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Landtag, 7. Sitzung vom 25.05.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 43

 

chen Wiener Bezirken ist ein Mangel, und da kann es nicht so sein, dass man sagt, okay, das federn die Wahlärzte ab, denn wir haben ungefähr gleich viele Wahlärzte im kinderärztlichen Bereich. Das kann es nicht sein, das muss eine Regelleistung sein!

 

Es wurden auch schon die Wartezeiten auf MR- oder CT-Untersuchungen erwähnt. Es ist so, dass wir genügend Geräte in Wien und in Österreich haben, aber offensichtlich gibt es einen Machtkampf zwischen der Sozialversicherung und den Anbietern. Es kann nicht so weit kommen, dass die Patienten und Patientinnen draufzahlen und - pacta sunt servanda - wenn es Verträge gibt, die die Institute verpflichten, alle Versicherten zu behandeln, dann haben sie diese zu behandeln, und zwar zeitnah. Ich habe selber im Bericht ein Beispiel von jemandem mit einer stressigen Diagnosevermutung angeführt. Jemand befürchtete, einen Tumor zu haben, und dieser hat keine Geduld, um auf die nötige Untersuchung zu warten.

 

Es endet nicht im niedergelassenen Bereich, sondern es ist auch dort, wo es durch die Zunahme an betagten Menschen viele orthopädische Eingriffe braucht - ein wachsendes Gebiet, die Hüfte, das Knie -, in einem privat-gemeinnützigen Spital. Und das müssen Sie sich nun vorstellen, es hat mir eine Mindestsicherungsbezieherin geschrieben, dass sie Monate auf ihre Hüftoperation hätte warten müssen, und man hat ihr allen Ernstes angeboten, es privat zu machen. Wissen Sie, was das heißt, privat? - Das sind locker 8.000 EUR. 8.000 EUR, die die Dame hingelegt hat, um ihre Hüfte gleich operieren zu lassen. Sie musste sich das Geld von Freunden und Verwandten borgen, damit sie sich diese Operation leisten kann. So kann es nicht gehen, dass man die Not von wirklich kleinen, armen Leuten, muss man sagen, so ausnützt, indem man sagt, wenn Sie nicht warten wollen, dann müssen Sie es eben bezahlen, und das dann auch in einem privat-gemeinnützigen Spital als sozusagen probate Vorgangsweise sieht.

 

Herr Abg. Ornig, Sie haben zu Recht davon gesprochen, dass wir wissen müssen, wie wir systemisch dastehen. Ich bin ganz bei Ihnen, wir können nur dann steuern, wenn wir wissen, wo wir denn hinwollen und was denn die Fakten sind. Sie rennen bei mir da buchstäblich offene Türen ein, ich will nur die Möglichkeiten der Patientenanwaltschaft hier auch klar illustrieren: Aus den Fällen, die zu mir kommen, ist diese Systemanalyse nicht zu leisten, da es trotz allem davon abhängt, wer kommt, wann er kommt und womit er kommt. Es ist ja auch so, dass nicht immer das, was die Patienten sagen, sich dann auch so halten lässt. Manchmal zeigen die Dinge in der Analyse, dass es auch die andere Seite gibt. Wir können es nicht leisten, aber wir sind Ihrer Meinung, dass es geleistet werden muss.

 

Da sind einerseits die großen Träger, der Krankenanstaltenverbund, aufgefordert - da gehen die Dinge schön langsam los, ich sehe die Anfänge, aber es ist für mich noch viel zu wenig -, da sind auch die privaten Träger, die gemeinnützigen Spitäler gefragt. Es ist der Bund mit A-IQI, wo man jetzt versucht, auch in speziellen Bereichen Qualitätsuntersuchungen zu machen: Warum liegt man in dem einen Spital mit einem Blinddarm fünf Tage und im anderen zwei Tage? Warum gibt es hier Infektionen, die über einen gewissen Wert hinausgehen und im anderen liegt man wunderbarerweise darunter? - Diese Ergebnisqualität brauchen wir unbedingt gemessen, damit ich als Patientenanwältin auf den Anruf, der oft kommt: „Frau Pilz, kennen Sie ein gutes Spital oder einen guten Arzt für meinen Fall?“, nicht nur anekdotisch antworten kann: „Wir machen das natürlich nicht, denn das wäre ja nicht seriös.“ Die Menschen haben ein Recht auf diese Information, denn wer sich einen neuen Computer, ein neues Auto oder eine Strumpfhose kauft, kann sich aus den Konsumententests die Qualität sozusagen auch im Netz abholen, und da wollen wir bei unserem höchsten Gut, der Gesundheit, nicht hinten bleiben.

 

Frau Abg. Kugler, Sie haben ein paar Dinge angesprochen, die mir sehr, sehr wichtig sind. Das, was Sie bezüglich des Selbstbehaltes mit dem Vergleich Niederösterreich - Wien - Oberösterreich gesagt haben, das lässt mich ganz sicher veranlassen, das anzuschauen. Wenn es so ist - das sind unfassbare Summen, die zusammenkommen, das werden wir uns anschauen -, werden wir darauf ganz bestimmt zurückkommen. - Danke für den Hinweis.

 

Was die Strahlentherapieversorgung betrifft - Großbaustelle Ostösterreich -, haben wir in Wien, Gott sei Dank, insofern einen Vorteil, als dass wir schon weitere Geräte in Planung haben, die dann auch demnächst umgesetzt werden. Niederösterreich und Burgenland fahren nach Wien, wenn es ernst wird, das sind die sogenannten Fremd- oder Gastpatienten. Das ist für den Patienten gar nicht lustig, sich so zu fühlen. Es muss so sein, dass wir miteinander planen und miteinander denken! Gerade in der Strahlentherapie, Frau Dr. Laschan wird mir das bestätigen, darf es keine Wartezeiten geben. Strahlentherapie muss sofort beginnen, andere Therapien können warten, aber in der Strahlentherapie muss man gleich beginnen.

 

Sie haben auf ein sehr schlimmes Beispiel betreffend den Ärztenotdienst hingewiesen. Da sind wir bei dem großen Thema Kinderversorgung. Die Kinderversorgung ist in Wien etwas, das ganz hoch gewertet werden muss, weil wir da so viele mögliche Bruchstellen haben. Ich habe von der niedergelassenen Versorgung schon gesprochen, aber da ist es konkret um ein Kind gegangen, das eine fulminante Sepsis hatte. Die Mutter hat sechs, sieben Mal beim Ärztefunkdienst angerufen, dort hat man den Fall regelwidrig als sozusagen nicht sehr dringend eingestuft. Man hat die Mutter abg‘schasselt, um es auf Wienerisch zu sagen, und als sie dann gekommen sind, ist das Kind in den Armen der Eltern schon im Sterben gelegen. Das ist so ein Trauma, und das hat mich veranlasst, mit dem Ärztefunkdienst ein ganz ernstes Wort zu reden.

 

Aber es geht darum, dass wir künftighin nicht sagen, da war jetzt einer, der hat falsch gehandelt, sondern dass wir schauen, was da systemisch falsch war. In diesem konkreten Fall geht es darum, dass wir sagen, legen wir alle Notfallnummern zusammen, machen wir ein einziges Notrufsystem, wo dann klar nach Abfrage

 

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