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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 21.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 114 von 150

 

gesagt! - Weitere Zwischenrufe.) Zum Thema Bildung hätten wir massive Differenzierungen, etwa wenn man feststellt, dass die Akademikerquote im OECD-Durchschnitt 30 Prozent beträgt, während wir in Österreich nach wie vor bei nur 19 Prozent herumkrebsen.

 

Herr GR Aigner! Wenn Sie hier davon sprechen, dass es unabhängig ist, wie das Elternhaus bestellt ist, dann weist leider die Statistik etwas ganz anderes aus. Denn wir wissen, dass 87 Prozent jener Kinder, die einen akademischen Hintergrund im Haushalt haben, zumindest AHS oder BHS besuchen, während es nur 16 Prozent derjenigen Kinder sind, die im Haushalt keine akademische Voraussetzung haben. Das heißt, die statistische Wahrscheinlichkeit, eine AHS zu besuchen, ist sechs Mal höher, wenn ich aus einer besser situierten Familie komme, als sie bei einer Familie aus sozial schwächeren Schichten ist. Das ist der Punkt, warum wir nicht aufhören werden, hier für Gerechtigkeit im Bildungssystem zu kämpfen, für Chancengleichheit im Bildungssystem zu kämpfen, egal, wie die soziale Herkunft der Kinder ist.

 

Zugangsbeschränkungen, Studiengebühren oder eine Diskussionsverweigerung, wie sie von manchen hier betrieben wird, ist keine Lösung und bringt es hier in Wirklichkeit auch nicht. Sie werden die Weiterentwicklung auch im Bildungssystem nicht verhindern können, wie es ja auch die Vergangenheit gezeigt hat. Denn seit Frau Ministerin Schmied am Ruder ist und das Sagen hat: Klassenschülerhöchstzahl 25, Berufsschulen, Lehre mit Matura oder auch der Ausbau der Neuen Mittelschule stehen dafür!

 

Lassen Sie mich aber nun zur Geschäftsgruppe kommen, zum Thema Kindergärten. Es wurde ja bereits erwähnt, dass hier insgesamt knapp 600 Millionen EUR allein seitens der MA 10 im kommenden Jahr ausgegeben werden. Das ist einer der wenigen Bereichen, wo sehr wohl Geld als auch die Personalressourcen steigen werden. Die Frau Vizebürgermeisterin hat ja heute bereits bei ihrer Einleitung gesagt, dass gerade die Gratis-Kindergärten in Wirklichkeit die größte Mittelstandsförderung der letzten Jahre waren.

 

Wien hat bereits viel länger als der Bund einen Bildungsplan. Wir haben in Wien zur Stunde - und das ist die aktuelle Zahl - 87 319 Betreuungsplätze, die angeboten werden. Weil hier auch so viel darüber gejammert wurde, wie es mit der Quote ausschaut: Wir haben bei den Drei- bis Sechsjährigen in Wirklichkeit eine hundertprozentige Quote erreicht, in manchen Bereichen - weil es hier von den Bezirken her unterschiedlich zu sehen ist - sind wir sogar darüber. Und wenn wir uns die Ein- bis Dreijährigen anschauen, die tatsächlich auch den Kindergarten besuchen, dann erreichen wir dort eine Quote von 42 Prozent. Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit den finanziellen Mitteln, die hier im Budget sichergestellt werden, wird es auch möglich sein, 1 500 neue Plätze im kommenden Jahr zu schaffen.

 

Weil hier schon viel vom Personalmangel, von der Personalsituation und vom Einkommen gesprochen wurde: Wien hat rechtzeitig reagiert! Bereits 2008 hat die BAKIP verschiedene Ausbildungsmodelle hochgefahren. Insgesamt besuchen derzeit 782 Schülerinnen und Schüler die Kindergartenschule der Stadt Wien.

 

Mit den Modellen „Pick up" beziehungsweise „Change" wurden auch Möglichkeiten dafür geschaffen, auf der einen Seite QuereinsteigerInnen die Möglichkeit zu geben, im Beruf umzusteigen. Bereits im Jahr 2010 sind 69 aus dieser Ausbildungsschiene herausgekommen, und wir werden jetzt im Februar die erste Gruppe „Pick up" haben, wo auch knapp 100 Kolleginnen und Kollegen den Beruf einer KindergartenpädagogIn erlernt haben können. Das ist besonders deswegen so wichtig, weil es eine Möglichkeit ist für Frauen, für Kindergartenassistentinnen, die lange im Beruf sind, die bereits sehr, sehr viel mit Kindern gearbeitet haben, auch einen innerbetrieblichen Aufstieg zu haben. Ich glaube, darauf können wir durchaus sehr stolz sein.

 

Wenn hier Wien immer wieder kritisiert wird, dann soll man sich auch anschauen, was andere Bundesländer in diesem Fall gemacht haben: Sie haben nämlich gleich null gemacht! Das Land Niederösterreich hat keinen einzigen Ausbildungsplatz im Bereich der Kindergartenpädagogik geschaffen, und viele andere Bundesländer sind leider diesem negativen Beispiel gefolgt.

 

Wenn es um die Bezahlung geht, dann können wir hier sagen, dass wir bereits vor 2 Jahren auch darauf reagiert und die Bezahlung und Einreihung der KindergartenpädagogInnen wesentlich verbessert haben, bei EinsteigerInnen um damals knapp 250 EUR. Wir haben auch die Rahmenbedingungen verbessert, indem nämlich die Frage der Vorbereitungsstunden zum Beispiel auch erhöht worden ist. Es wird hier auch so weitergehen. Bereits jetzt ist klar, dass es im Jahr 2012 wieder drei Gruppen im Bereich „Change" und auch drei Gruppen im Bereich „Pick up" geben wird, damit hier eben das entsprechende Personal zur Verfügung gestellt werden kann.

 

Vielfach ist heute auch der Beitrag für kreatives Arbeiten im Kindergarten bereits angesprochen worden. Dass es in einer Abteilung mit dermaßen vielen Dienststellen, mit dermaßen vielen Adressen in der Kommunikation immer wieder zu Problemen kommt und dass man nicht gleichzeitig kommunizieren kann, haben wir wieder gelernt. Das ist sicherlich für alle auch ein Lernprozess, wie man etwas anders machen kann.

 

Aber jetzt hier herzugehen und zu sagen, es wird Geld weggenommen, jetzt hier herzugehen und zu sagen, es wird den Kindern und den Gruppen das Geld weggenommen, finde ich schon sehr abenteuerlich! Denn in anderen Beispielen, in anderen Gruppen, wie zum Beispiel im Krankenanstaltenverbund, fordern alle Gruppen einen zentralen Einkauf und dass der zentrale Einkauf verbessert wird - und nur, weil es im Kindergartenbereich gemacht wird, ist es plötzlich etwas Böses. Wir stehen dazu, dass hier zentral eingekauft wird, und wir glauben, dass man damit viel günstiger, viel

 

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