Landtag,
19. Sitzung vom 29.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 48
Lebens- und Freizeitchancen aller Wienerinnen und Wiener durch eine aktive, offensive Naturschutzpolitik auch dauerhaft zu gewährleisten. Diese Gesinnung der Wiener SPÖ entspringt einer Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, also lange bevor die Grünbewegung in das selbstgewählte Kleid einer politischen Partei gezwängt wurde, wo die Sozialdemokratie die arbeitenden Menschen aus den grauen Häuserschluchten der Zinskasernen herausgeholt hat und unter dem bekannten Motto "Licht, Luft und Sonne" Zehntausenden moderne soziale Wohnungen in kommunalen Wohnhausanlagen mit Naturbaumbestand und mit grünen Innenhöfen zur Verfügung gestellt hat.
Daneben entstand eine befreundete Organisation, die
Naturfreunde, die sich von Beginn an – das ist schon 70 Jahre
zurückliegend – stets für die Erhaltung der Naturräume, für freie Begehbarkeit,
das Wegerecht in den österreichischen Wäldern und für die leider immer seltener
werdende Freihaltung der Seenufer eingesetzt hat. Ich denke, es ist eine
glückliche Fügung für unser Land, dass sich mit dem Nationalratspräsidenten Dr
Heinz Fischer ein aktiver Naturschützer um das Vertrauen des höchsten Amts in
der Republik bewirbt und damit die Wählerinnen und Wähler Österreichs am
25. April die Chance haben, den Präsidenten der Naturfreunde zum
Präsidenten aller Österreicherinnen und Österreicher zu machen, ein Angebot,
wovon ich überzeugt bin, dass diese Republik gerne Gebrauch machen wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Was sind nun die aktuellen Informationen, die diesen
schriftlichen Naturschutzbericht von seinen Vorgängerprodukten unterscheiden?
Es ist bereits vom Kollegen Maresch sehr breit in
seiner Wortmeldung thematisiert worden. Das Ökosoziale Forum Wien hat eine hochinteressante
Studie in Auftrag gegeben, um die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und
Natur auf der einen Seite und die durchaus möglichen Synergien zwischen
Wirtschaft, Umwelt, Arbeit und Soziales auf der anderen Seite zu ergründen und
festzuschreiben. Der Bericht dazu, "Zukunftsfähiges Wien –
Richtungssicherheit durch Werteorientierung" liegt nunmehr vor und kann
als mögliche Handlungsanleitung zur Umsetzung eines umfassenden ökologischen
Transformationsmodells verstanden werden. Es ist kein Zufall, dass die Existenz
des Ökosozialen Forums in Wien ausschließlich durch die jährliche Subvention
von 60 000 EUR der Stadt Wien die finanzielle Abdeckung findet. Die
Tatsache – das wurde schon erwähnt –, dass der ehemalige ÖVP–Obmann und Vizekanzler
Dr Josef Riegler nach wie vor Mentor und bestimmende Persönlichkeit des
Ökosozialen Forums Österreich ist, hat darauf keinen Einfluss und die positive
Einstellung der Sozialdemokratie zu dieser Institution ist absolut nicht
veränderbar. Weil es um Zukunftssicherung und Nachhaltigkeit geht, kennt die
Sozialdemokratie keine engen parteipolitischen Schranken, eine Haltung, die bei
der derzeitigen schwarz-blauen Bundesregierung nur des Öfteren vermisst werden
muss.
Zum Abänderungsantrag der GRÜNEN, die diese Studie
nicht zur Kenntnis nehmen wollen, muss ich sagen, das entbehrt eigentlich jeder
sachlichen Grundlage, denn die taxative Aufzählung einer ganzen Reihe von
Projekten und Grundlagenforschungen – dieser Bericht des Ökosozialen Forums ist
ein solcher – ist ohne jede rechtsverbindliche Aussage für den Wiener Landtag
und Gemeinderat. Es ist einfach ein Leistungsnachweis, dass im Jahr 2002
jede Menge von Projekten entriert und teilweise auch schon abgeschlossen
wurden. Ich kann daher dem Abänderungsantrag der GRÜNEN nicht nähertreten und
empfehle die Ablehnung.
Dem Auftrag der StRin Dipl Ing Isabella Kossina
folgend, hat die MA 22 ein modernes Bodenschutzgesetz in Vorbereitung.
Diese Vorbereitung, Kollege Klucsarits, ist schon sehr weit fortgeschritten.
Ich gehe davon aus, dass wir im ersten Halbjahr 2004 dieses
Bodenschutzgesetz im Umweltausschuss und nachfolgend im Landtag in
Gesetzeskraft bringen können. Es wird die Bereiche Recht, Bodenfunktionen,
qualitativen und quantitativen Bodenschutz und ein Monitoring, auch im
Zusammenwirken mit dem Bundesumweltamt, als wichtigste Eckdaten beinhalten. Ein
Zwischenbericht dieses wichtigen Projekts wurde übrigens im Naturschutzbeirat
vom 16. Juni 2003 mit großer Zustimmung und breiter Akzeptanz
aufgenommen.
Ein weiteres wesentliches Kapital des
Naturschutzberichts ist die Novelle des Nationalparkgesetzes und darauf
aufbauend die entsprechende Durchführungsbestimmung, nämlich die Novellierung
der Nationalparkverordnung. In Anlehnung an die Fauna-Flora-HABITAT-Richtlinie sowie
die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union wurden das Nationalparkgesetz
und seine Verordnung adaptiert.
Weitere nennenswerte Erneuerungen sind die
Verpflichtung Wiens, den Grundwasserkörper unter der Lobau als natürliche
Großreserve für das Wiener Trinkwasser zu erhalten und die Donau als
Schiffbarkeitsweg künftighin hoffentlich mit stärkerer Frequenz auch im Sinne
des Masterplans Verkehr sicherzustellen.
Apropos Nationalpark, und da muss
ich vorher einen Schluck Wasser nehmen (Abg
Christian Oxonitsch: Das passt auch zu dem Thema!): Der Abg Maresch stellte
heute in der Fragestunde des Landtags eine Anfrage an die Frau StRin
Dipl Ing Kossina, die im Gedankenaufbau bereits so unseriös ist, dass ich
sie nur zur Verdeutlichung kurz noch einmal vorlese: "In einer
Stellungnahme der MA 22 vom November des Vorjahrs zur vorliegenden
Machbarkeitsstudie für die S1, Wiener Nordostumfahrung, Abschnitt 6,
Donaubrücke auf Höhe Lobau, heißt es: 'Die S1 beansprucht in Form einer Brücke
und anschließend als Rampe den Nationalpark in einer Gesamtlänge von
160 Metern und 7 Metern Breite. Derartige Maßnahmen in der
Naturschutzzone stellen eine wesentliche Beeinträchtigung dar, sodass eine
Bewilligung nicht möglich ist.'" – Soweit das Zitat aus einer Stellungnahme
der MA 22. Jetzt kommt die Frage des Kollegen Maresch: "Worin besteht
für Sie der Sinn des Nationalparks Donauauen, des einzigen Nationalparks auf
Wiener Stadtgebiet," – nicht rasend neu – "wenn ein
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