Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 81
immer vorgebracht wird, dass auf diese Weise Mittel zum
Beispiel zu Public Netbase fließen, wissen wir schon, dass Sie da eigentlich
immer reflexartig reagieren. Ich möchte in dem Zusammenhang nur sagen, dass
einer der Aspekte oder eine der Tätigkeiten von Public Netbase auch die
unterstützende Wirkung für neue Medienkünstler ist. Mehr als 200 Künstler haben
die Möglichkeit, über Public Netbase ihre künstlerischen, kreativen
Gestaltungsmöglichkeiten zu halbwegs günstigen Konditionen zu verwirklichen.
Im neuen Technologiebereich redet man immer von den
großen Summen, die im Technologiebereich notwendig sind, und da werden auch auf
der wirtschaftlichen Seite gigantische Summen bewegt. Im Verhältnis dazu sind
Künstler sehr kreativ und kommen mit relativ wenig Geld für ganz hervorragende
Dinge aus.
In diesem Sinne bitte ich Sie, diesem Rahmenbetrag
zuzustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. - Die Debatte ist somit
geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat auf ihr Schlusswort
verzichtet.
Wer für
die Post 14 in der vorliegenden Fassung ist, den bitte ich um ein Zeichen
mit der Hand. - Das ist mehrheitlich, ohne die ÖVP, so angenommen.
Wir gelangen zur Postnummer 15 (00972/2002-GKU). Sie betrifft eine
Subvention an den Verein Aktionsradius Augarten.
Es liegt keine Wortmeldung vor.
Ich komme zur Abstimmung.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Das ist ohne die Stimmen der Freiheitlichen mit Mehrheit angenommen.
Wir kommen zur Postnummer 16 (01118/2002-GKU). Sie betrifft eine
Subvention an den Verein Exil.
Frau GRin Yilmaz, ich darf Sie als Berichterstatterin
ersuchen, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Nurten Yilmaz: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. - Frau GRin Cordon, Sie dürfen
die Debatte eröffnen.
GRin Waltraud Cecile Cordon (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte heute Ihre Aufmerksamkeit auf ein Thema
lenken, das lange Zeit überhaupt sehr wenig gefördert wurde und eigentlich auch
sehr ungeliebt war. Zum Thema Exil möchte ich heute ausnahmsweise mit einem
Zitat von Herrn StR Dr Marboe beginnen, und zwar mit dem Zitat ... (StR Dr Peter Marboe: Das ist sicher gut!) Sehr
gut!
Es stammt aus einem Dokumentarfilm über Irene Harand
und betrifft den Eindruck seiner Begegnung mit dieser großartigen Frau in New
York. Sinngemäß sagten Sie, emotional habe auf Sie die Begegnung mit dieser
Frau den größten Eindruck von New York gemacht. Ich zitiere: "Es war die
Begegnung mit dem österreichischen Exil und damit der eigenen Geschichte an
einem fremden Ort." - Ich danke Dr Marboe für diese Worte und möchte sie
für mein Anliegen noch erweitern um die Worte: ... und auch der
österreichischen Kultur an einem fremden Ort.
Damit bin ich bei dem Thema meines Anliegens, auf die
wenigen Initiativen zu sprechen zu kommen, die sich auf kultureller und
wissenschaftlicher Ebene mit dem Thema Exil befassen, möge dieses Thema Exil
nun weiter zurückliegen, nämlich auf die Vertreibung in der Nazizeit bezogen
sein, oder die Thematik in heutiger Zeit betreffen.
Hier möchte ich gleich auf den Verein Exil zu
sprechen kommen, dessen Unterstützung mit einer Subvention ja hier als Antrag
vorliegt und der unter der Leitung von Christa Stippinger ganz ausgezeichnete
Arbeit mit Autoren und Autorinnen macht, die in Österreich leben und nicht
deutscher Muttersprache sind. Der Verein gibt eine Anthologie
"Grenzgänger" heraus, sehr sorgfältig und, ich möchte fast sagen,
liebevoll redigiert, und weiters eine Schriftenreihe, in der auch Werke von
Exilierten der NS-Periode erscheinen. Zentral ist auch der Literaturpreis
"Zwischen den Kulturen", der auch heuer wieder ausgeschrieben ist.
Dieser Verein leistet eine Arbeit, die das
österreichische Kulturleben enorm bereichert, und trotzdem hat man ihm fast ein
Fünftel der Subvention gekürzt. Es kann sein, sehr geehrte Damen und Herren,
dass für Sie 40 000 S leicht zu verschmerzen sind. Aber für jemand,
der nur 250 000 S an Subvention für ein Jahr bekommt, ist es sehr
viel Geld. Ich bitte wirklich, diese Entscheidung zu überdenken, und
Kulturschaffende, die ohnedies jeden Schilling zusammenkratzen müssen, die an
den verschiedensten Institutionen vorstellig werden müssen und Arbeit, Fleiß
und Schweiß darin investieren müssen, um überhaupt existieren zu können, hier
nicht noch mehr in Bedrängnis zu bringen.
Aber trotz enormen Einsatzes dieses Vereins und
einiger anderer gleicht Österreich in Bezug auf die durch das NS-Regime
verursachte Exilbewegung leider immer noch einem Menschen, der einen so
schweren Gedächtnisverlust erlitten hat, dass er sich nicht einmal mehr seines
Verlustes bewusst wird. Es liegt an dem Mangel der Möglichkeit einer
Kontinuität der Exilforschung, und das liegt wiederum leider an mangelndem
Verständnis und mangelnder Unterstützung von Seiten der österreichischen
Kulturpolitik.
Und doch ist es höchste Zeit, die Spuren vertriebener
und vergessener Kunst zu sichern! KünstlerInnen, InterpretInnen,
WissenschaftlerInnen waren im "Tausendjährigen Reich" aus rassischen
und politischen Gründen verfolgt, wurden gefoltert und getötet. Wenn sie Glück
hatten, ist es ihnen gelungen, in ein anderes Land zu flüchten und ihr
geistiges Umfeld zu verlassen. War für manche das Exilland nur eine
Zwischenstation, so wurde es für viele der bleibende Ort. Und warum? - Weil man
sie nie gebeten hat, zurückzukommen! Sie waren hier nicht sehr gern gesehen.
Die Verdrängung und Ignoranz, die nach der Beseitigung des
Naziregimes im deutschsprachigen Raum
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