Landtag,
19. Sitzung vom 29.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 48
entscheidendste Punkt ist (Abg Mag Rüdiger Maresch: Und was ist mit der Lobau?), der
Nutzungsdruck auf den Wienerwald als umschließendes wichtiges
Naherholungsgebiet für Hunderttausende Wienerinnen und Wiener ist ganz einfach
nicht nationalparkkompatibel. Es kann sicherlich kein vorrangiges Ziel der
Wiener Politik sein, den erholungssuchenden Wienerinnen und Wienern dramatische
Einschränkungen bei der Nutzung, bei der Begehung, meinetwegen bei der
Beradlung des Wienerwalds aufzuoktroyieren. Es wird geflissentlich von den
GRÜNEN und Blauen verschwiegen, dass ein Nationalpark mit einer unmittelbar
angrenzenden Millionenstadt in dieser Form nicht wirklich auf einen Nenner zu
bringen ist. (Abg Mag Rüdiger Maresch:
Was wollen Sie mit der Lobau? Dort gibt es keine Stadt Wien?)
In der Lobau gibt es nur geführte und klar definierte
Routen, auf denen man sich bewegen kann. Von einem freien Begehen des gesamten
Areals, möge Gott und sonst wer abhüten, ist die Lobau zum Glück verschont
geblieben. Im Wienerwald ist es Usus für die Wienerinnen und Wiener und wir
werden deswegen die Wiener Bevölkerung nicht umerziehen, nur weil die GRÜNEN
irgendwelchen Fantastereien nachhängen. (Abg
Mag Rüdiger Maresch: Die Fantastereien liegen ganz bei Ihnen!) Jetzt kommt
der Ansatz, wo ich Sie bitte, mit an Bord zu kommen, auch Kollege Maresch.
Vielmehr gilt es, 105 370 Hektar einem zeitgemäßen Schutz- und
Naturmodell zuzuführen, also ein Großprojekt, das auch die internationale
Anerkennung der UNESCO finden würde, in enger Partnerschaft mit dem Bundesland
Niederösterreich und dem mittlerweile errichteten Biosphärenreservatmanagement.
Bekennen wir uns offensiv zur realistischen Errichtung eines Biosphärenparks
Wienerwald, liegen doch drei von insgesamt 21 Kernzonen auf Wiener
Stadtgebiet.
Letzter Themenkreis: Ich möchte aus aktuellem
meteorologischen Anlass einen ersten kurzen Zwischenbericht zur Bewältigung der
winterlichen Ereignisse dem Wiener Landtag zur Kenntnis bringen. Bekanntlich
ist eine Änderung der früheren Winterverordnung in eine neue
Auftaumittelverordnung erfolgt, die einige klare Zielsetzung betreibt: Eine
vernünftige Balance zwischen Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit zur
Gewährleistung der Mobilität und der Versorgung der Stadt und auf der anderen
Seite die bestmögliche Beachtung des Naturschutzes, die Staubbelastung der Luft
nach Streumittelaufbringung möglichst gering zu halten – objektiverweise muss
man sagen, dass es in der Vergangenheit durch die Einkehrung der Streusplitts
beträchtliche Emissionen in der Luft gegeben hat –, stickstoffhältige Stoffe
wie Ammoniumsulfat oder Harnstoff sollen generell verboten werden und
schlussendlich gilt es, so wenig Auftaumittel wie möglich einzusetzen und
unversiegelte Bodenflächen im Umkreis von 10 Metern auch von erlaubten und
durchaus zulässigen Mitteln wie Natrium oder Halogenitauftaumitteln zum Schutz
... (Abg Günter Kenesei: Weiß das die
MA 48 auch?) – Das werde ich Ihnen gleich sagen, Herr Kollege Kenesei,
wenn Sie mir noch zwei Minuten Gehör schenken. (Abg Günter Kenesei: Ich zeige Ihnen gerne die Plätze, wo die
MA 48 salzt!)
Jedenfalls hat die MA 48 den Kolleginnen und
Kollegen des Umweltausschusses einen ersten Leistungsbericht des
Wintereinsatzes geliefert. Dieser schaut folgendermaßen aus: Bis zum
8. Jänner, also inklusive der massiven Schneetage 4. bis 7. Jänner,
sind in Wien an insgesamt sieben Schneefalltagen 30 Zentimeter Schneemenge
gemessen worden. Dabei wurden 7 770 Tonnen Streukiesel und
3 100 Tonnen Salz – ich wiederhole 7 770 Tonnen Kiesel, vulgo
Streusplitt, und 3 174 Tonnen Salz – vor allem in der verdünnten Form von
Feuchtsalz eingesetzt. Nachdem man nicht einzelne Tage, sondern sinnvollerweise
nur Schneemengen vergleichen kann, gab es eine vergleichbare Situation dafür im
Winter 2000 auf 2001. An neun Schneetagen sind insgesamt
22 Zentimeter Schnee gefallen. Damals wurden 12 300 Tonnen
Streukiesel und 3 400 Tonnen Salz verwendet. Dies bedeutet bei mehr
Schneemengen 40 Prozent weniger Streukiesel, damit eine massive Schonung
der Wiener Atemluft und eine gleichzeitige, wenn auch geringfügige, Abnahme des
Salzeinsatzes. Es ist daher die Polemik der Volkspartei und der GRÜNEN von
Anfang Jänner, so nach dem Motto "Geschneit hat es. – Wählt Schwarz oder
Grün!", die jeder sachlichen Grundlage entbehrt, mit aller Deutlichkeit
zurückzuweisen! (Beifall bei der SPÖ.)
Im Übrigen haben sich im Umweltausschuss alle
Fraktionen dahingehend verständigt, dass nach Ende dieser Wintersaison, wenn es
also einen ganzheitlichen Überblick gibt, eine Evaluierung dieser neuen
Auftaumittelverordnung in der Form erfolgen wird, dass wir die MA 22
ersuchen werden, uns ein objektives kompetentes Bild über diese neue Regelung
und ihre Anwendungsmöglichkeiten zu liefern. Ich stehe nicht an, sollte noch
Nachjustierungsbedarf sein, werden wir sicherlich dialogbereit sein.
Letzter Satz: Der Naturschutzbericht 2002 auf
insgesamt 76 Seiten hat eine detailreiche kompetente Schilderung der Fauna
und Flora Wiens und damit ein durchaus zufriedenstellendes Bild der Wiener
Natur geliefert. Ich möchte den kompetenten Verfassern dieses Berichts, vor
allem Herrn SR Dipl Ing Ricica, seiner Mitarbeiterin Dr Ulrike Haslinger
und seinem Team für diese wirklich profunde, übersichtliche und eindrucksvolle
Arbeit herzlichst danken. Ebenso gebührt Dank und Anerkennung aber auch jenen
Abteilungen, die vorrangig für die Verwirklichung des Naturschutzgedankens in
Wien verantwortlich sind, die MA 42 – Stadtgartenamt, die MA 45 – Wasserbau
und – wie ich inoffiziell dazusage – Donauraummanagement und schlussendlich die
MA 49 mit dem Forstamt und dem Landwirtschaftsbetrieb. Ich möchte aber
auch all jenen Wienerinnen und Wienern – und das ist die überwältigende
Mehrheit der Bevölkerung dieser Stadt – für einen verantwortungsvollen,
schonenden Umgang mit der Wiener Natur meinen Respekt zollen.
Ich danke Ihnen herzlich für Ihre
Aufmerksamkeit und bitte Sie im Sinne des Naturschutzbeirats konsensual
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