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Landtag, 17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 70

 

Förderung zu bekommen als in der flexiblen Schuleingangsphase.

 

Ich hoffe, dass gerade Sie sich nicht dieser exklusiven Linie der Sprachförderung anschließen, sondern die Dinge so sehen, wie sie meiner Meinung nach richtig sind, dass nämlich die Gesamtpersönlichkeit gesehen werden muss und die Definition von Sprachkompetenz nicht ausreicht, um den Förderbedarf festzustellen! Dementsprechend ist das pädagogische Programm der Vorschulklassen das Richtige für die Gruppe von Kindern, die aus unterschiedlichen Gründen Förderbedarf haben. Diese Gruppen werden genauso heterogen sein wie im Kindergarten und dann auch in der Volksschule, wobei die flexible Schuleingangsphase noch eine zusätzliche Schiene wäre, die man einsetzen kann.

 

Darüber jetzt zu spekulieren, wie viele Vorschulklassen wo eingerichtet werden, wäre eine falsche Hochrechnung, denn wir können erst bei den Screenings feststellen, wie viele Kinder überhaupt diesen Förderbedarf haben. Erst im nächsten Jahr bei der zweiten Phase der Schuleinschreibung können wir dann feststellen, welche Erfolge diese frühe Förderung gezeigt hat, und dann wird sich herausstellen, wie viele Kinder den Weg in die Vorschule gehen werden und wie viele direkt in der Volksschule eingeschult werden können.

 

Sicher kann man davon ausgehen, dass es in allen Bezirken solche Modelle geben wird.

 

Präsident Johann Hatzl: Die nächste Zusatzfrage stellt Frau Abg Riha. – Bitte.

 

Abg Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, sehr geehrte Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin!

 

Die ÖVP begrüßt selbstverständlich die Umsetzung des 15a-Vertrages. Es ist dies tatsächlich ein Schritt in die richtige Richtung, nämlich in die Richtung, dass der Kindergarten als wichtige Bildungsinstitution anerkannt und etabliert wird. Damit werden auch zwei wichtige ÖVP-Forderungen umgesetzt. Einerseits erfolgt der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen und andererseits ist das auch der erste Schritt in Richtung Umsetzung des Bildungsplans über die Grenzen der Bundesländer hinweg und zwar auch insofern, als die frühe Sprachförderung vor der Schule bereits im Kindergarten beginnt.

 

Dabei ist nicht alles reibungslos verlaufen. Darüber werden wir aber am Nachmittag noch reden. Da oder dort wurden Stolpersteine aus dem Weg geräumt beziehungsweise mussten aus dem Weg geräumt werden. Da oder dort gibt es auch noch einige Stolpersteine, die bewältigt werden müssen. Es ist aber jedenfalls ein gutes Zeichen, dass die Politik erkannt hat, wie wichtig der Kindergarten als Bildungseinrichtung ist.

 

Einige Bundesländer haben sich jetzt entschlossen, neue Wege zu gehen. Sie haben aber vollkommen recht, dass es in den Bundesländern sehr viele individuelle Unterschiede gibt. Das gilt es in der Zukunft noch zu lösen. Einige Bundesländer gehen jetzt neue Wege. So hat man sich zum Beispiel in der Steiermark entschlossen, den Kindergarten kostenfrei anzubieten, und in Kärnten wird das letzte Jahr vor der Schule für alle fünf- bis sechsjährigen Kinder gebührenfrei angeboten.

 

Können Sie sich vorstellen, dass in absehbarer Zeit ein ähnlicher Weg in Wien beschritten werden wird?

 

Präsident Johann Hatzl: Frau Landeshauptmann-Stellvertreter.

 

LhptmStin Grete Laska: Grundsätzlich ist aus meiner Sicht vorstellbar, dass man die Schulpflicht um ein Jahr auf das fünfte Lebensjahr vorverlegt. Wenn weiterhin der inhaltliche Weg beschritten wird, dass man einerseits den Kindergarten als Bildungseinrichtung anerkennt und andererseits vielleicht auch über die Schiene der jetzt beschriebenen frühkindlichen Förderung vor Schuleintritt agiert, dann wird man sich doch irgendwann einmal den Standards, die in vielen anderen europäischen Ländern bestehen, nähern.

 

Ich habe immer gesagt, dass ich diesen Weg nicht nur deshalb begrüßen würde, weil ich politisch fest davon überzeugt bin, dass es der richtige wäre, sondern weil man dann – ähnlich wie bei der Schule – in Verhandlungen mit dem Bund über die finanziellen Bedingungen treten könnte. Wenn dann Schulpflicht besteht, wäre das Thema der Kosten für die Eltern sowieso erledigt. Und darüber, in welcher Art und Weise Bundesländer und Bund sich die Kosten teilen, könnte man meiner Meinung nach diskutieren. Das scheint mir keine unlösbare Aufgabe zu sein. Es gibt ja andere Beispiele dafür, dass das geglückt ist.

 

Meiner Meinung nach einer der größten Stolpersteine sind die tatsächlichen Unterschiedlichkeiten im derzeitigen System, weshalb eine entsprechende Annäherung notwendig ist. Ich war bei einigen Diskussionen mit den Kolleginnen und Kollegen LandesrätInnen, die für den Kinderbetreuungsbereich in Österreich in den verschiedenen Bundesländern zuständig sind, anwesend, und dabei sind die Trennlinien ganz klar geworden.

 

Es freut mich natürlich, wenn Sie als Vertreterin der ÖVP-Wien sagen, dass es eine ÖVP-Forderung ist, dass die Kinderbetreuung ausgebaut wird, und ich weiß auch, dass Sie, wenn Sie das sagen, von Kinderbetreuung entlang jener Qualitäts- und Quantitätsstandards reden, die wir in Wien haben. Nicht in Gleichklang befinden Sie sich allerdings, wenn wir ein Stückchen weiter in den Westen gehen. So hat etwa die Salzburger Vertreterin der ÖVP bei den Nachverhandlungen zu dieser 15a-Vereinbarung ganz deutlich gesagt, dass man dort keinesfalls will, dass von Ganztagskindergärten geredet wird, die keine oder möglichst wenige Schließtage haben und sich nicht am Schuljahr orientieren. Man hat dort von den Öffnungszeiten ganz andere Vorstellungen. Man sieht die Prioritäten nicht in der familienergänzenden Funktion, und man betrachtet das somit in Wirklichkeit auch nicht als frauenfördernde Maßnahme, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem für Frauen leichter macht.

 

Das heißt, man muss wirklich offenen Auges an die Tatsachen herangehen und zur Kenntnis nehmen, dass es da noch große Unterschiede gibt. Dabei ist Salzburg wahrscheinlich trotzdem noch ein bisschen fortschrittlicher als Tirol, wo man die Kinderbetreuung

 

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