Landtag,
20. Sitzung vom 04.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 56
durchzuführen. Das Problem ist ja nicht neu, dass
diese sogenannte Lücke hier dadurch entsteht, dass die Schulstufen verlangt
werden und abgeschlossen werden und noch kein Eintritt in eine entsprechende
Schule für Diplompersonal erfolgen kann.
Nun zeigt es sich aber, dass sehr viele junge
Menschen durchaus bereit wären, auch schon in jüngeren Jahren den Pflegeberuf
zu ergreifen und es auch durchaus zumutbar ist, dass sie beginnen. Wenn ich mir
vorstelle, dass wir auf der anderen Seite darüber diskutieren und es auch
teilweise durchführen, dass das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt wird und
wir auf der anderen Seite sehen müssen, dass jemand erst ab 17 Jahre
letztendlich in eine Krankenpflegeschule aufgenommen wird, so ist das nicht
ganz verständlich. Es wird viel darüber diskutiert und es sind auch von Seiten,
glaube ich, der Bundesdienststellen Überlegungen angestellt worden, ob man
nicht überhaupt in Form einer Gesundheits- und Sozialakademie ein Angebot
macht, dass junge Menschen nicht nur diesen Pflegeberuf ergreifen können,
sondern dass sie am Ende ihrer Ausbildung auch eine Matura und gleichzeitig ein
Krankendiplom haben. Und darüber gibt es, glaube ich, eine Diskussion.
Meine Frage geht dahin, ob Sie so eine Entwicklung
und auch so eine Einrichtung einer Gesundheits- und Sozialakademie, die
einerseits eine Diplomprüfung ermöglicht und andererseits einen Maturaabschluss
hat, begrüßen würden und auch mitarbeiten würden, damit das verwirklicht wird.
Präsident Johann Hatzl: Frau
Stadträtin!
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann:
Herr Abgeordneter!
Ich bin für alle Einrichtungen, die es uns
ermöglichen, dass wir mehr Pflegekräfte in Österreich haben. Es müssten diese
Schulen und die Akademien sicher nebeneinander bestehen. Ich bin nicht sicher,
dass alle, die sich für die Ausbildung melden, unbedingt die Akademie besuchen
können und wollen. Aber es ist, wie gesagt, eine bundesstaatliche Angelegenheit
und ich bin einmal grundsätzlich für alle Gespräche und Vorschläge
aufnahmebereit. Es ging schon mein Ersuchen an die Frau Bundesministerin,
wieder eine Sitzung der Landesgesundheitsreferenten einzuberufen und natürlich
sollten wir uns vornehmlich mit diesem Thema, das nicht nur ein
österreichisches, sondern ein europäisches ist, beschäftigen.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Pilz!
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Stadträtin!
Ich bin Ihrer Meinung, dass es wichtig ist, dass wir
gut ausgebildete und genügend Pflegepersonen in der Pflege haben. Aber wie wir
jetzt aus all den Debatten um die Versorgung in den geriatrischen Zentren
wissen, ist die Frage der Ausbildung und des mangelnden Nachwuchses nur ein
Teil des Problems. Der andere Teil des Problems besteht darin, dass die
Verweildauer des Personals so kurz ist und nach Berechnungen für Österreich
zwischen drei und vier Jahren liegt. Das muss ja etwas mit Arbeitszufriedenheit
zu tun haben, die hier offensichtlich nicht gegeben ist oder dass sich die
Menschen falsche Vorstellungen gemacht haben.
Was, Frau Stadträtin, werden Sie tun, um die
Verweildauer in diesem Beruf hier zu verlängern?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Stadträtin!
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann:
Frau Abgeordnete!
Wir versuchen durch Schulungen und durch
Supervisionen, die Arbeitszufriedenheit sozusagen zu stärken. Wir versuchen
auch, insbesondere Führungskräfte so auszubilden, denn sehr oft gibt es ja
Diskrepanzen zwischen denen, die an der Basis arbeiten und zwischen den
Führungskräften, wovon ich mich oft auch in Gesprächen mit Pflegepersonen
überzeugen konnte, die von anderen Spitälern an unsere Abteilung kamen, und die
dazu führen, dass sie zum Teil die Arbeitsstelle verlassen und manchmal auch
den Beruf.
Aber das eine, das man immer wieder betonen muss,
ist: Es ist ein Beruf mit einer ungeheueren Schwierigkeit in der Vereinbarkeit
von Beruf und Familie. 24 Stunden an jedem Tag des Jahres eine
Arbeitsverpflichtung eventuell zu haben, ist schwer vereinbar. Es sind
natürlich Wochenenden zu besetzen. Es sind Partnerschaften, wo meist eine
Fünf-Tage-Woche herrscht. Das führt zu irrsinnigen Schwierigkeiten im
Privatbereich, denn auf diese 24 Stunden-Präsenz auch an unangenehmen
Tagen kann natürlich nicht verzichtet werden. Man versucht, den Menschen zu
helfen, indem man sie auch in andere Möglichkeiten hineingibt. Nur, so viel
Tagesarbeitsplätze haben sie im gesamten Gesundheitssystem nicht und genau das
ist es, was dann bekrittelt wird, warum das Gesundheitssystem so teuer ist,
weil man die Menschen als Arbeitskräfte nicht verlieren will und ihnen auch
helfen will und sie zum Teil dann in Positionen kommen, die nicht einmal
unbedingt berufsspezifisch sind, dass sie dann zum Teil auch als Schalterkräfte
arbeiten, nur damit sie eben Arbeitsbedingungen haben, die denen in anderen
Berufen entsprechen.
Wir müssen sicher versuchen, viel, viel mehr Menschen
zu gewinnen und dass wir die Arbeitsbedingungen verbessern können, aber es ist
eben noch überwiegend ein Frauenberuf. Frauen bekommen Kinder. Sie haben die
Problematik der Schwangerschaft, dass sie ab Beginn der Meldung der
Schwangerschaft praktisch in ihrem Beruf in der Art nicht mehr zur Verfügung
stehen. Sie wissen: Verbot der Nachtarbeit, der Schwerarbeit, der
Infektionsarbeit, der längeren Arbeitszeit als acht Stunden, das Verbot von
Sonn- und Feiertagsarbeit. Also auch das ist etwas, was immer zu sehr, sehr
schwierigen Situationen auf allen Stationen führt. Eine Frau wird schwanger und
schon kommt alles ins Ungleichgewicht, aber de facto ist der Posten besetzt bis
sie Karenz antritt.
Das ist die Problematik, die man gerade in diesem
Bereich viel mehr als anderswo hat und wie gesagt, wir haben laufend Gespräche,
um zu versuchen, diese Situation zu verbessern.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Lakatha!
Frau Abg Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin!
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