen, aber auch kinderreiche Familien, erwerbslose Frauen, allein lebende Pensionistinnen und Migrantinnen. Frauen haben in Österreich ein um 35 Prozent höheres Armutsrisiko als Männer, und man muss wohl nicht extra dazusagen, dass Kinder dabei die besonders Leidtragenden sind, denn wenn die Familien, die Mütter oder Alleinerzieherinnen arm sind, dann sind klarerweise deren Kinder auch arm und können sich vieles nicht leisten, vom Schulschikurs angefangen, et cetera.

 

Ich dürfte um ein bisschen Ruhe bei den Herren bitten! Es schadet niemandem, hier zuzuhören! (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP und SPÖ.) Danke.

 

Die Gründe für Frauenarmut sind rasch zusammengefasst: Frauen verdienen nach wie vor im Schnitt deutlich weniger als Männer. Sie arbeiten häufiger in Teilzeit. Ihre Berufswahl ist noch immer überwiegend eine traditionelle wie Friseurin, Verkäuferin, et cetera, das brauche ich nicht zu wiederholen.

 

Weitere Gründe für Armut – und zwar jetzt unabhängig davon, ob eine Frau mehr oder weniger arbeitet – sind Scheidungen, Schulden, fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, auch Gewalt: All das sind Auslöser für eine Abwärtsspirale. Dabei geht es auch einerseits um die Frage der Vereinbarkeit und andererseits um die Rahmenbedingungen. Dort können wir allerdings etwas tun: Wir können die Rahmenbedingungen verändern. Wir können nicht ändern, ob sich eine Frau scheiden lasst oder nicht oder ein Kind in einer unehelichen Partnerschaft bekommt, aber wir können für die Rahmenbedingungen, die notwendig sind, sorgen.

 

Dazu gehören zum Beispiel gute und leistbare Betreuungsplätze. Jetzt haben wir den Gratiskindergarten, das ist toll und schön, jedoch gibt es bekanntlich nicht genug Plätze. Daher ist bei Frauen mit Kleinkindern bis drei Jahren die Quote der Erwerbstätigkeit besonders gering und ist die Teilzeitquote besonders hoch, und daraus folgt wiederum, dass das natürlich in der Pension zur Armut führt.

 

Gleichzeitig können wir Aus- und Weiterbildungsangebote zur Höherqualifizierung von Frauen und neue Optionen zur besseren Vereinbarkeit von höheren beruflichen Positionen schaffen. Ein Beispiel dafür ist das Beratungsangebot, dass nämlich Frauen andere Frauen dabei unterstützen, erfolgreich ins Berufsleben einzusteigen oder wiedereinzusteigen.

 

In allen Fällen sind Maßnahmen besonders dann erfolgreich, wenn Flexibilität möglich ist. Daran können wir auch in Wien überhaupt arbeiten, um sowohl zeitlich als auch inhaltlich dem Bedürfnis der Frauen zu entsprechen.

 

Ich habe hier – das ist leider etwas klein, aber ich bin ja nicht so aktionistisch veranlagt – zur Veranschaulichung auf meinem Antrag quasi zwei Tortenstückchen: Das blaue Diagramm zeigt die Stundenanzahl, welche die Frauen arbeiten, und das kleine blaue Eckchen zeigt, was sie im Verhältnis zum gesamten Kuchen verdienen. – Nachdem die Herren jetzt nicht herschauen, werde ich es jedem einzelnen dann zeigen.

 

Ich stelle daher jetzt einen Antrag betreffend ein Maßnahmenpaket für Alleinerzieherinnen im Speziellen, denn diese sind besonders betroffen, nämlich 36 Prozent der Alleinerzieherinnen. Es ist natürlich für alle Frauen wünschenswert, darüber zu erfahren, und ich hoffe, dass wir ein Programm erstellen, über diese Maßnahmen dann berichten und auch erforschen können, ob sie zweckdienlich waren. – Ich gebe Ihnen dann alle drei Anträge gleichzeitig.

 

Auch den Antrag betreffend den Einkommensanwalt, den ich schon so oft eingebracht habe, werde ich wieder einbringen. Warum? – Dieser Einkommensanwalt könnte nämlich eine ganz wesentliche Funktion hier erfüllen und sich um Dinge kümmern, die sonst untergehen. Wir reden nämlich zwar darüber und sind uns dieser Probleme bewusst, aber wenn dafür nicht wirklich jemand zuständig ist – beispielsweise wie bei der Volksanwaltschaft –, der sich der Sache annimmt, an den man sich wenden kann, der berichtet und auf den man auch politisch zu hören hat und dem man antworten muss, dann ist das eine ganz andere Situation! Ich glaube, dass das nicht so viel Geld kostet, wie es Nutzen bringen würde!

 

Ich habe schon oft genug gesagt, wie dieser Einkommensanwalt agieren könnte, nämlich als bürgernahe Institution und als unabhängiges Organ zur Unterstützung bei Gehaltsverhandlungen und zur Prüfung von Sachverhalten und Beschwerden. Er könnte aber auch als Mittler auftreten und vor allem bei Missstandsfeststellungen Empfehlungen an den Gemeinderat und in manchen Fällen auch an das betroffene Unternehmen abgeben. – Das ist also der nächste Antrag von mir.

 

Mein dritter Antrag betrifft den Wiedereinstieg in den Beruf, und ich habe auch diesbezügliche Studien eingefügt, weil ich glaube, dass das die Problematik am meisten verdeutlicht. – Ein Jahr vor der Karenz beträgt das Verhältnis der Frauen, die mehr als 2 000 EUR brutto verdienen, im Verhältnis zu den Männern 45 Prozent. Im 1. Jahr nach der Karenz sind nur mehr 3 Prozent der Frauen in dieser Gruppe mit über 2 000 EUR Verdienst, im 2. Jahr 5 Prozent, im 3. Jahr 12 Prozent und im 4. Jahr 17 Prozent. Das heißt, nicht einmal im 4. Jahr haben die Frauen das aufgeholt, und zwar nicht einmal zur Hälfte, was sie vorher verdient haben!

 

Das verhält sich bei Männern ganz anders, aber es geht ja auch kaum ein Mann in Männerkarenz! Wobei ich sagen muss: Ich glaube, dass viele Männer gerne in

 

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