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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 37 von 97

 

Deshalb werden wir den beiden angesprochenen Poststücken nicht zustimmen, weil es nicht sein kann, dass wir einigen wenigen noch mehr Geld zur Verfügung stellen - in dem Fall dem WUK und der KÖR -, während unseren Kindern bis heute das niederschwellige Kulturangebot unmöglich gemacht wird. Das ist nicht die Kulturpolitik, die wir als neue Volkspartei uns vorstellen: Geld für einige wenige, aber wenn es um unsere Kinder, um unsere Zukunft, um die Zukunft der Stadt geht, dann sehen wir dabei zu, wie die Bedingungen an den öffentlichen Musikschulen Jahr für Jahr schlechter werden. Wir müssen die Chancen für unsere Kinder nutzen, wir müssen sie unterstützen, wir müssen alles dafür tun. Ich bin überzeugt, Wien kann mehr! Da bin ich mir sicher. - Danke.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Anderle. Ich erteile Ihnen das Wort.

 

12.37.40

GRin Patricia Anderle (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Lieber Berichterstatter! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen!

 

Nur ein Satz zu StRin Arnoldner: Wir sind froh, dass wir uns als Stadt bemühen. Das gehört zwar nicht zum Kulturressort, aber Wien setzt vermehrt darauf, dass alle Kinder in einer Klasse mit einem musikalischen Angebot erreicht werden und nicht nur ausgewählte. Das heißt: elementares Musizieren für ganze Volksschulklassen, das mit dem Unterricht verschränkt ist. Und Wien setzt jetzt auch vermehrt auf Musikschulstandorte auch in Bildungscampus-Neu-Bauprojekten. Das hat den Vorteil, dass die Kinder im Schulgebäude auch gemeinsam Musikunterricht besuchen können.

 

Nicht erst seit Dr. Helmut Zilk, damals Kulturstadtrat, ist die Weitsicht der SPÖ in der Kulturpolitik zu erkennen. Er war es aber, der vor 40 Jahren durch die Übernahme einer privaten Bürgschaft die erste nennenswerte öffentliche Subvention für das WUK ermöglichte und damit ermöglichte, dass aus dem einstigen Fabriksgebäude ein Lebens- und Freiraum für Jung bis Alt wurde. Die Idee der selbstverwalteten Kulturstätte war geboren. Am Beginn stand ein architektonisch wertvolles Gebäude, wobei damals Instandsetzungsarbeiten notwendig waren. Aus dieser Notwendigkeit entstand das Projekt „Reparaturtrupp“. In diesem Sozial- und Ausbildungsprogramm haben junge Menschen trotz gescheitertem Start ins Berufsleben die Chance bekommen, zu arbeiten und zu lernen. Rückblickend könnte man sagen, dass dieses Projekt ein Vorreiter für die überbetriebliche Lehrausbildung und eine gezielte Maßnahme gegen Jugendarbeitslosigkeit war.

 

Heute trägt das WUK, verteilt über ganz Wien, soziale Verantwortung, indem es unter anderem sozial benachteiligten Menschen Beratung und Unterstützung bietet und so eine Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht. Das WUK leistet somit seit den 1980er Jahren einen wichtigen und wesentlichen Beitrag in dieser Stadt.

 

Im WUK passiert manuelle Arbeit sowie Kopfarbeit. Das sind die Eckpfeiler für eine kulturelle, reichere und sozial gerechtere Gesellschaft. Frei aus dem 1979 verfassten Acht-Punkte-Programm des Vereins zur Förderung offener Kultur- und Werkstättenhäuser kann ich nur zitieren: „Kultur und kulturelle Kommunikation kann nicht als zusätzliche oder wünschenswerte Lebensqualität bezeichnet werden, sondern ist ein unverzichtbares Lebenserfordernis, unersetzlich für das Erkennen und Gestalten der Wirklichkeit.“ - Und schon unser Altbürgermeister Dr. Michael Häupl hat anlässlich des 30. Geburtstages des WUKs gesagt: „Gäbe es dieses nicht, müsste man es erfinden.“

 

Auf 12.000 m² bietet das WUK Bühne, Konzertsaal, Ausstellungshalle und Fotogalerie, Werkstätten- und Atelierhaus, Arbeitsfreiraum für gesellschaftspolitisch engagierte Gruppen, Ort für Bildung und Beratung, SeniorInnenzentrum und Schule, Probekeller und Tanzstudio, interkulturelles Zentrum, Arbeitsplatz und Partyraum. Und nein, seltsamerweise gibt es dort - den Kollegen Berger sehe ich jetzt nicht - keinen Fechtboden. Gäbe es diesen, dann könnte die Freiheitliche Partei vielleicht diesem Antrag endlich einmal zustimmen.

 

Pro Jahr besuchen und nutzen 200.000 Menschen das WUK, das sind ungefähr 550 Menschen am Tag - das wäre quasi 5 Mal unser Gemeinderat. Mit dem im Vorjahr abgeschlossenen Mietvertrag wurde auch die Basis für den Fortbestand und für die Sanierung des WUK gelegt. Durch die Generalinstandsetzung wird das Gebäude für die nächsten Jahrzehnte beständig in der Substanz und noch flexibler in der Nutzung. Wichtige Kriterien hierbei sind die Barrierefreiheit, leistbare Erhaltungskosten, die Offenhaltung zukünftiger Bewilligungsoptionen, die Autonomie des Frauen-, Lesben-, Migrantinnen- und Mädchenzentrums - hier ist vor allem auch unsere Vizebürgermeisterin federführend dabei. Der Zeitplan ist, dass die Generalinstandsetzung des Gebäudes voraussichtlich bis 2024 abgeschlossen sein soll, und ich denke, dass das ganze Paket rund um die Sanierung bei den zuständigen Fachdienststellen in guten Händen liegt.

 

Stellvertretend für die Bewohnerinnen und Bewohner des Alsergrunds, des Zuhauses des WUK, habe ich mit der Bezirksvorsteherin gesprochen, und sie sagt dazu: „Das WUK ist eines der wichtigsten soziokulturellen Zentren der Stadt. Das Haus ist ein Ort, in dem Kommunikation, Bildung und Kunst in Solidarität gedacht und gelebt werden. Es bietet unterschiedlichsten Vereinen und Institutionen, Jungen und Älteren, Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte Raum für Entfaltung und Entwicklung und ist damit über die Jahre zu einer wichtigen Drehscheibe in Wien geworden. Vor diesem Hintergrund begrüßen die Menschen im Alsergrund und die BesucherInnen die Sanierung des WUK sehr.“

 

Warum ist das WUK so wichtig für diese Stadt? - Zusammenfassend kann ich nur sagen: Was als Bezirksprojekt begonnen hat, ist heute schon lange kein kleines Grätzlprojekt mehr, sondern mittlerweile eine internationale Kulturstätte und aus dieser Stadt nicht mehr wegzudenken. Das WUK ist genauso wie Wien ein Ort der Toleranz, des Antirassismus und des Antifaschismus. Wir lassen uns nicht brechen, und wir lassen uns als Gesellschaft nicht spalten, weder durch Attentate noch durch menschenfeindliche Übergriffe wie zum Bei

 

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