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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 25.09.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 88

 

Wien gescheitert ist? (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Erstens einmal ist die Integrationspolitik in Wien nicht gescheitert. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Zweitens ist dieser Monitor ein Gleichstellungsmonitor. Und drittens ist uns allen in diesem Haus, glaube ich, zumutbar, dass man zwei Monitore nebeneinander legt. Es gibt den Integrations- und Diversitätsmonitor, wo all diese Daten, die Sie da suchen, geschlechterspezifisch aufgeschlüsselt sind. Ich rate Ihnen, mit beiden Zahlenwerken zu arbeiten und Sie werden alles finden, was Sie suchen. Unterstellen Sie nicht, dass wir etwas verschleiern! Machen Sie sich die Mühe und nutzen Sie die Instrumente! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt Frau GRin Mag Duzdar, bitte schön.

 

9.25.30

GRin Mag Muna Duzdar (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Sie haben ja schon sehr viel zu dem 1. Wiener Gleichstellungsmonitor ausgeführt, und die Betonung liegt auf „Ersten“. Jetzt hat dieser Gleichstellungsmonitor ja sehr viele Ergebnisse hervorgebracht, und mich würde interessieren: Welche Ergebnisse finden Sie als besonders hervorhebenswert und wo sehen Sie die Möglichkeiten, auf der Grundlage der Ergebnisse Verbesserungen zu erreichen?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Danke für diese Frage. Ich bin ja nicht unbekannt dafür, dass ich immer viel zu lange Antworten in den Fragestunden gebe. Deswegen bemühe ich mich einmal mehr, entsprechend kurz zu sein, wiewohl der Monitor natürlich total viel hergibt. Aber was ich spannend gefunden habe, ist gerade im Kapitel Wohnen die Lebensrealität von Frauen, dass Frauen viel häufiger alleine leben als Männer, dass die meisten Wienerinnen in Privatwohnungen wohnen und dann erst Gemeindewohnungen bekommen. Und dass natürlich die Frage der Leistbarkeit des Wohnens gerade für Frauen, überhaupt wenn sie auf Grund einer zerbrochenen Beziehung Alleinerzieherinnen werden, immer ein ganz großes Thema ist. Ein Drittel der Wiener Haushalte sind Haushalte mit Kindern, wo es auch Ein-Eltern-Haushalte gibt. Das muss man sich einmal vorstellen. Also auch in unserer Stadtgesellschaft bekommt man, was das Familienbild betrifft, in dem Monitor wirklich ganz klar dargestellt, dass es dieses klassische Vater-Mutter-Kind-Bild als Familienbild nicht mehr gibt. Das ist aufgebrochen. Es gibt die verschiedensten Lebensformen, es gibt die verschiedensten Liebesformen und es gibt natürlich auch die verschiedensten Entwicklungen in diesen Konstellationen. Ein Drittel Alleinerzieherinnen in dieser Stadt, denke ich mir, ist auch ein Auftrag für uns in der Politik, hier immer und immer wieder gerade auf diese Gruppe von Frauen auch gut zu schauen. Ein Großteil der Frauen ist unselbstständig tätig, aber sie sind natürlich auch viel öfter in prekären Dienstverhältnissen, das wissen wir. Was wir zum Beispiel in diesem Bereich, bei diesen Indikatoren gesehen haben, weil heute wieder der REWE-Boss mit einem Interview zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zu den flexiblen Arbeitszeitmodellen drinnen ist - meine sehr geehrten Abgeordneten - das hört sich alles gut an, aber: in der Realität ist es schon auch so, dass im Handel Frauen zum Teil nur mehr 19-Stunden-Verträge bekommen und mit diesen 19-Stunden-Verträgen zwar alles gut vereinbaren können, aber sie haben mit diesem Einkommen kein Auskommen und sind in der Bedarfsorientierten Mindestsicherung, obwohl sie berufstätig sind. Das heißt, da gilt es schon auch, die Wirtschaft wirklich auch in die Pflicht zu nehmen, um hier Ansätze zu finden, wie man denn die Frauen aus dieser Armutsfalle, aus diesen wirklichen Armutsjobs auch gut herausbringen kann. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Equal Pay Day, das habe ich schon gesagt, ist eine schöne Sache. Wir haben im Durchschnitt einfach die Situation, dass Frauen um 2,40 EUR in der Stunde weniger verdienen. Wir wissen, dass Frauen eine halbe Stunde weniger Freizeit haben und die Freizeit auch ganz, ganz anders verbringen als die Männer. Und wir wissen, dass Frauen 62 Prozent der Hausarbeit machen. In mehr als 25 Prozent der Paarhaushalte, also in einem Viertel der Wiener Paarhaushalte, passiert die unbezahlte Arbeit eigentlich ausschließlich durch die Frauen. Das heißt, unsere Kampagne, die auch von der FPÖ immer wieder belächelt wurde, ist ganz, ganz richtig. Halbe-halbe mit unserer Kampagne „4Wände 4Hände“, das muss in Wirklichkeit der Schlüssel sein, um auch die Einkommensschere weiter zu schließen. Ich sage, wenn wir uns mittlerweile um 14 Tage verbessert haben, dann wird der Prozentsatz kleiner. Aber die paar Prozente, die die Einkommensschere weiter ausmachen, die zu brechen, die aufzubrechen, wird ja immer schwieriger.

 

Das heißt, wenn wir da bei der unbezahlten und bezahlten Arbeit nicht drangehen, dann wird die Einkommensschere niemals ganz geschlossen werden können. Das heißt, dieser Teil gerechte Verteilung bezahlte und unbezahlte Arbeit ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor.

 

Ich könnte da jetzt noch ganz viel erzählen. Tatsache ist, dass für den Monitor die Ergebnisse aus den bekannten gleichstellungsrelevanten Themengebieten jetzt einmal auf den ersten Blick nicht überraschend sind. Wir haben es eh schon besprochen, die kennen wir. Sie werden uns nur dazu dienen, in der nächsten Zeit einfach gut weiter messen zu können.

 

Was wir mit dem Monitor aber schon gemacht haben, ist, wir haben uns Felder angeschaut, wo es so klar nicht war, oder wir haben uns auch Indikatoren angeschaut, wo es so klar nicht war. Die Frauen sind besser gebildet als die Männer. Die Frauen besuchen die unterschiedlichsten Studienrichtungen, und es sind gar nicht so wenige Frauen auch gerade in den technischen Studienrichtungen. Aber wenn man sich dann anschaut, wer die Lehrenden sind, wenn man sich anschaut, wer Führungspositionen im Bildungsbereich übernimmt - und der Fokus auf den Bildungsbereich war auch sehr spannend, da sind die Frauen zum Beispiel schon wieder ganz

 

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