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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 01.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 44 von 96

 

re 5 Prozent für Sporteinrichtungen in diesem Bereich. Es werden also 22 Prozent der Nutzungen des Areals dort dem Sport zur Verfügung stehen.

 

Als ich vor vielen Jahren das erste Mal in New York war, habe ich mir gedacht, da musst du zum Rockefeller Center fahren, dieser Eislaufplatz vor dem Rockefeller Center sind so tolle Bilder. Als ich dann dort war, habe ich gesehen, dass es nicht viel größer als unser Gemeinderatssitzungssaal ist, nur damit wir wissen, was das für eine Fläche ist. Es ist minimal, da haben wir mit unserem Eislaufverein mit knapp 6.000 m² einen ungleich größeren Eislaufplatz, und auch mit dem Eislaufplatz am Rathausplatz haben wir einen deutlich größeren Platz. Wir machen hier also wahnsinnig viel für Sport.

 

Wir machen Neues für Kunst und Kultur. Nicht nur, dass es dort mit dem Konzerthaus, der mdw und dem Akademietheater wichtige Kultureinrichtungen gibt, wird es auch weitere 6 Prozent Nutzungen geben, die neu für Kunstcluster-Einrichtungen, Kunstateliers, für Einrichtungen zwischen der mdw und dem Konzerthaus geschaffen werden. (GR Mag. Wolfgang Jung: Wer wird das bezahlen?) Das wird übrigens alles baumäßig vom Investor finanziert, nur weil wir darüber reden. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ja, den Bau! Aber den Betrieb?) Na ja gut, unter uns gesagt, ob die mdw am Rennweg eine Einrichtung macht oder im Bereich vom Eislaufverein-Heumarkt, ist noch immer die Entscheidung der mdw, und genauso gut die Entscheidung des Konzerthauses. Aber es werden jedenfalls dort Kultureinrichtungen neu geschaffen.

 

Es muss auch einmal deutlich gesagt werden, diese vielen öffentlichen Nutzungen passieren auf einem Grundstück von einem Privatinvestor, der insgesamt in diese Stadt 300 Millionen EUR investiert, so viele öffentliche Einrichtungen mitermöglicht, die in diesem sehr dicken städtebaulichen Vertrag zusammengefasst worden sind. Insgesamt werden dadurch 400 Arbeitsplätze geschaffen und gesichert.

 

Es gibt also wahnsinnig viel öffentlichen Nutzen. Weil Sie jetzt immer sagen, da geht es nur um diese Gewinnsucht des Investors, der will spekulieren und hat extrem viele Luxuswohnungen. - Wir haben heute schon gehört, 9 Prozent des gesamten Areals sind Wohnungen und davon sind bestenfalls 5 Prozent so etwas wie Luxuswohnungen. Unter uns gesagt: Wenn wir schon wollen, dass ein privater Investor so viel für die öffentliche Hand macht, dann muss man ihm doch zumindest ermöglichen, dass er das finanzieren kann. Ich glaube, Gewinn wird da nicht viel über bleiben, das ist aber nicht meine Sorge, wir müssen aber zumindest anerkennen, dass da wahnsinnig viel von einem Privaten für die öffentliche Hand gemacht wird.

 

Wenn der Investor dann irgendetwas zum Verwerten haben will, dann kann er dort leider nur nach oben bauen, denn nach unten geht es nicht, weil drunter der Wienfluss und die U-Bahn sind. Man könnte also sagen, bau alles runter, so wie wir es beim MuseumsQuartier einmal gemacht haben, da haben wir halt diese Höhen dann nach unten gebaut, was übrigens für das Museum Modernder Kunst noch immer eine Katastrophe ist, aber es ist halt so passiert. Aber da können wir gar nicht unterirdisch bauen, daher müssen wir so bauen, wie es jetzt ist.

 

Weil immer wieder gesagt wird, das sei mit dem Weltkulturerbe nicht vereinbar. - Das stimmt absolut nicht, denn wenn man sich anschaut, gab es im Jahr 2001 drei Kriterien, die dafür verantwortlich waren, dass wir das Weltkulturerbe bekommen haben. Ich habe es mir oft durchgelesen, es ist eh schon hier zitiert worden, daher muss ich nicht alles zitieren, aber es geht im Großen und Ganzen darum, dass Wien, was Städtebau und Architektur betrifft, im Wandel des letzten Jahrtausends dargestellt wird, und dieser Wandel hat sich 1.000 Jahre lang immer wieder auch durch Neubauten manifestiert.

 

Wenn wir 1850 schon Weltkulturerbe gewesen wären, und die UNESCO uns gesagt hätte, was wir machen dürfen oder nicht (GR Mag. Manfred Juraczka: Sag es bitte nicht!), dann würde es zum Beispiel heute keine Ringstraße geben (GR Mag. Manfred Juraczka: Nein!), und all diese großartigen Prunkbauten, auf die wir jetzt so stolz sind, hätte es damals nicht gegeben, wenn es nicht Entwicklung gegeben hätte. Genauso hat es in anderen Bereichen Entwicklung gegeben, ich nenne jetzt nur den Wirbel um das Looshaus am Michaelerplatz und was auch immer. Es wird also immer Entwicklung geben, und ein Teil des Kriteriums, warum wir 2001 Weltkulturerbe geworden sind, ist eben, dass es einen Wandel gibt.

 

Ein weiteres Kriterium war die Aussage, dass Wien seit dem 16. Jahrhundert die musikalische Hauptstadt Europas ist. Das ist richtig, daran arbeiten wir, und gerade durch dieses Projekt arbeiten wir an dem Ausbau unserer absoluten Stärke als Musikhauptstadt Europas.

 

Hier ist immer wieder viel Falsches zitiert worden, es gibt keine einzige Aussage in diesem Vertrag, wo drinnensteht, dass die Bebauung nur 43 m hoch sein darf. Es steht nirgendwo drinnen, dass der Canaletto-Blick erhalten bleiben muss, sondern das sind alles Dinge, die uns Denkmalschützer absichtlich oder unabsichtlich dauernd erzählen, sodass es mittlerweile auch schon die Opposition glaubt. (GR Mag. Wolfgang Jung: Aber entscheiden tut schon die UNESCO!) Im Großen und Ganzen steht das aber im Vertragswerk nirgends drinnen, und ehrlich gesagt, niemand von uns würde gerne in Wien leben, als Canaletto diesen Blick gemalt hat. Das war damals eine Stadt, in der man heute nicht leben möchte. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Es ist über dieses Thema viel diskutiert worden. Worüber noch viel zu wenig diskutiert worden ist, ist, wer eigentlich ICOMOS ist. Jeder sagt, ICOMOS hat gesagt - aber ICOMOS ist ein privater Verein, eine NGO, besteht hauptsächlich aus - wurde mir gesagt, denn es ist ja nicht so bekannt, wer das ist - pensionierten Denkmalschützern, die halt da ihre Meinung kundgeben. Nur: Die müssen sich keiner Diskussion stellen, nicht hier im Gemeinderat, nicht in der Öffentlichkeit, bei keiner Bürgerversammlung, die sitzen irgendwo, es weiß übrigens auch niemand, wo die sitzen, wahrscheinlich in Paris, und die sagen uns, was möglich ist und was nicht möglich ist, ohne sich jeglicher öffentlichen Diskussion und

 

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