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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 24.05.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 146

 

das PISA für Zehnjährige, wo auch sehr deutlich hervorgeht, dass Kinder mit anderer Umgangssprache deutliche Rückstände zu denen mit Deutsch als Umgangssprache aufweisen. Deswegen müssen wir es schaffen, dass Kinder schon im Kindergarten die Sprache erlernen.

 

Wenn wir uns jetzt überlegen, was kann man denn machen in diesem Bereich: Wir haben schon viele Anträge dazu gestellt, haben letzte Woche noch ein Maßnahmenpaket dazu vorgestellt, das wir heute auch als Antrag einbringen werden, mit sieben konkreten Punkten, die hier in der Stadt angegangen werden könnten, damit wir eine effektive Deutschförderung im Kindergarten hinbekommen. Bei dem Zustand, der jetzt herrscht, wo Kinder aus dem Kindergarten herauskommen und nicht Deutsch können und deswegen keine Chancen am Arbeitsmarkt haben, die Jugendarbeitslosigkeit explodiert in Wien, glaube ich, braucht es diese Maßnahmen. Das sind auf der einen Seite Sachen, die wir schon häufig gefordert haben, kleinere Gruppen, da geht’s auch darum, dass das Personal ausreichend Deutsch kann, auf C1-Niveau, wo wir aus vielen Anfragebeantwortungen auch wissen, dass das derzeit nicht der Fall ist. Da geht’s genauso auch darum, dass es Sprachförderausbildungen für alle Pädagoginnen und Pädagogen im Kindergarten braucht, wo der Bund schon die Ausbildung verbessert hat, aber natürlich auch bei den bestehenden Pädagoginnen und Pädagogen noch Ausbaupotenzial ist.

 

Aber es gibt drei Maßnahmen, die neu sind, und ich möchte die hier auch noch einmal vorstellen, da ich glaube, dass es wichtig ist, hier auch einmal wachzurütteln, was es bräuchte. Wir sind der Meinung, dass ein Kindergarten für Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können, ab drei Jahren verpflichtend sein sollte. Ich habe vorher schon TIMSS genannt, weil das, glaube ich, eine der besten Erhebungen in dem Bereich ist, wo wir ganz klar sehen, dass Kinder, die 3 Jahre im Kindergarten waren, 34 Punkte vor denen sind, die nur 1 Jahr im Kindergarten waren. Wenn man das jetzt umrechnet - und nicht nur in die TIMSS-Punkte, die vielleicht wenig aussagen -, sind das eineinhalb Jahre Rückstand für Kinder, die kürzer im Kindergarten waren. Oder, um es positiv zu formulieren, wenn man drei Jahre im Kindergarten war, ist man eineinhalb Jahre voraus im Bildungsbereich. Warum jetzt genau für die Gruppe, die nicht ausreichend Deutsch kann? Ganz einfach, ich habe es vorher schon gesagt, weil das die Gruppe ist, die die größten Rückstände hat. Und vielleicht auch hier statistische Größen in Wien: In den Kindergärten sind 60 Prozent der Kinder mit anderer Umgangssprache und bei denen müssen wir es schaffen, dass sie Chancen im späteren Leben haben und deswegen hier auch ganz klar frühere Kindergärten verdienen.

 

Jetzt heißt es aber auch, dass man feststellen muss, ob Kinder mit drei Jahren überhaupt Deutsch können oder nicht. Deswegen eine verpflichtende Sprachstandsfeststellung aller dreijährigen Kinder, das wäre für Wiener Verhältnisse neu. Es wird derzeit ja nur bei all jenen überprüft, die schon im Kindergarten sind, ist aber in Europa definitiv keine Neuigkeit, es gibt hier Dänemark, Norwegen, Luxemburg und England, die das schon derzeit in verschiedensten Ausführungen machen. Natürlich muss man das auch in Wien andenken, wo die Herausforderungen so groß sind.

 

Und das Dritte ist - und das haben wir vor allem beim Kindergartenfall Minibambini gemerkt -, dass zahlreiche Vereine in Wien betrieben werden, häufig von Zuwanderern, die hier ein Geschäftsmodell entdeckt haben, Kindergärten zu betreiben und Millionen an Steuergeld abzuschöpfen, fernab vom Bildungsbereich investieren. Im Fall Minibambini hat man ja gesehen, da sind Villen in Serbien gebaut worden, da hat man Einkaufszentren gebaut, mit Millionen an Geld, die vorgesehen gewesen wären, um Kindern eine bessere Chance im späteren Leben zu geben. Und ich kann Ihnen auch sagen, aus dem, was ich dann weiter an Recherche betrieben habe, mich mit vielen Pädagoginnen und Pädagogen getroffen habe, mit ehemaligen Leitungen von ähnlichen Fällen, dass es viele Standorte in Wien gibt, wo das der Fall ist. Und ich möchte auch ganz offen sagen, es überrascht mich dann auch nicht, wenn man den Konnex zieht, dass es leider viele Vereine gibt, die so hantieren und wo Kinder nicht ausreichend Deutsch lernen im Kindergarten, weil das Geld eben nicht hineinfließt.

 

Die Kontrollen der MA 10 und MA 11 haben im Fall Minibambini eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie in der Form nicht stattfinden oder nur sehr unzureichend. Ich möchte noch einmal in Erinnerung rufen, was bei Minibambini an Mängeln festgestellt worden ist: Es waren zerkratzte Sitzflächen, es waren Kinder, die ihre Butterbrote nicht selbst gestrichen haben, es war, dass Fluchtwege abgesperrt waren: Also, wenn das die Mängel sind, die auffallen, wenn Millionen an Steuergeld abgezwackt werden, fernab von Bildungschancen für die Kinder genutzt werden, dann, glaube ich, ist das aus unserer Sicht nicht richtig. Wir wollen, dass, wenn bei Kindern zu Schuleintritt festgestellt wird, dass sie nicht ausreichend Deutsch können und dabei im großen Ausmaß in Kindergärten waren, man natürlich auch die weitere Zusammenarbeit mit diesen Kindergärten überprüfen muss. Und aus unserer Sicht hat ein Kindergarten, der Kindern kein Deutsch beibringt, keine Förderungen verdient.

 

Deswegen hier in der Kurzform unsere sieben Maßnahmen im Kindergartenbereich für mehr Deutschförderung. Ich würde mich freuen, wenn wir da auch entsprechend Zustimmung finden in der Zukunft. Ich weiß, heute wird das nicht der Fall sein, wir werden aber weiterhin dafür lobbyieren, dass Kinder in Wien mehr Chancen haben und auch diese Stadt mehr Chancen in Zukunft hat. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist GRin Ngosso zu Wort gemeldet, ich erteile es ihr.

 

13.35.44

GRin Dr. Mireille Ngosso (SPÖ)|: Liebe Kollegen, Kolleginnen! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Nur kurz noch zu meinen Vorrednern. Ja, Spracherwerb ist wichtig für das Zusammenleben und auch für die Teilhabe an unserer Gesellschaft, und wir haben uns auch bewusst das Ziel gesetzt, die Sprachförderkräfte nochmals massiv aufzustocken. Aber Sie wissen ganz genau,

 

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