Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 81
eine Filmdebatte überlassen, damit Sie das sozusagen allein
genießen können.
Zum Thema Neue Medien kann ich es auch sehr kurz
machen. Wir lehnen das nicht deshalb ab, weil wir etwas gegen Neue Medien
haben, ganz im Gegenteil. (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Die Internet-Generation!) Nur, liebe Kollegin
Unterreiner, liebe Kollegin Ringler und auch liebe andere Kollegen, kein Einziger
von Ihnen, der den Akt gesehen hat, weiß, was er hier beschließt. Sie
beschließen hier ein schönes Wort, nämlich "Neue Medien". Das kommt
mir ungefähr so vor, wie wenn wir sagen, wir gehen miteinander Möbel einkaufen;
wir einigen uns darauf, wir bestellen jetzt gemeinsam den "Schöner
wohnen"-Katalog, der Herr Stadtrat darf entscheiden, wie er diese Wohnung
einrichtet, und in einem Jahr gehen wir dorthin und schauen, wie es aussieht.
So werden wir das nicht machen. Auch du weißt, keine
einzige Medieninitiative ist da drinnen angeführt. Da sage ich aus der
bisherigen Erfahrung der sozialistischen Alleinregierung: Diese
Pauschal-Vollmacht, so ein schönes Wort, werden Sie von uns nicht kriegen. (Beifall bei der ÖVP.)
Zur befürchteten Regierungskritik möchte ich auch
etwas sagen. Die würde ich mir ja wünschen! Ich würde mir ungemein wünschen,
dass mit den Steuergeldern der Stadt Wien einmal eine regierungskritische
Institution unterstützt wird, und zwar eine regierungskritische Institution,
die nämlich die absolute Mehrheit in dieser Stadt kritisiert. Das würde ich mir
sehr wünschen! (Beifall bei der ÖVP.)
Darauf freue ich mich schon, da bin ich sehr neugierig.
(Zwischenruf des amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny.) Das wäre nämlich auch eine echte Marktpositionierung für
die Neuen Medien. Denn zu den Neuen Medien, die mit Geldern der Stadt Wien die
Bundesregierung kritisieren, würde ich sagen: Der Markt ist übervoll. Aber eine
neue Positionierungsmöglichkeit für kritische Kulturinitiativen, für Neue
Medien, die die absolute Mehrheit in ihrer eigenen Stadt kritisieren, würde ich
mir sehr wünschen! (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Da gibt es Unzählige!) Darauf bin ich sehr neugierig, wenn
wir uns in einem Jahr anschauen, wie die gemeinsame Wohnung der Neuen Medien in
dieser Stadt ausschaut und wie viele Institutionen darunter sind, die sich
kritisch mit der absoluten Mehrheitssituation in Wien auseinander setzen.
Aber es hat ja vor einigen Jahren ein gutes Lied gegeben,
das mit dem Refrain geendet hat: "Kritisch soll man nur gegen andere
sein." Da würde ich gern schon vorher wissen - und daher wundert mich auch
ein bisschen der Vertrauensvorschuss, der hier von den anderen
Oppositionsparteien kommt, wenn sie zwei schöne Worte, nämlich "Neue
Medien" kaufen, ohne dies zu wissen -, was in diesem Überraschungspaket
drinnen ist.
Da sage ich Ihnen auf Grund der Erfahrungen, die wir
bisher gemacht haben, sehr klar und deutlich: Diesen Vertrauensvorschuss für
eine Vollmacht bekommen Sie von uns hier nicht. Wir werden uns im Gegenteil
sehr genau anschauen, was Sie mit diesen Geldern machen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Nächste Rednerin ist Frau GRin Winklbauer. -
Bitte.
GRin Renate Winklbauer
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin erstaunt über das Kurzzeitgedächtnis des Kollegen
Salcher. Offensichtlich hat er vergessen, dass sein Stadtrat noch vor nicht
allzu langer Zeit - es ist glücklicherweise schon wieder ein bisschen mehr als
ein Jahr her - sehr wohl mit Rahmenbeträgen agiert hat (GR Dr Andreas Salcher: Zu dem haben wir ja Vertrauen gehabt!), ob
das in der Literatur oder ob das in der bildenden Kunst war. Rahmenbeträge sind
also nicht erst jetzt erfunden worden, sondern Rahmenbeträge sind vor allem
dort ein Mittel (GR Dr Andreas Salcher:
Dem haben wir ja vertraut!), wo man möglichst rasch Beträge für Initiativen
zur Verfügung stellen soll. Das ist der Sinn, dass sozusagen nicht ein langer
Prozess für mitunter relativ kleine Beträge gemacht werden muss.
Ich bin sehr froh, dass wir jetzt einen Rahmenbetrag
haben, weil damit ein sichtbares Zeichen gesetzt ist, dass neue Medienkunst
einen ebensolchen Stellenwert hat, wie ihn zum Beispiel Literatur oder andere
Kunstsparten innerhalb des Wiener Kulturbudgets haben. Ich denke, das ist sehr
wichtig, weil gerade die künstlerische Reflexion und die Auseinandersetzung mit
den neuen Technologien in künstlerischer Form in Zeiten, in denen diese
Technologie in alle Lebensbereiche eingreift, ein ungeheuer wichtiges Element
und ein wichtiger Faktor sind.
Die neue Medienkunst reicht in alle Kunstsparten
hinein. In jeder Kunstsparte bemühen sich Künstler, über ihren bisherigen
Horizont hinauszukommen, sich weiterzuentwickeln und zukunftsorientiert zu
handeln. Daher können mit diesem nun möglichen Rahmenbetrag sehr vielfältige,
sehr spannende Projekte gefördert werden.
Das kann elektronische Musik sein. Das kann Netzkultur
sein, die experimentell entwickelt wird. Das können virtuelle Projekte sein,
die weltumspannend sind, wie zum Beispiel "Friendship" oder andere
Gruppen, die hier tätig sind, wobei man sich virtuell rund um die Welt bewegen
kann. Das können auch Theaterprojekte sein, die sich im Netz entwickeln. In der
Vermittlung über die Netzkultur sind auch der Filmbereich und die Fotokunst
nicht ausgeschlossen. Da sind Visualisierungen von Kunstwerken und von
Architektur möglich. Da bestehen auch Möglichkeiten zu Kooperationen mit der
Wissenschaft. All das kann das sein.
Ich glaube, dass dieser Betrag ein besonders wichtiger
Ansatz ist. Ich hoffe auch, dass er in den nächsten Jahren größer werden wird.
Ich glaube, dass durch diesen Rahmenvertrag nicht gesagt ist, dass deswegen
neue Medienprojekte nicht auch aus anderen Töpfen gefördert werden können. Beim
Rahmenbetrag geht es wirklich nur darum, dass man schnell helfen kann.
Was die Sorge betrifft, die vor allem von der ÖVP
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