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Landtag, 26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 61

 

Steuerungsfunktion braucht zwischen den staatlichen Stellen und den privaten Einrichtungen. Deswegen ist es natürlich eine ganz, ganz wichtige Forderung, dass die Jugendwohlfahrt in Wien ausgebaut werden muss und gestärkt werden soll.

 

Wir haben vor einigen Wochen einen Artikel in der Wochenzeitung „profil" lesen können, in dem stand, dass Frau Maria Moritz, die Vorsitzende des Bundesberufsverbandes für Sozialarbeiter, gesagt hat, dass die Situation vor allem durch die Finanzkrise sicherlich nicht besser wird, dass ein abrupter Anstieg an zerrütteten Familien befürchtet wird. Und es gibt sehr, sehr viele wissenschaftliche Studien, die eben einen Zusammenhang zwischen Gewalt und Armut belegen. Es muss ja nicht immer der Worst Case eintreten, dass ein Elternteil den Arbeitsplatz verliert oder im Alkoholismus strandet, aber es sind immerhin schon diese permanenten Existenzängste, die zu einer unerträglich angespannten Situation mit viel Konfliktpotenzial innerhalb der Familie führen können.

 

In diesem Artikel wird bestätigt, dass eine mögliche Ursache die komplexen Veränderungen in der Gesellschaft darstellen, wie etwa die Auflösung der Großfamilie, die oftmals in der Vergangenheit als soziales Auffangnetz fungierte. Das ist eben schon ein Problem, dessen sich die Politik annehmen muss.

 

Jedenfalls ist es, glaube ich, wichtig zu erwähnen, dass die FPÖ im Nationalrat am 22. Jänner des heurigen Jahres einen Antrag eingebracht hat, nämlich den Entwurf für ein Berufsgesetz für die Sozialarbeiter – das ist gerade in Bearbeitung –, worin die Kriterien, nach denen Sozialarbeiter Österreich-weit tätig sein sollen, festgeschrieben werden sollen. Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt. Das wurde seitens der Freiheitlichen Partei eingebracht.

 

Nötig wäre, glaube ich, auch ein bundesweiter Defizitbericht, auf dessen Grundlage Verbesserungen getroffen werden könnten. Es ist ja leider so, dass auf Grund von Sparmaßnahmen der Statistik Austria der Auftrag für die zahlenmäßige Erfassung des Sozialwesens entzogen wurde und jetzt die Länder selbst mit Jahresberichten beauftragt wurden.

 

Es ist laut Berechnungen des Berufsverbandes für Sozialarbeiter eine Aufstockung bei der Jugendwohlfahrt von mindestens 100 Mitarbeitern nötig. Es hat leider zur Zeit nur das Land Oberösterreich so eine landesweise Evaluierung durchgeführt und gleich daraufhin 30 neue Stellen geschaffen. Wir können nicht oft genug fordern, dass wir auch hier in Wien die Jugendwohlfahrt stärken, dass wir eine Aufstockung der Zahl der tätigen Mitarbeiter durchführen und auch eine Aufstockung der Zahl der Pflegeeltern hier in Wien vornehmen.

 

Das zweite Thema, das ich hier erwähnen wollte, ist das Medienthema Jugendgewalt. Es wird so dargestellt, als sei das Thema Jugendgewalt ein Thema, das nur durch die Medien so verstärkt wird, während es in Wirklichkeit immer gleich sei. Da werden mehrere Zitate schon aus dem Altertum bemüht, dass ja die ältere Generation die Kinder und die Jugendlichen immer schon als verroht und ohne Manieren darstellt hat. Das stimmt natürlich, keine Frage, in ein paar Jahren wird es mir wahrscheinlich genauso gehen, aber es ist schon so, dass die statistischen Zahlen, die uns vorliegen aus der Kriminalitätsstatistik und auch aus anderen Berichten und Statistiken, eine andere Sprache sprechen. Das heißt, natürlich ist die Jugendgewalt ein Medienthema, aber sie ist auch ein reales Thema, eben nicht nur ein Thema, das von den Medien hier irgendwie inszeniert wird, so wie vielleicht Alkopops damals oder andere Themen, sondern ein reales Thema.

 

Ich glaube nicht, dass 5 Prozent Problemfälle, die hier behauptet werden, immer stimmen, denn beim Thema Gewalt an Kindern, das ich eingangs behandelt habe, sagen Sie auch, dass hier eine Steigerung im Gange ist und eine Steigerung vor sich geht. Warum soll es da nicht auch für das Thema Jugendgewalt stimmen? Leider, glaube ich, stimmt es, dass Jugendgewalt eben doch steigt. Man kann in viele Schulen schauen in Wien in vielen Bezirken mit einem leider sehr hohen Ausländeranteil von 85 bis 93 Prozent in den Volks- oder Hauptschulen, wo man sieht und auch aus Polizeiberichten hört, dass dort die Jugendgewalt, was die Bandenkriminalität betrifft, was die Kriminalität vor den Schulen, aber auch in den Schulen betrifft, leider am höchsten ist. Da gibt es Bezirke wie Hernals und Margareten, die hier hervorstechen, aber auch andere, wo sich eben die Berichte von den Polizisten durchaus mit dem decken, was man so vermutet.

 

Das heißt, ich glaube schon, dass auch dieses Thema Jugendgewalt nicht nur ein Medienthema ist, sondern auch ein reales Thema. Die Zahlen aus der Polizei- oder Kriminalitätsstatistik zeigen auch hier ganz klar, dass es beim Delikt Sachbeschädigung allein in den letzten drei Monaten ein Plus von 6 Prozent gegeben hat, bei Verstößen gegen das Suchtmittelgesetz, vor allem in der Inneren Stadt, ein Plus von 33 Prozent, Ladendiebstahl plus 25 Prozent, Handy-Raub plus 15 Prozent. Das sind leider alles Delikte, die vor allem junge Menschen betreffen. Die Polizei berichtet eben, dass hier auch durchaus mehr Einsätze als anderswo gegeben sind. Nicht umsonst wurde auch eine Sondereinsatzgruppe der Polizei gegen Jugend- und Bandenkriminalität hier in Wien gegründet, die ihre Arbeit verrichtet und immer öfter leider Jugendbanden auch aufdeckt und festnimmt.

 

Das Ganze ist natürlich zurückzuführen auf eine allgemeine Perspektivlosigkeit, auf eine Orientierungslosigkeit, auf eine Entwurzelung, die – auch wenn Sie mich jetzt schelten, dass ich mich wiederhole – natürlich zurückzuführen ist auf die multikulturelle Gesellschaft, weil es hier keine allzu große homogene Gesellschaft mehr gibt.

 

Wenn der Herr Kollege Ellensohn heute bei der Aktuellen Stunde gesagt hat – da gebe ich Ihnen vollkommen recht, eines der seltenen Male, wo ich Ihnen recht gebe –, man sollte nicht nur im Nachhinein ansetzen bei den Strafen, sondern schon vorher aktiv, präventiv gegen Kriminalität ankämpfen, dann ist das aber bitte auch ein Punkt, den man ernst nehmen soll. Ich glaube, dass

 

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