Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 74
Es gelangt nun Postnummer 8 (02337/2002-GJS) der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verband
Wiener Volksbildung.
Ich ersuche Frau GRin Novak-Schild, die Verhandlung
einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Barbara Novak-Schild:
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Cordon. Ich erteile es ihr. - Sie haben
20 Minuten Zeit. - Bitte schön.
Ich lasse mir von euch nicht vorhalten, ich dränge
die Demokratie, aber ich hoffe, Sie schaffen es in 5 Minuten auch. -
Bitte. (Heiterkeit bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
GRin Waltraud Cecile Cordon (Grüner
Klub im Rathaus): Werden wir sehen, danke jedenfalls.
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Auch wenn hier schon eine ziemliche Aufbruchstimmung
herrscht, wollte ich trotzdem nicht versäumen, zu diesem Geschäftsstück, das
die Subventionierung des Jüdischen Instituts für Erwachsenenbildung betrifft,
auch ein Wort zu sagen, nämlich zur Subventionshöhe.
Ich habe nicht das Gefühl, dass die Stadt Wien es
wirklich ernst meint mit dem, was dieses Institut vermitteln soll. Denn bei
einer Jahressubvention von 10 900 EUR - ich kam bei meiner lässigen
Umrechnung von 150 000 S auf immerhin 12 000 EUR, das muss
aber ein Irrtum gewesen sein -, was im Monat ungefähr 800 EUR beträgt, ein
engagiertes Programm, ein zweisemestriges engagiertes Programm, das viermal die
Woche mit mindestens zwei, drei Referaten, drei Veranstaltungen pro Abend
stattfindet, da können Sie sich selber ausrechnen, wie viel da für einen Abend
übrig bleibt.
Zugegeben, der Bund steuert 17 000 S - ich
habe es nicht umgerechnet - für die Gehälter bei. Es sind zwei, in dem Fall
Frauen, angestellt, die Leiterin und eine Mitarbeiterin. Eine Leiterin eines solchen
Unternehmens mit 17 000 S pro Monat, das kann nicht Ihr Ernst sein.
Natürlich, Sie geben noch eine Kleinigkeit aus dieser tollen Jahressubvention
dazu, aber selbst dann ist das noch kein Gehalt für diese Position.
Was ist nun die Aufgabe dieses Instituts? - Ich will
hier kurz ein Inhaltsverzeichnis, es ist aus dem Jahre 2000, heranziehen. Da
ist zum Beispiel das Jüdische Lehrhaus, das ist eine Vermittlung über die
religiösen Bräuche im Judentum. Jüdische Philosophie, jüdische Geschichte,
Geschichte und Literatur, Literatur, Kirchen und Judentum, Ausstellungen - da
könnte ich Ihnen verraten, für wie viel Geld man im Jüdischen Institut eine
Ausstellung auf die Beine stellen muss. Ich hatte das Vergnügen dort, und ich
habe es gerne gemacht, ich habe für ganze 2 000 S die ganze Arbeit
dort verrichtet. Psychologie, Therapie, Musik, Tanzkurse, Tanz-Workshop,
Sprachkurse, Exkursionen und ein Israel-Workshop.
All diese Programme sind nicht in erster Linie für
die jüdische Bevölkerung gedacht, sondern für die Gojims, also eigentlich für
unwissende, aber immerhin interessierte Menschen.
Mit diesem Geld ist es kaum möglich, hochkarätige
Referenten einzuladen. Es ist nicht möglich, effiziente Werbung zu machen, was
ja heute ein oberstes Gebot ist. Das Institut wird wirklich gerade so am Leben
erhalten, dass es nicht sterben muss, aber auch nicht wirklich leben kann. Für
das Projekt Jüdische Theaterwochen muss man halt um Projektsubvention ansuchen.
Ja, okay, ja, ich weiß.
Aber Sie können nicht für, ich weiß nicht wie viele
Projekte, jedes Mal um Subvention ansuchen, denn das übersteigt wirklich die
Arbeitskapazität dieser zwei Frauen. Das können Sie nicht verlangen.
Zum Beispiel: 2002 100-jähriger Geburtstag von Rose
Ausländer. Das wäre dort eine ganz besonders wichtige Veranstaltung gewesen.
Rose Ausländer - ich weiß nicht, ob sie Ihnen ein Begriff ist -, eine jüdische
Lyrikerin, die noch im alten Österreich geboren ist, die man allerdings 1947 in
Wien nicht sehr wohlgefällig aufgenommen hat, sie lebte und starb dann in
Deutschland.
Die wirklich wichtigen Referenten wären aus
Deutschland zu holen gewesen samt dem Ausstellungsmaterial. Es war nicht
möglich, weil es einfach zu teuer ist. Es wäre wirklich dringendst nötig, um
die Aufgabe dieses Instituts zu erfüllen, nämlich jüdisches Leben und jüdische
Kultur an eine interessierte Bevölkerung weiterzugeben, hier wirklich einmal zu
überlegen, ob es nicht möglich wäre, mehr Geld dafür locker zu machen.
Jetzt hat man mir heute schon gesagt, ja, warum suchen
sie nicht um mehr Geld an. Ich gebe zu, das ist eine eigene Sache. Ich kenne
den Präsidenten Rosenkranz, er traut sich nicht, irgendwo gibt es da Schwierigkeiten.
Also, die Leiterin dieses Instituts und auch Frau Mag Unger-Klein weiß davon
und wäre sehr glücklich, wenn sie ein bisschen mehr Geld bekäme, aber sie
allein kann das wohl ohne Zustimmung von Präsident Rosenkranz nicht beantragen.
Das Institut braucht mehr Geld - und man wird mir
vielleicht dann erklären, was so komisch ist daran, ich würde mich wirklich
interessieren -, um ein anspruchsvolles Programm bieten zu können und ich glaube,
dass das in dieser Stadt wirklich dringend notwendig und eine sehr lohnenswerte
Aufgabe wäre. - Ich danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Frau Berichterstatterin, bitte.
Berichterstatterin GRin Barbara Novak-Schild:
Liebe Kollegin, ich danke Ihnen für die inhaltlich flammende Rede und Sie
können versichert sein, wir unterstützen dieses Institut inhaltlich sehr, wir
begrüßen die Arbeit, die dort passiert, auch die Qualität, in der sie
ausgeführt wird und auch ich möchte, weil Sie es auch schon erwähnt haben, was
den Akt betrifft, den Vorschlag machen, und vielleicht setzen Sie sich auch im
Institut nochmals dafür ein, dass sie, wenn Sie glauben, dass sie mehr Geld
brauchen, das nächste Mal auch anders kalkulieren und auch anders beantragen.
Denn eines, glaube ich, können wir uns auch nicht
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