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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 21 von 120

 

beim Namen genannt wird. Ein Teil der Qualität ist natürlich auch, dass man Publikum anspricht. In dem Leitbild wird auch sehr eindeutig davon gesprochen, dass neue Publikumsschichten angesprochen werden sollen. Das ist sicherlich löblich. Ich weise nur darauf hin, dass gerade die Theaterszene der letzten Jahre bestehende Publikumsschichten sehr häufig abgeschreckt hat, aus den Theatern hinaus getrieben hat. Es wäre meiner Meinung nach auch sinnvoll, darüber nachzudenken, diese Menschen wieder zurückzuholen.

 

Die Bezeichnung "Off-Theater" empfinde ich als unschön. Wir haben bis jetzt keine wirklich bessere gefunden. „Freie Gruppen“ war von der Bezeichnung her weitaus ansprechender, aber an dem soll es nicht scheitern.

 

Die private Finanzierung im öffentlichen Theaterbereich nur als Ergänzung der öffentlichen Finanzierung gefällt mir von der Formulierung her auch nicht, weil das Schwergewicht so eindeutig darauf gesetzt wird, dass man sich in die Abhängigkeit der öffentlichen Hand begibt und gar nicht die Möglichkeit bekommt zu zeigen, ob man überhaupt selbst leben könnte. Das ist eine Vorgabe, über die man noch diskutieren muss.

 

Dann die gewissen Tendenzen, die gezeigt werden, was vorrangig gefördert werden sollte: Gender main streaming, sehr schön. Ich weiß nicht, warum es hier unbedingt... Ich habe mir jetzt endlich einmal erklären lassen, was es genau heißt und jetzt... (GRin Mag Sonja Wehsely: Nicht verstanden, oder?) Ich habe das Wort "Gleichbehandlung" schon gekannt. Ja, ja, auf deutsch verstehe ich es recht gut und das sagt auch sehr viel aus. Ich weiß, dass es ein Gleichbehandlungsgesetz ist. Das ist ganz nett, dass Sie noch einmal nachfragen, aber ich habe es verstanden. (GRin Mag Sonja Wehsely: Was Sie jetzt erklärt haben war es nicht!)

 

Ich habe nur nicht verstanden, dass man dafür diesen Ausdruck braucht, muss ich zugeben, das ist das erste. Und zweitens einmal, warum man es überall wie in einer Tretmühle immer wieder bringen muss, als ob man es selbst nicht glaubt, dass man sich an Gleichbehandlung halten kann. Ich weiß nicht, in meinem Arbeitsumfeld muss ich nicht ständig von Gender main streaming sprechen, sondern da muss man davon sprechen, wie man mit anderen Menschen umgeht. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Es sind auch die immer wieder veröffentlichten Statistiken zu diesem Bereich dann in den Kulturberichten, die eigentlich in fast lächerlicher Weise darstellen, wo welcher Prozentsatz von Männern und Frauen beteiligt sind. (GRin Mag Marie Ringler: Lächerlich daran ist, dass es zu wenig Frauen sind!) Na das ist nicht wahr, manchmal sind es auch 100 Prozent Frauen. Es ist ja nur die Darstellung zu eigenartig, die dazu als maßgebliches Kriterium herangezogen wird. Aber wie gesagt, es ist offenbar so, wenn man aus dem Gefühl heraus hier zu kurz zu kommen etwas betrachtet, dann muss man das auch so sehen. Ich weiß, das ist in vielen anderen Bereichen auch so. Ich sehe es nicht so und deswegen erlauben Sie mir, dass ich das nicht so besonders glücklich finde, auch als Maßgabe hier für die Theaterförderung.

 

Ja dann so Ausdrücke, wie dass „der kulturellen Diversität einer modernen Großstadt“, besonders Rechnung getragen werden soll. Ich nehme an, das ist ein anderer Ausdruck für das, was man früher Multikulti genannt hat. Darüber werden wir auch noch diskutieren müssen.

 

Ein Teil der Kultur ist auch die Art, wie man mit der Geschichte umgeht. Darüber haben wir im Zusammenhang mit der Aufhebung des Ehrengrabes Nowotny diskutiert. Ein Teil ist daher auch an sich wie Denkmale stattfinden. Ich erinnere daran, dass wir einmal im Rahmen einer Kulturausschusssitzung einen Antrag gestellt haben, dass für die Vertriebenen aus der Tschechoslowakei nach 1945 ein Denkmal errichtet werden sollte und die sehr lapidare Antwort des Kulturstadtrats war: „Na, wissen Sie, die MA 7 hat keine Steine“. Und das habe ich ganz amüsant gefunden! Man sieht ja, wenn jemand einen Stein hat, dann kann er ihn auch hinstellen wohin er will. Das sehen wir am Omofuma-Stein zum Beispiel, der bei der Oper aufgestellt wurde. Ich muss sagen, als Warnung für Asylmissbrauch und Drogenkriminalität hat er dort in der Nähe der Opernpassage durchaus eine Berechtigung. Man sollte ihn nur vielleicht auf die andere Seite stellen, also nicht beim Eingang Oper, sondern beim Eingang Karlsplatz. Dort würde er noch besser hinpassen. Ich weiß, er hat jetzt mittlerweile einen anderen Platz gefunden. (Beifall bei der FPÖ:)

 

Auch die sogenannte Wächterin, Wachsamkeit gegenüber den politischen Veränderungen in Österreich, mit Blick auf das Innenministerium. Ja, guter Platz, damit bin ich ganz einverstanden, wahrscheinlich die verstärkte Kriminalitätsbekämpfung einfordernd, Schutz vor Kriminaltourismus, Rückgewinnung eines Sicherheitsgefühls, vor allem für ältere Frauen in Wien. Das ist durchaus in Ordnung. Ich bin für die Wächterin vor dem Innenministerium.

 

Überhaupt gibt es noch so viele Möglichkeiten für Denkmale. Eigentlich, wenn das noch so weitergeht, dass jeder seine Steine, die er aus einem Steinbruch schlägt, hinstellt wo er will und dazu, wie gesagt, mit gewissen Themen belegt, so ist das eine schöne Sache wenn es dann auch noch einen Bezirk gibt, der die alle aufnimmt. Da wird wahrscheinlich der 7. Bezirk bald einmal mit Gutmenschensteinen aller Art vollgestellt sein: Antirassismusstein, Gender main streaming nehme ich an wird da auch ein Thema sein, Ausländereinladungsstein, Multikulti-Stein, gegen soziale Kälte, stalinistischer Verherrlichungsstein, Fäkalkünstlerstein, also es wird Ihnen sicherlich viel einfallen, vielleicht Kinderschänderfreundestein, Dessateurestein. Da werden wahrscheinlich ganze Steinbrüche abgeschlagen werden müssen, um all diese Themen zu behandeln. Und wie gesagt, es wird dann ein Bezirk wahrscheinlich gefordert sein, man wird den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen und die guten Menschen werden sich dort tummeln und auch freuen können. Ja, soweit zum Umgang auch mit diesem Teil der Kultur in unserer Stadt.

 

Unsere Stellung zum Budget ist bekannt. Wir haben

 

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