Landtag,
11. Sitzung vom 13.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 90
hat, nämlich am 25. Jänner dieses Jahres, die ÖVP klipp
und klar gesagt hat, sie lehnt das Ausländerwahlrecht in Wien und sie lehnt das
Wählen mit 16 ab. Argumentiert haben Sie das mit einem interessanten Punkt.
Sie, Herr Klubobmann Tschirf, haben damals in der Presseaussendung gesagt,
Jugendliche haben gar kein gesondertes Interesse, bereits mit 16 wählen zu
können, sie haben kein gesondertes politisches Interesse.
Da haben Sie Nein dazu gesagt. Es war ein klares Nein
zu zwei Vorhaben, die wir uns vorgenommen haben und die wir heute umsetzen. Und
wir sind stolz darauf, sie heute umzusetzen, meine Damen und Herren. (Beifall
bei der SPÖ.)
Und wenn hier heute gesagt wird, beim Ausländerwahlrecht
wäre man ja auch irgendwie dafür, aber das von diesen Zwei-Klassen-Bezirksräten
und dass es da möglicherweise eine unterschiedliche Behandlung im Bereich des
Bezirksvorstehers gibt, das hätten Sie nicht gewusst, so erinnere ich daran:
Auch dazu haben Sie bereits am 21. Juli und davor eine Presseaussendung
gemacht, dass Sie den Entwurf ablehnen. Also, wenn man den Zeitraum von Juli
bis Dezember als drüberfahren bezeichnet, dann richtet sich das, glaube ich,
von selbst, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Es soll auch ganz klar daran erinnert werden, dass
schon zu einem frühen Zeitpunkt, nämlich im August, die Österreichische
Volkspartei angekündigt hat: Ganz egal, was drinnen steht, wir werden dieses
Zuwandererwahlrecht auf Wiener Ebene mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln
bekämpfen. Das haben Sie auch schon im August gesagt. Also, es jetzt so
darzustellen, als ob man nur noch ein bisschen darüber reden hätte müssen, und
eigentlich sind Sie eh dafür, das stimmt einfach nicht und ist nachweisbar.
Jeder kann es auch in der APA nachlesen, meine Damen und Herren.
Und es zeigt sich leider Gottes auch eines: dass die
Wiener Volkspartei hier einen sehr, sehr konservativen Kurs eingeschlagen hat
in der letzten Zeit. Ich erinnere daran, dass es im Burgenland bereits Wahlen
gegeben hat mit Wählen mit 16, dass dieses Wahlrecht, das Wählen mit 16
vorsieht, auch eine Forderung der Volkspartei im Burgenland war.
Und da Sie es jetzt gerade so dargestellt haben, als
würde ein Jugendlicher plötzlich in eine Identitätskrise kommen, wenn er die
Gemeinderatswahlordnung liest, weil da drinnen "Männer" und
"Frauen" steht, dann zitiere ich aus der Zeitung der ÖVP im
Burgenland - die ist Ihnen wahrscheinlich nicht so fern stehend, aber ich weiß
nicht, vielleicht gibt es eine Abspaltung in diesem Bereich -: "Die
Grenzen zwischen Erwachsensein, Jugend und Kindheit verschwimmen immer
mehr" steht da drinnen. "Vor kurzem wurde die Volljährigkeit herabgesetzt.
Mit 17 kann man den Führerschein machen."
Ich komme nun zum Schluss dieses Artikels, der vielleicht
hilfreich ist für die Wiener Volkspartei, damit sie sich endlich einmal zu
einer wirklich klaren Linie durchringt, denn ich kann mich an die Diskussionen
im Unterausschuss erinnern. Da ist immer gesagt worden: Ganz genau wissen wir
es noch nicht, wie wir uns dazu verhalten werden. Zum Schluss sagt die
Volkspartei im Burgendland - und ich glaube, auch die Kolleginnen und Kollegen
in der Steiermark werden sicherlich ähnliche Artikel veröffentlicht haben -:
"Mit 16 hat man durchaus Überblick, was in der eigenen Gemeinde passiert
und wem man das politische Vertrauen gibt." - Ich glaube, heute können
sich die 16-Jährigen in Wien ein Bild davon machen, wem man das politische
Vertrauen in dieser Frage letztendlich geben kann, wenn es um mehr
Mitbestimmung geht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Zu dem von Ihnen angeführten Argument, die Politik
interessiert die Jugendlichen nicht: Die Zahlen - Sie kennen sie - sprechen für
sich. Im Burgenland gab es 85 Prozent Wahlbeteiligung der 16-Jährigen. Die
Jugendlichen haben sich damit durchaus im Schnitt des Landes aktiv an dieser
Wahl beteiligt, sie haben sich eingebracht.
Und wenn Sie hier auf der einen Seite die Gefahr des
Wahlkampfs an den Schulen ansprechen - dafür gibt es klare rechtliche
Grundlagen - und auf der anderen Seite mir nicht bekannte Briefe zitieren, dann
möchte ich Ihnen schon auch vielleicht die Diskussion im Salzburger Landtag vor
Augen führen, wo in Volksschulen Schüssel-Euro-Umrechner verteilt worden sind -
in Volksschulen! Im Salzburger Landtag ist das eindeutig diskutiert worden.
Also, wer hier den Wahlkampf mit welchen Methoden an die Schulen trägt, ist,
glaube ich, auch nachweisbar, meine Damen und Herren. (Hört!-Hört!-Rufe bei
der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Die Weiterentwicklung von
Bürgerrechten, die Weiterentwicklung von demokratischen Rechten war für uns
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten tatsächlich in unserer langen Geschichte
immer ein Kernthema des politischen Bemühens. Es waren die Sozialdemokraten,
die das freie, geheime und gleiche Wahlrecht eingeführt haben, es waren
Sozialdemokraten, die sich auch im Wirtschaftsleben für Maßnahmen zur
Durchflutung mit demokratischen Einrichtungen eingesetzt haben und die dafür
gekämpft haben, es waren Sozialdemokraten, die die Demokratie in dieser
Republik vielfach auch mit ihrem Leben verteidigt haben und die entscheidend an
der Wiedererrichtung der Demokratie in Österreich beteiligt waren, und es waren
auch die Sozialdemokraten unter Bruno Kreisky, die die Durchflutung aller
Lebensbereiche mit Demokratie aktiv angegangen sind. Und jetzt setzen wir einen
nächsten Schritt.
Wir haben als Sozialdemokratische Fraktion auch hier
im vergangenen Frühjahr einen ersten wichtigen Schritt zur demokratischen
Weiterentwicklung gesetzt, indem wir das Minderheitsrecht auf zusätzliche
Kontrollmöglichkeiten in der Stadt eingeführt haben, das Recht zur Einsetzung
von Untersuchungskommissionen und -ausschüssen, das Recht auf zusätzliche
Prüfmöglichkeiten (Abg Dr Matthias Tschirf: Das ist in der Koalition mit uns
gewesen!), und wir gehen jetzt mit diesem Demokratiepaket einen weiteren
Schritt.
Es stimmt, wir haben das gemeinsam umgesetzt in
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