Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 65
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Dr Dohr, ich darf Sie um Ihre Wortmeldung bitten.
Patientenanwalt Dr Walter Dohr: Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau amtsführende Stadträtin! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich danke Ihnen oder den meisten von Ihnen für die
positiven Worte, sofern Sie positive Worte für den Bericht gefunden haben. Ich
nehme natürlich auch die Kritik von manchen von Ihnen sehr ernst und darf dazu
zu einzelnen Punkten ganz kurz Stellung nehmen.
Positiv finde ich, wenn ich in meinem Bericht
grundsätzliche Dinge, wie zum Beispiel die Dialyse, die psychische Versorgung
insbesondere von Jugendlichen, die Patientensicherheit und anderes anspreche,
wenn daraus von den Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik und im
Gesundheitsmanagement Wien prompt reagiert wurde.
Die Frau Abg Klicka hat bereits erwähnt, wie auf die
damals im Berichtszeitraum untragbare Dialysesituation reagiert wurde. Ich
finde das ausgesprochen positiv. Ich halte es, auch wenn es der Abg
Dr Pilz schon bekannt war, dass wir ein Dialyseproblem in Wien hatten,
trotzdem für richtig, wenn der Patientenanwalt seinen Finger auf dieses Problem
legt. Insbesondere finde ich es erfreulich, wenn dann auch gehandelt wird.
Was die psychische Versorgung vor allem von
Jugendlichen betrifft, so habe ich das deswegen aufgegriffen, weil unter
anderem auch die Weltgesundheitsorganisation besonderes Augenmerk auf die
psychische Gesundheit und auf die Entstigmatisierung von psychisch Kranken legt
und dementsprechende Initiativen auch in Österreich auf Bundesebene gesetzt
werden. Und ich habe immer wieder Fälle, wo Eltern zu mir kommen und sagen,
mein Kind, ein Jugendlicher, konnte im OWS, im Otto-Wagner-Spital, nicht
ordentlich untergebracht werden, weil die gesagt haben, es gibt ja eine eigene
Jugendpsychiatrie. Wir kennen sie, im AKH. Die hätten gesagt, wir haben keinen
Platz. Wir sind ja in den ältesten Räumen des neuen AKH untergebracht. Und
deswegen habe ich mich im Jahr 2004 speziell der psychiatrischen Fällen
angenommen und darüber etwas Grundsätzliches geäußert. Hier haben wir noch
nicht die volle Lösung des Problems aus meiner Sicht, aber im Jänner, demnächst
also, habe ich ein Gespräch mit den dafür Verantwortlichen, und die haben mir
schon signalisiert, dass sie diese meine Ausführungen in dem Bericht sehr ernst
nehmen.
Zu den mehrmals genannten 24: Frau Abgeordnete, es
waren nur 24 Pflegefälle. Das ist zwar richtig, das sind die 24
aktenmäßigen Beschwerdefälle gegen die städtischen Pflegeheime. Im Bericht
findet man auf der gleichen Seite noch 19 Beschwerden gegen private
Pflegeheime, sodass also 43 aktenmäßige Beschwerden vorliegen.
Sie können uns sagen, das ist nicht sehr viel,
schließlich haben wir Tausende Pflegebetten in Wien. Aber wenn Sie sich die
Anzahl der Beschwerden im größten Bereich, bei den Akutspitälern, anschauen
oder die insgesamt 1 650 Prüffälle, davon ungefähr, jemand hat das
gefragt, 50 Notfälle, dann sind davon in etwa ein Drittel, Frau
Dr Pilz, berechtigt, also etwas mehr als 500. Und wenn Sie das vergleichen
mit den über dreieinhalb Millionen stationären Patienten, die wir haben, dann
ist der Beschwerdeanfall im Promillebereich. Ich kann einfach die
Erwartungslage, dass der Patientenanwalt sozusagen als Oppositionspolitiker nur
kritisiert und nur Defizite aufzeigt, nicht erfüllen, wenn das
Gesundheitssystem in Wien überdurchschnittlich gut ist und weit über Wien
hinaus und über Österreich hinaus einen guten Ruf hat.
Und noch einmal: Wenn es mir gelingt, aus diesen
Beschwerdefällen in über 300 Fällen Entschädigungen für diese
Familienangehörigen oder die Patienten zu erreichen in der Höhe von
2,6 Millionen EUR im Jahr, alles zusammen, Haftpflichtversicherungen,
Patientenentschädigungsfonds und so weiter, so mag diese Summe relativ hoch
wirken, 2,6 Millionen EUR in einem Jahr bei etwas mehr als
300 Fällen, aber sie ist in Wirklichkeit gering, wenn Sie sich die Anzahl
der stationären Patienten und die Millionen Ambulanzkontakte anschauen.
Noch ein Punkt zu den Spitälern. Es ist der
13. Bericht, also das 13. Jahr, über das berichtet wird. Zum ersten
Mal werden in diesem Bericht Spitäler genannt, und zwar jene, die eine
besonders geringe Beschwerdeanzahl, umgelegt auf ihre Patienten, haben. Die
Frau Dr Pilz, die ja einleitend gesagt hat, dass Sie meine Arbeit im
Einzelfall sehr wohl schätzt, wofür ich ihr sehr dankbar bin, hat gesagt: Und warum
nennt er nicht die Spitäler, die schlecht sind? Also hätte ich es nicht zum
ersten Mal genannt, wäre es vielleicht gar nicht aufgefallen. Zum ersten Mal
weiß man, dass das Sophienspital, das natürlich kein typisches Spital ist, die
haben keine Chirurgie, besonders beschwerdearm ist, und von den großen
Spitälern, also jene, die Schwerpunktspitäler sind oder mehr als
30 000 Patienten haben, sind das Hanusch-Spital, das
Otto-Wagner-Spital und das KFJ an erster Stelle.
Ja, ich nenne jene, die eine hohe Beschwerdeanzahl
haben, deswegen nicht, weil mein Arbeitsziel nicht ist, Ärzte oder Manager an
den Pranger zu stellen, sondern ich will verbessern. Und, Frau Dr Pilz:
Die KoFüs, die kollegialen Führungen dieser Spitäler, kriegen heute, wo der
Bericht öffentlich wird, um 14 Uhr ist der Bericht schon fertig, die
genaue Mitteilung, wo sie im Ranking liegen, sodass jeder ärztliche Direktor,
jede Pflegedirektorin weiß, ob sie gut oder schlecht liegen und ob sie besser
oder schlechter liegen.
Und natürlich weiß dies dann auch der Generaldirektor
des Krankenanstaltenverbundes und der Obmann Bittner als Betreiber des einen
großen Privatspitals in Wien, nämlich des Hanusch-Krankenhauses.
Noch ein ganz kurzer Blick in die
Zukunft: Die Heimkommission ist bereits mehrmals angesprochen worden. Ich darf
Sie informieren, dass die konstituierende Sitzung der Heimkommission
stattgefunden hat. Meiner Meinung nach sind da wirklich Experten auf dem Gebiet
der Pflege versammelt: Betreiber von Heimen, verantwortliche Pflegefachkräfte,
Ärzte, die sich speziell mit Geriatrie und
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