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Landtag, 38. Sitzung vom 27.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 63

 

abgeführt haben, ganz ausdrücklich bedanken. Ich betrachte das als eine große Wertschätzung unserer Arbeit und als eine große Wertschätzung meines Teams, und ich werde sehr gerne ausrichten, dass Sie meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen loben. Eine kann ich ja glatt hier vor Ort schon adressieren.

 

Ich möchte, um Ihnen den Nachmittag nicht allzu lange zu stehlen, sehr kurz auf die Dinge eingehen, die Sie angeführt haben, denn das meiste steht ja ohnehin in meinem Bericht.

 

Herr Abg. Gara - ja, da sind Sie -, ich finde, Sie haben wichtige Punkte angesprochen. Das nehme ich sehr gerne mit, sozusagen: ELGA macht dann einen Sinn, wenn es tatsächlich ein umfassendes Bild über die Gesundheits- und Krankheitssituation der Patienten und Patientinnen, gibt; und wenn sich jetzt die von mir vielfach kritisierte schleichende Privatisierung der Behandlung auch darin abbildet, dass ELGA dann nicht verwendet wird und damit auch große Löcher entstehen, so ist das absolut abzulehnen. Wenn ich jetzt zum Beispiel Fächer wie die Gynäkologie hernehme, wo fast nur Leistungen im Privatbereich angeboten werden, so macht es doch gar keinen Sinn, wenn dann die wichtigen Dokumente nicht drinnen sind. Also dieser Hinweis ist absolut aufzunehmen, und ich werde das bei den entsprechenden Gremien auch einbringen. Detto was den elektronischen Impfpass betrifft: Dieser hat auch nur Sinn, wenn er zur Gänze ausgefüllt ist.

 

Ich freue mich, dass Sie meinen Anspruch an Qualitätssicherung hier unterstützt haben - das ist ja mehrfach auch von anderen Abgeordneten gekommen. Es ist wichtig, dass wir im Gesundheitswesen etwas, was in anderen Bereichen längst schon der Fall ist, nämlich eine transparente Berichterstattung über unsere Leistungen, über die Fehler, über die Mängel, über die Behandlungserfolge, umfassend durchführen. Im stationären Bereich gibt es dazu schon mit A-IQI gute Ansätze - da ist auch noch viel Luft nach oben, auch hinsichtlich der Informationen an die Bevölkerung über die Fragen: Wo gibt es gute Leistung?, Wo gibt es die nötigen Fallzahlen und die nötige Qualität?, - der niedergelassene Bereich aber ist sozusagen noch ganz in den Kinderschuhen, was dies betrifft, und da wollen wir, dass die Systeme auf ein modernes europäisches System ausgebaut werden, an Niveau ausgebaut werden, sodass man regelmäßig aussagekräftige Informationen hat.

 

In dem Zusammenhang, Herr Abg. Koderhold: Die Diagnosestellung im ambulanten Bereich macht schon Sinn, weil wir so wenig wissen. Wir wissen in Österreich, auch was die Versorgung der Bevölkerung betrifft, viel zu wenig, wo gut versorgt wird, wo Mängel in der Ausstattung der Gesundheitsberufe bestehen und wo schlicht und einfach keine gute Behandlungsqualität vorzufinden ist. Dass wir nicht wissen, welche Amputationsraten wir auf Grund von Diabetes oder anderen Erkrankungen haben, das ist einfach nicht hinzunehmen.

 

Herr Abg. Koderhold, Sie haben auf die Adipositas-Chirurgie, auf die Adipositas insbesondere abgestellt, und ich möchte auch Ihnen gleich antworten - und es tut mir leid, dass das für Sie ein Grund ist, die wirklich große, große Arbeit meiner Mitarbeiter nicht mit einer Annahme des Berichts zu honorieren -: Ja, ich bin kritisch, was die Adipositas-Chirurgie betrifft. Ich habe jetzt noch einmal in den Text hineingelesen. Ich habe natürlich nicht gesagt - das wäre ja auch anmaßend -, dass ich dagegen bin, dass sie stattfindet. Es gibt wirklich Fälle - wenn jemand 200 kg hat und nicht mehr schnaufen kann -, da sehe ich auch, dass man jemandem helfen muss, und sei es chirurgisch. Aber es gibt schon eine Tendenz der Ausweitung der Diagnose - nicht nur die schiere Adipositas, sondern auch Begleiterkrankungen. Da wird den Menschen offenbar die Vorstellung vermittelt - und diese Leute kommen ja zu mir - und sie glauben, es gibt eine mechanische Lösung für dieses Problem: Kleiner Magen, es geht wenig durch, dann bin ich gesund, dann bin ich schlank. Also dass man an einem gesunden Organ operiert - auch wenn es sich um einen Menschen handelt, der vielleicht in Summe nicht ganz gesund ist, aber diese Menschen sind dann ein Leben lang mit den Folgeerscheinungen der Chirurgie beschäftigt! Und zu mir kommen diejenigen, bei denen es nicht funktioniert, wo es Wundheilungsstörungen gibt, wo Menschen infolge der Operation auch sterben, wo sie dann - das ist jetzt ein bisschen ein ungustiöses Thema - auch nicht wissen, wie sie mit ihren Fettschürzen umgehen können. Also ich sehe die Bilder, ich sehe dieses Leid und ich höre, was den - meistens - Frauen vorgemacht wurde an schneller Lösung.

 

Darüber müssen wir schon nachdenken, wenn man dann insbesondere an Kinder und Jugendliche denkt: Dass man Kinder und Jugendliche bei ausgewachsenem Längenwachstum schon für Magenoperationen vorschlägt, halte ich für eine Entwicklung, die uns gesellschaftlich nicht egal sein kann. Und meine Antwort darauf ist: Wir können der Epidemie an Adipositas, die auch in den westlichen Ländern auf uns zukommt, nicht mit dem Skalpell begegnen! Das zu hoffen und zu glauben, so zynisch darf ich als Patientenanwältin nicht sein. Ja, da bin ich parteilich. Und die Sache hat Namen und Adresse: Es gibt eine Lebensmittelindustrie, die setzt auf hochprozessierte, energiereiche, zucker-, fett-, kohlenhydratreiche Ernährung, die ist billig, die ist an jeder Ecke zu haben - nimm drei, zahl zwei, Lebkuchen im September, überall Buden, an jeder Ecke. Und wie sollen Kinder sich dessen erwehren? - Und ja, da bin ich als Patientenanwältin für Verbote, zusammen mit der WHO: Verbote von Werbung, die sich an Kinder richtet und sozusagen Junkfood verkaufen möchte. Wir müssen die Kinder vor diesen Entwicklungen schützen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Und die Chirurgie kann dieser Ausweg nicht sein! - Aber jetzt wollen wir uns den anderen Themen zuwenden.

 

Der Hinweis, dass Schulärzte und Schulärztinnen zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel haben - Sie haben es nicht so gesagt, aber ich würde es so zusammenfassen -, ist richtig. Was die Frage betrifft, ob man in diesem Bereich Primärversorgungszentren einrichten soll, bin ich da für alles offen. Aber ich glaube auch, dass wir die Kinder- und Jugendgesundheit in den Schulen verbessern müssen: durch School Nurses,

 

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