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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 25.06.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 81

 

Bühnen, über 300 Museen, wir haben 80 Festivals in dieser Stadt. Wir haben jeden Abend 70 000 Sitzplätze in dieser Stadt. Das sind die Rahmenbedingungen für das kulturelle Leben in Wien. Millionen von Touristen und Touristinnen besuchen jedes Jahr diese Stadt. Da können Sie jetzt sagen, das ist nichts Besonderes, denn die Leute besuchen alle Städte. Das, was ganz besonders ist, ist, dass die Menschen Wien immer wieder besuchen. Es ist also nicht so wie in anderen Metropolen, die man sich einmal anschaut und sagt, gut, die habe ich gesehen, das nächste Mal mache ich etwas anderes, sondern die Menschen kommen wegen der Vielfalt unserer kulturellen Angebote immer wieder nach Wien. Und zwei Drittel aller Touristen und Touristinnen geben an, wegen der Kunst und Kultur nach Wien zu kommen. Das heißt, Kunst und Kultur sind ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Kunst und Kultur schaffen Arbeitsplätze. Das ist der Nutzen für Wien, für die Stadt, für uns alle.

 

Was bedeuten Kunst und Kultur aber für den einzelnen Menschen, was bringen sie dem Einzelnen? Kultur ist sinnstiftend und Kultur ist lebensbereichernd, Kultur verbindet die Menschen, Kultur steht für Gemeinschaftserlebnis, Kultur wendet sich an alle Menschen und bezieht alle mit ein, ob aktiv oder passiv. Das heißt, Kunst und Kultur lassen niemanden unberührt. Genau aus diesen Gründen bekennen wir uns, bekennt sich die Stadt Wien zur öffentlichen Kulturförderung, und 90 Prozent aller Wienerinnen und Wiener sind sehr zufrieden mit den Angeboten, die die Stadt bietet.

 

Ich möchte auf zwei Bereiche eingehen, weil es den Zeitrahmen sprengen würde, alle zu erwähnen, und heute auch schon sehr, sehr viel gesagt wurde. Ich möchte auf die Theaterlandschaft eingehen und auf die Museen. Ich beschränke mich hier ausdrücklich auf die Wiener Theater und auf die Wiener Museen, um hier nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

 

Wien widmet sich laufend dem Ausbau der Wiener Theaterlandschaft. Während in anderen Städten Theater zugesperrt werden müssen, haben wir in Wien zehn neue Spielorte. Wir haben das Budget für das freie Theater um 60 Prozent erhöht. Die Wiener Kammeroper, heute auch schon erwähnt, konnte sich neu positionieren und beheimatet das junge Ensemble des Theaters an der Wien. Der Hundsturm, der bis jetzt Probebühne des Volkstheaters war, wird neu bespielt. Die Festwochen haben eine neue Leitung, und Wien unterstützt auch die Sanierung der Kammerspiele, um nur ein paar neue Dinge anzuführen.

 

Und jetzt zum Thema Museum. Die Wiener Museen sind in, sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit, das zeigen die steigenden BesucherInnenzahlen. 2012 haben 411 170 Kunstinteressierte die Museen besucht, das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 2,1 Prozent. Und vor allem das Haupthaus am Karlsplatz, und jetzt sei es erstmals erwähnt, hatte einen Besucherrekordwert.

 

Wiener Museen erfreuen sich also größter Beliebtheit, sowohl bei den Touristinnen und Touristen, aber auch bei den Wienerinnen und Wienern. Es gibt da ganz genaue Statistiken, wo die Menschen, die ins Museum gehen, herkommen, schauen Sie sich das an, das ist sehr, sehr interessant. Die Wiener Museen erfreuen sich größter Beliebtheit, und deshalb ist es unumgänglich, sinnvoll und zweckmäßig, in neue Projekte zu investieren. Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang das neue Depot in Himberg für das Wien Museum, aber vor allem auch das neue Zukunftsprojekt Wien Museum Neu, ein Museum, in dem sich alle Wienerinnen und Wiener wiederfinden sollen.

 

Wien soll ein neues, zeitgemäßes Universalmuseum bekommen, dort sollen die Geschichte dieser Stadt – und ich sage das jetzt ganz absichtlich, weil die Standortfrage ist eine wichtige Frage, das ist außer Zweifel, aber es geht nicht nur um den Standort – auf spannende Art und Weise vermittelt, aber auch aktuelle Themen aufgegriffen und Zeitgeschichte umfassend und spannend dargestellt werden. Hinter diesem Projekt stehen alle Fraktionen, wir sind uns da alle einig, was einmal mehr zeigt, dass Kultur verbindet. Bis 2015 soll das Projekt Wien Museum Neu vorangetrieben werden, dabei sollen auch – und das ist auch wichtig und das wurde heute auch noch nicht gesagt – die Interessen der Wienerinnen und Wiener berücksichtigt werden und in dieses Projekt auch einfließen.

 

Noch etwas zum Standort: Lieber Gerald Ebinger, du hast gesagt, der Karlsplatz ist eine Wüste. Dem stimme ich so nicht zu. Wenn wir zehn Jahre zurückgehen, dann gebe ich dir recht, vor zehn Jahren war der Karlsplatz verkehrsdominiert, ein Drogenumschlagplatz und wahrlich nicht das, was er heute ist. Ich finde, dass der Karlsplatz durch die Kulturpolitik dieser Stadt und durch unseren Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny wirklich einen neuen Aufwind bekommen hat. Ich möchte dafür nur einige Beispiele anführen: „Kino unter Sternen“ – jetzt, wenn es endlich nicht mehr regnet und wieder warm wird –, das Popfest, das Stadtkino, das jetzt an den Karlsplatz umsiedelt, oder auch das großartige Kunstwerk von Ernst Caramelle, das jetzt gerade in der Karlsplatzpassage entsteht. Der Karlsplatz ist also ein Kunstplatz, und das Fehlen des Wien Museums auf diesem Platz würde eine große Lücke hinterlassen, es würde eines anstrengenden Projektes bedürfen, um sich die Nachnutzung dort zu überlegen. Wir alle – das habe ich aus den heutigen Redebeiträgen herausgehört – haben unsere Präferenzen für den Standort des Wien Museum Neu. Ich muss sagen, nachdem dieses Wien Museum Neu auch vom Bau der erste Kulturbau des 21. Jahrhunderts werden wird, ist es okay, wenn man sich länger Zeit nimmt, um den geeigneten Standort zu finden. Solange mein bevorzugter herauskommt, bin ich damit vollkommen zufrieden.

 

Es gibt noch einiges zu tun, denn es ist ja nicht nur mit dem Finden des Standortes getan. Es muss, nachdem alle Prüfungen vorgenommen worden sind, die Entscheidung fallen, es muss ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden, es muss ein künstlerischer Leiter, eine künstlerische Leiterin ausgeschrieben und auch gefunden werden, es muss ein Raum- und Funktionsprogramm entwickelt werden. Viel Arbeit, ein großes Vorhaben mit dem Ziel, einen neuen

 

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