«  1  »

 

Gemeinderat, 30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 76

 

Somit ist die 1. Anfrage beantwortet.

 

Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP/02731/2003/0004-KSP/GM). Sie wurde von der Frau GRin Zentner (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats) an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet: "Morgen findet die Abschlussveranstaltung zum Masterplan Verkehr statt. Wie sehen die Grundsätze der künftigen Verkehrspolitik für Wien aus?"

 

Bitte.

 

Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Frau Gemeinderätin, wir bereiten für den Herbst zur Vorlage an den Gemeinderat den Masterplan Verkehr 2003 vor. Wir erneuern damit und führen fort das Verkehrskonzept aus dem Jahr 1994. Dieses Verkehrskonzept hat damals schon wesentliche Grundlagen gesetzt für die Verkehrspolitik in dieser Stadt.

 

Wir stellen die künftige Verkehrspolitik in Wien unter das Motto "Intelligente Mobilität". Wir versuchen, damit klarzustellen, dass es in Städten nicht darauf ankommt, so schnell wie möglich, so weit wie möglich und so freizügig wie möglich unterwegs sein zu können, sondern dass es darum geht, in den beengten Situationen innerhalb der Stadt, in den notwendigen Verkehrsbedürfnissen der Wirtschaft, der Menschen, für die Freizeit, für den Berufsverkehr das entsprechende Auslangen zu finden

 

Wir wollen effiziente Verkehrssysteme, wir wollen, dass die Verkehrsträger ein attraktives Angebot liefern können, wir wollen, dass kooperative Verfahren durchgeführt werden, um neue Verkehrswege zu erschließen oder neue Methoden in der Verkehrsdurchführung einzuführen, und wir wollen gemeinsam mit der Bevölkerung das verantwortliche Verkehrsverhalten regeln, ob das jetzt die Verkehrssicherheit betrifft oder die Benutzung der verschiedenen Verkehrsarten betrifft, also mit dem Auto zu fahren oder doch lieber mit dem Rad oder doch zu Fuß zu gehen oder das öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, weiterzukommen.

 

Und wir werden in diesem Verkehrskonzept vor allem auch eines tun: Wir haben mit dem letzten Verkehrskonzept erreicht, dass die Wienerinnen und Wiener sehr stark umgestiegen sind auf das öffentliche Verkehrsmittel. Wir können stolz darauf sein, dass in unserer Stadt etwa zwei Drittel der Wege mit den Umweltverbundverkehren bewältigt werden, nämlich zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren oder mit dem öffentlichen Verkehrsmittel fahren, und nur ein Drittel mit dem Auto.

 

Unterschiedlich und anders ist es bei allen jenen, die aus den Bundesländern nach Wien hereinpendeln. Hier schaut das Verhältnis leider genau umgekehrt aus. Da kommen 65 Prozent mit dem Auto und nur 34 Prozent, 35 Prozent mit dem öffentlichen Verkehrsmittel, und eben nur ganz wenige, weil die Wege ja weiter sind, mit dem Rad oder zu Fuß.

 

Und genau hier sind die Veränderungen anzusetzen. Deswegen haben wir in der Stadtentwicklungskommission auch schon den Beschluss gefasst zur Erweiterung des U-Bahn-Netzes. Hier hoffen wir, dass die Bundesseite mitfinanziert einen 50 zu 50-Schlüssel wie bisher, sodass wir aus den Subzentren in den äußeren Bezirken hinaus bis an die Stadtgrenze die U-Bahn verlängern können und dort attraktive Umsteigmöglichkeiten entweder aus dem Bus, was uns viel lieber wäre, oder aus dem Auto mit Park-and-ride-Anlagen schaffen können. Es geht auch um die Verbesserung der Schnellbahn in die Region hinaus, und es geht um die Attraktivierung auch der Busse aus der Region zu den Einfüllpunkten der Schnellbahn und zu den Einfüllpunkten der U-Bahn.

 

Also wir setzen uns Handlungsschwerpunkte. Die zehn Handlungsschwerpunkte in diesem Konzept, in diesem Masterplan Verkehr, sollen folgende sein:

 

Wir versuchen, das S-Bahn-plus-Konzept gemeinsam mit den Bundesbahnen zu verbessern und damit den Modal Split über die Stadtgrenze zu verbessern, damit wir einen attraktiven schienengebundenen Verkehr nach Wien herein halten und verbessern können.

 

Das Zweite ist, die Impulse des U-Bahn-Ausbaus dann auch in der Stadtentwicklung nutzen zu können und den Modal Split innerhalb des Stadtgebietes schrittweise noch zu verbessern in Richtung öffentlicher Verkehr. Aber hier ist klar, dass das schwerer zu erreichen sein wird, als das seinerzeit in den ersten Ansätzen in den neunziger Jahren war.

 

Wir wollen weiters, dass es schnelle Tangentialverbindungen im öffentlichen Verkehr gibt. Hier haben wir ebenfalls in der Stadtentwicklungskommission ja schon die Linien festgelegt, jenseits der Donau, zwischen dem 21. und dem 22. Bezirk, mit drei Linien, und auch die Verbesserungen im Süden Richtung Wienerberg, eine Vorleistung für eine im weiterer Zukunft liegende Verlängerung einer U-Bahn.

 

Wir wollen weiters, dass innerhalb des Stadtgebietes der öffentliche Verkehr, also der Bus und die Straßenbahn, noch deutlicher beschleunigt werden kann, sodass die Straßenbahnen und Busse nur mehr bei den Stationen halten. Also auch hier: Weiterführung des Beschleunigungsprogrammes für die kompletten Straßenbahn- und Buslinien.

 

Und ein wesentlicher Punkt: Weil eben leider trotz Zunahme des Verkehrs in den letzten drei Jahren, vier Jahren eigentlich, die Verkehrssicherheit um eine Spur zurückgegangen ist und wir ein leichtes Ansteigen bei den Verkehrstoten und bei den Verletzten über den Jahresschnitt feststellen mussten, werden wir versuchen, mit ganz wesentlichen Maßnahmen bei der Verbesserung der Verkehrssicherheit anzusetzen und eine Vision vor Augen zu haben, dass es keinen Verkehrstoten mehr in dieser Stadt gibt. Wir wollen die Unfallzahlen bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent reduzieren und versuchen eben langfristig, asymptotisch, uns anzunähern an die Möglichkeit, dass es keinen Verkehrstoten in Wien mehr geben soll. Dazu werden wir speziell für die Kinder und Jugendlichen, für die speziell gefährdeten Gruppen wie den Motorradfahrern zum Beispiel und auch für die älteren Menschen, die auf Grund der Verlangsamung des Gehens, auf Grund des schlechteren Hörens, auf Grund der schlechteren Sehfähigkeit besonders gefährdet sind,

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular