Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 69
der soziale Skandal in dieser Stadt, und das ist
eigentlich etwas, wo gerade auch Sie, Herr Kollege Schuster, nachdenken
sollten. (Beifall bei der ÖVP.)
Kollege Schuster! Sie haben was angesprochen. Ich bin
20 Jahre Mitglied des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Ich bin
Vorsitzender des ÖAAB. Deshalb bin ich hier herausgegangen, weil das ist
einfach ein Maß an Unsolidarität, das jetzt gezeigt wird. Und das ist kein
guter Dienst, der gerade auch an den Gemeindebediensteten geleistet wird. Das
sollten Sie beherzigen. Da sollten Sie nachdenken. Und Sie hätten ja die Chance
gehabt. Gerade dieser Beharrungsbeschluss war die Möglichkeit nachzudenken.
Nachzudenken, ob man nicht Besseres tut, ob man nicht das tut, was gerade jetzt
notwendig wäre und wozu alle europäischen Regierungen drängen.
Und mit der Harmonisierung, wie sie in Österreich
zwischen den Systemen herbeigeführt wird, da ist Österreich weiter als andere
Länder. Schauen Sie sich die Situation an. Schauen Sie sie in Deutschland an,
in Frankreich, in Italien, in allen anderen Ländern. Das sind die Probleme, mit
denen sich dort die Regierungen auseinander setzen, und diese Bundesregierung
ist schon weiter auf diesem Gebiet.
Mir ist auch klar, warum Sie hier in Zwischenrufen so
nervös sind. Schauen Sie sich doch an: Wie war denn die Entwicklung seit 1970?
Seit 1970 ist Folgendes passiert: Da ist die Lebenserwartung in Österreich im
Schnitt um 7,5 Jahre angewachsen. Das ist gut so. Und die Leute werden
Gott sei Dank gesund älter. Das ist genau das Thema.
Aber da muss man auch sagen aus Solidarität zwischen
denen, die im Erwerbsprozess sind, und denen, die erst in den Erwerbsprozess
kommen, und auch denen, die nicht mehr im Erwerbsprozess sind, dass hier
Gerechtigkeit geschieht. Und was ist passiert? Nichts ist passiert.
Im Jahr 1987 hat sich die Regierung Vranitzky zu
einer Klausur zurückgezogen. Vielleicht kann sich der eine oder andere noch
daran erinnern. Und was war das Ergebnis dieser Klausur des Jahres 1987? Die
Erkenntnis, dass die Leute Gott sei Dank älter werden und dass es daher auch
notwendig ist, das Pensionsalter anzuheben. Und das war einer, und das ist
nicht irgendein Konservativer oder ein Neoliberaler gewesen, es war ein
gewisser Alfred Dallinger. Alfred Dallinger, großer Vorsitzender der
Gewerkschaft der Privatangestellten. Der hat schon damals, Ende der 80er Jahre,
gesagt: Wir werden um eine Anhebung des Pensionsalters nicht herumkommen. Und
wir täten uns alle viel leichter, wenn nicht der Bundeskanzler der SPÖ, der
Finanzminister der SPÖ, der Sozialminister der SPÖ durch Jahrzehnte das
verhindert hätten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dann hätten wir
viele Maßnahmen in den letzten Jahren nicht durchführen müssen. Und das ist
sicherlich nicht immer einfach gewesen. Überhaupt nicht einfach, gerade für
jemanden, der aus der Arbeitnehmerschaft kommt, der Landesobmann des ÖAAB ist,
der im täglichen Gespräch weiß, was das heißt. Das ist nicht so einfach. Aber
das ist deshalb so schwierig geworden, weil Sie die Versäumnisse einfach zu
verantworten haben, weil einfach in den letzten Jahrzehnten hier zu wenig
geschehen ist.
Und der erste Schritt, der geschehen ist, war 2000
die Anhebung des Pensionsalters. Und da war es ja auch wieder interessant. Der
Edlinger, der ist da gesessen als Wohnbaustadtrat. Als Finanzstadtrat hat er im
Jahr 1999/2000 bei den Regierungsverhandlungen gesagt, es muss das
Pensionsalter angehoben werden. Und dann hat man einfach dagegen gestimmt.
Warum hat jeder ASVGler, warum hat etwa der
Vertragsbedienstete auch in Wien seit 2001 ein höheres Pensionseintrittsalter?
Warum? Die haben das alle schon, nur die Landesbeamten nicht? Warum? Wie ist
diese Unterscheidung und warum ist das so, dass in einem Fall°... (Abg
Christian Oxonitsch: Die passen gar nicht da her!) Warum ist dieser
Unterschied? (Abg Christian Oxonitsch: Die passen gar nicht da her, das
weißt du ganz genau!) Das ist ein Maß an Unsolidarität! Und Ihr
Finanzminister, Ihr Finanzstadtrat Edlinger hat zur Jahreswende 1999/2000
auch gesagt, das Pensionsalter muss angehoben werden. (Abg Christian
Oxonitsch: Wie ist das bei den Lehrern!) In Wien ist es nicht angehoben
worden und das ist einfach die Verantwortung, die Sie zu tragen haben! (Beifall
bei der ÖVP.)
Und ein gewisser Gusenbauer, Bundesvorsitzender°... (Abg
Kurt Wagner: Herr Gusenbauer! Herr Gusenbauer!) Herr Gusenbauer, okay,
einverstanden. (Aufregung bei der SPÖ.) Der Herr Gusenbauer hat
verlangt°... (Abg Kurt Wagner: Und
ein gewisser Herr Neugebauer, was sagt der dazu?) Der Herr Gusenbauer, es
ist interessant, was der so sagt auf der°... (Abg Kurt Wagner: Was sagt der
Herr Neugebauer dazu?) Sie wären froh, wenn Sie einen Arbeitnehmervertreter
wie den Fritz Neugebauer hätten! (Beifall bei der ÖVP.) Das ist einer,
der für soziale Verantwortung in dieser Republik steht im Gegensatz zu anderen.
Und diese°... (Abg Günther Barnet: Er ist älter als 50! – Große Aufregung
bei der SPÖ.)
Noch einmal: Der Herr Gusenbauer -
ich weiß, es ist unangenehm, das zu hören -, der Herr Gusenbauer hat seit dem
Jahr 2000°... (Weitere große Aufregung bei der SPÖ.) Der Herr
Gusenbauer hat bereits ab dem Jahr 2000 verlangt, dass es eine
Harmonisierung der Systeme geben soll und der Bundeskanzler Schüssel hat dann
Folgendes gemacht: Er hat das getan, was gute Tradition in Österreich ist. Er
hat sich in Sozialpartnergesprächen zusammengesetzt. Da haben 22 Runden
stattgefunden und die Gewerkschaftsvertreter wissen ja genau, warum das
gescheitert ist. (Abg Godwin Schuster: Wenn am Ende das nicht rauskommt, was
am Anfang gesagt wurde!) Das wissen Sie genau. (Abg Godwin Schuster: Ja
genau! ) Es ist nicht daran gescheitert, dass ein Verzetnitsch nicht
überlegt hätte abzuschließen, sondern sie haben den Auftrag aus dem Wiener
Rathaus bekommen „Ihr dürft nicht abschließen“ (Heiterkeit bei Abg Godwin
Schuster.), weil parteipolitisches Kalkül wichtiger ist als sozialer Friede
und das ist die Realität,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular