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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 41 von 97

 

es wieder ums Aufsperren geht, das eine oder andere Mal darauf hingewiesen wird, man muss schauen, dass sich etwas selbst erhält, et cetera. Na, selbstverständlich soll Geld nicht verschwendet werden, aber wir haben doch miterlebt, wie sehr uns Kunst und Kultur in den letzten Wochen und Monaten durchgehend gefehlt haben.

 

Jetzt öffnen - leider meist nur zur Hälfte - die Bühnen dieser Welt, nicht nur von Wien, von ganz Österreich und überall, wo aufgesperrt wird. Unlängst war ein Beitrag, glaube ich, in „Zeit im Bild“, dass der Broadway wieder eröffnet. Ja, auf der ganzen Welt freuen sich Menschen, dass sie wieder kulturelle Aktivitäten selber setzen und konsumieren können. Und darin gehören Menschen unterstützt, und das macht die Stadt Wien in vielerlei Hinsicht seit vielen Jahrzehnten.

 

Wie gesagt, ich habe es in meiner Budgetrede am Anfang dieser Legislaturperiode gesagt, das Einzige, was ich traurig finde, ist, dass, wenn wir schon plötzlich ein Defizit von 1,9 Milliarden EUR für dieses Jahr haben, warum wir dann nicht zusätzliche 50 Millionen in die Kultur hineinstecken, sondern 2. Gut, es ist das höchste Budget - inflationsbereinigt vielleicht nicht -, aber es wäre tatsächlich mehr möglich gewesen, und wir brauchen es ja.

 

Jeder von uns weiß es, ich sage das jetzt auch hier ganz offen: Ich stehe zu den Vorsichtsmaßnahmen auf Grund der Corona-Pandemie, vor allem solange noch nicht alle, die gerne geimpft werden möchten, auch geimpft sind. Reden wir darüber, wenn wirklich jeder Einzelne und jede Einzelne, die sich impfen lassen möchten, ihre Impftermine hinter sich gebracht haben und immunisiert werden. Ich glaube, dann können tatsächlich auch wirklich die nächsten großen Öffnungsschritte folgen. Und dann hoffen wir alle - und da bin ich überzeugt, das hoffen wir wirklich alle -, dass wir dann die Pandemie zumindest in Österreich hinter uns haben. Ich würde mir wünschen, dass es weltweit soweit ist. Das wird noch einige Zeit dauern, und dabei darf man dann auch nicht vergessen, dass es natürlich auch Nachwirkungen auf touristischer Ebene, et cetera hat. Solange wir Zahlen in Indien haben, die täglich an die 300.000 Fälle haben, Zahlen in Asien haben, wo plötzlich die Zahlen explodieren, und selbst in Ländern, wo geimpft wird, sich immer wieder nicht nur kleine Cluster, sondern deutliche und große Cluster bilden, ist es nicht vorbei.

 

Hoffen wir, dass das Impfen reicht und dass es genug Menschen gibt, die sich auch impfen lassen, dass es genug Menschen gibt, die auch geimpft werden können, sodass die Pandemie zumindest in Europa im Herbst überwunden wird. Weltweit, schätze ich, werden wir schon noch ein Jahr brauchen, aber dass wir das dann hinter uns lassen können.

 

Und genau in der Phase müssen wir unsere Kulturinstitutionen weiter stärken und weiter schützen. Und selbstverständlich müssen wir auch - und auch da würde ich mich freuen, wenn es gelingt, irgendwie noch zusätzliche Mittel zu lukrieren - damit weiter machen, wo wir begonnen haben: Kultur in den Außenbezirken - auch auf beiden Ebenen, auf der Ebene des Konsumierens und auf der Ebene freie Räume schaffen, Plätze schaffen, wo wir uns selbst in unterschiedlichster Art und Weise kulturell betätigen können. Die einen machen Musik, die anderen schreiben, die nächsten spielen Theater, das ist egal, es kann nicht genug geben.

 

Es kann meines Erachtens auch nicht eine falsche oder eine richtige Kultur geben. Was wir gemeinsam schaffen und machen können, ist, über die Kultur das gesellschaftliche Zusammenleben zu stärken. Die Auseinandersetzung mit Themen, die oft sperrig sind, ist durch kulturelle Aufbereitung manchmal ganz einfach. Und einen Punkt - den Satz wiederhole ich auch gerne - sollte man auch nicht vergessen: Kultur kann auch einfach nur gefallen! Man darf auch irgendwo hingehen und sich irgendetwas anschauen, ohne viel nachdenken zu müssen und sich zu denken, das ist lustig, das ist schön, das erfreut mich, das rührt mich zu Tränen, warum auch immer. Auch das ist Kultur, auch das ist manchmal Kunst, und auch dafür sollten wir in Wien jedenfalls schauen, ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.

 

Das leitet mich zu den Vierjahresverträgen im Theaterbereich und zu anderen Förderschienen über, die es in Wien gibt. Ich glaube, es braucht sie alle, es braucht das Diverse in der Kultur, die langfristigen Förderungen, die mittelfristigen Förderungen und auch diejenigen Förderungen, was immer ein Ziel zum Beispiel von SHIFT war, wo es immer wieder darum geht, Neues, Neuartiges, Interdisziplinäres, Crossover einzufordern und zu fördern. Deshalb halte ich es für richtig und für gescheit, dass es die Vierjahresförderungen gibt. Ich halte es für richtig und für gescheit, dass es die Zweijahresförderungen gibt, die Projektförderungen und viele, viele andere, und ja, wir könnten das ceterum censeo für all diese Bereiche sagen.

 

Dann kommen auch noch die Musikschulen dazu, die in Wirklichkeit noch nicht oder nie im Kulturbereich angesiedelt waren. Selbstverständlich ist die musikalische Ausbildung aber für alle, die sie wollen, so gut es geht und kostengünstig sicherzustellen. Das würde uns total freuen, und daran arbeiten wir auf unterschiedlichsten Ebenen. Es geht auch darum, möglichst viele Menschen dafür zu begeistern. Jeder, der mit Freude einmal nur ein Instrument gespielt hat ... Jetzt sage ich bewusst gespielt und nicht gelernt hat, denn es gibt viele Menschen, die gar nicht nach Perfektion streben, sondern die danach streben, spielen zu können. Nicht jeder will ein virtuoser Gitarrist, Pianist, et cetera werden, aber viele Menschen begleiten sich gerne selbst, wenn sie Musik machen. Das gilt für viele andere Kulturbereiche, aber bleiben wir bei der Musik: Das zu ermöglichen und noch viel mehr Menschen als bisher zu begeistern, glaube ich, liegt auch selbstverständlich nicht nur im Interesse des Einzelnen, sondern auch im Interesse unserer Gesellschaft.

 

Und in diesem Sinne mein Ceterum Censeo: Geben wir einfach mehr Geld für die Kultur, das kann uns allen miteinander nicht schaden. Danke sehr.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Eppinger. Ich erteile ihm das Wort.

 

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