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Landtag, 26. Sitzung vom 27.06.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 75

 

zu bekommen?

 

Denn ich gehe schon davon aus, dass der Großteil der Patientinnen und Patienten, die in Nachtstunden, Abendstunden, aber vor allem am Wochenende in Ambulanzen kommen, das nicht aus Jux und Tollerei tut, sondern weil kein niedergelassener Arzt da ist. Mein Beispiel – aber es gibt auch andere Beispiele – sind immer die Kinderambulanzen, wo 80 Prozent der Kinder gar nicht den Spitalshintergrund brauchen.

 

Mit der Umsetzung der Gesundheitsreform ist das oberste Ziel eigentlich, dass wir nicht mehr sozusagen Strukturen getrennt voneinander denken, sondern miteinander steuern und planen, und damit es auch für Patientinnen und Patienten die Möglichkeit geben wird, versorgungswirksame niedergelassene Bereiche zu haben.

 

Präsident Johann Herzog: Die 1. Zusatzfrage stellt Herr Abg Dr Aigner.

 

9.19.44

Abg Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Vielen Dank, Frau Stadträtin! Einen schönen guten Morgen!

 

Ich glaube, wir sind uns darin einig, dass das Führen der Ambulanzen für die Spitäler selber natürlich eine sehr große Belastung ist: nämlich für das Personal, das im Zweifel nicht mehr wird, sondern der Personalstand bestenfalls gehalten werden kann, dass auch der Spitalsablauf durch Ambulanztätigkeiten belastet wird oder es eben zu entsprechenden Problemen kommen kann.

 

Könnten Sie sich eine – moderate, aber doch, als Lenkungsmaßnahme – Ambulanzgebühr vorstellen, die eben einen Beitrag, so wie die Rezeptgebühr ein Beitrag zu den Medikamentenkosten ist, derjenigen Patienten darstellt, die eben diese sehr teure Form von Gesundheitsleistungen in Anspruch nimmt?

 

Präsident Johann Herzog: Frau Stadträtin, ich ersuche um Beantwortung.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Klare Frage, kurze Antwort: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich konnte es mir auch schon nicht vorstellen und habe es für falsch gehalten, als es unter der ÖVP-FPÖ Koalition eingeführt wurde, dann ja auch wieder abgeschafft wurde, mangels Erfolg.

 

Wir hatten also einen Feldversuch, den ich den Wienerinnen und Wienern und Österreicherinnen und Österreichern gerne erspart hätte. Es gab diesen Feldversuch und man hat gesehen, dass es gar keinen Lenkungseffekt gab. Menschen, die sozial schwach waren, waren dadurch benachteiligt. Aber es war nicht so, dass – und das kann man immer erst ex post und nicht ex ante betrachten –, dass weniger Menschen die es nicht gebraucht hätten, ins Spital gekommen wären.

 

Den Versuch hatten wir. Ich hätte ihn gerne erspart, aber er war da und war nicht erfolgreich. Daher kann ich mir das nicht vorstellen.

 

Präsident Johann Herzog: Die 2. Zusatzfrage stellt Frau Abg Korosec. Ich ersuche darum.

 

9.21.43

Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Wenn ich heute „Die Presse“ ansehe, so lese ich da über flexiblere Öffnungszeiten, mehr tagesklinische Operationen. Ich hoffe, wir gehen da einer positiven Zukunft entgegen.

 

Aber meine Frage, Frau Stadträtin: Wir haben doch in Hietzing im August 2012 das erste Erstversorgungszentrum aufgemacht, was ja im KAV-Bereich in allen Spitälern gemacht werden soll. Mittlerweile ist fast ein Jahr vergangen. Ich hätte gerne gewusst: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Hat sich das positiv ausgewirkt, gerade in Bezug auf Ambulanzen?

 

Präsident Johann Herzog: Frau Stadträtin, ihr ersuche um Beantwortung.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Danke, Herr Präsident. Frau Abgeordnete!

 

Es hat sich positiv ausgewirkt. Wir haben sozusagen zwei solche Systeme schon umgesetzt, nämlich einerseits in Hietzing, andererseits im Wilhelminenspital, was dazu führt, dass die Fachambulanzen entlastet werden. Und auf Grund der Tatsache, dass wir Erstaufnahmestationen haben, wo bis zu 48 Stunden Patientinnen und Patienten bleiben können, ist auch das Entscheidungsfenster, ob jemand stationär aufgenommen wird oder nicht, ein längeres. Wir sehen, dass wir einen Großteil der Patientinnen und Patienten nicht aufnehmen müssen, sondern dort erstversorgen können. Möglicherweise muss der Patient beispielsweise zwölf Stunden dableiben und kann dann in häusliche Pflege oder überhaupt einfach entlassen werden.

 

Das ist insofern ein sehr erfreulicher Befund, als wir im Krankenhaus Nord ein System haben werden, das sozusagen noch einen Schritt weitergeht: Da werden alle Menschen, die unangemeldet ins Spital kommen, egal, welcher Schmerz sie drückt, direkt in die Erstaufnahme kommen, und die Ambulanzen werden ausschließlich Terminambulanzen sein. Die Erfahrungen, die wir jetzt in Hietzing und im Wilhelminenspital machen, führen dazu, dass wir dann schon gut vorbereitet sind, um den nächsten Schritt zu machen.

 

Trotzdem muss man sagen, dass natürlich, das passt zur Frage, Menschen jetzt auch ins Spital kommen - und nicht weniger, den Effekt konnte man ja auch nicht erwarten –, die eigentlich den Spitalshintergrund nicht brauchen. Das heißt, wir haben jetzt eine viel bessere Organisation, dadurch auch eine Entlastung des stationären Bereichs und auch organisatorisch eine Verbesserung für die Ärztinnen und Ärzte und das Pflegepersonal. Auch für die Patientinnen und Patienten ist es von Vorteil. Aber was wir damit natürlich noch nicht geschafft haben, ist, dass Patientinnen und Patienten im niedergelassenen Bereich die Versorgung bekommen, die sie bräuchten.

 

Präsident Johann Herzog: Die 3. Zusatzfrage stellt Frau Abg Dr Kickert. Ich ersuche darum.

 

9.24.36

Abg Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, sehr geehrte Frau Landesrätin!

 

Sie haben jetzt gerade den niedergelassenen Bereich angesprochen, und da sind ja, sage ich, Lenkungsmaßnahmen schon sehr viel schwieriger zu setzen beziehungsweise, wenn sie gesetzt werden, wahrscheinlich nicht sehr kurzfristig wirksam. Trotzdem frage ich Sie genau danach: Welche Ziele oder Vorstellungen haben Sie, um die Patienten und Patientinnen auch in den

 

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