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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 25.06.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 65 von 81

 

diesem Bereich dringend einer Überarbeitung bedarf. Wir haben unterschiedliche Besucherzahlen auch jetzt schon: eine viertel Million – der Christian Kircher wird mir das bestätigen – in der Karlskirche, 150 000 im Wien Museum, hat der Architekt damals gesagt. Das Wien Museum ist zugeklebt von diesem hässlichen Winterthur-Gebäude – es ist ja ein frei stehender Pavillon geplant gewesen –, zugeklebt von Hecken und Grünpflanzen. Nichts gegen Grünpflanzen, aber in diesem Fall kann der Bau ja nur wirken, wenn er frei steht.

 

Meines Erachtens lebt der Karlsplatz als Platz nicht in diesem Bereich, und es kann nur ein Ziel sein, diesen Platz zu einem lebendigen Stadtplatz zu machen. Deswegen muss man den ganzen Karlsplatz im Auge behalten. Das geht so nicht. Ich habe sogar schon einen radikalen Vorschlag gehört vom Herrn Mauthe, dass man überhaupt die Ringstraße dort untertunnelt und dort einen großen Veranstaltungsplatz macht. Warum nicht? Ich bin für alle radikalen Vorschläge! Auch wenn wir dann im Endeffekt dagegen sein sollten aus irgendwelchen Gründen, aber es ist mir lieber, ich kann irgendwo dagegen sein, als es kommt keine Entscheidung. (Heiterkeit und Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

 

Dann ist diese Diskussion gewesen zum Quartier Belvedere. Die habe ich mir oben im „Panorama“ angehört und habe mich auch zu Wort gemeldet. Ich meine, die Frau Husslein ist eine sehr erfolgreiche Museumsdirektorin – das wird vielleicht jetzt die SPÖ nicht so freuen, aber mit 1,2 Millionen Besuchern kann man sie nur als erfolgreich bezeichnen –, aber wenn man dann von einer Achse Schwarzenbergplatz-Belvedere-Hauptbahnhof redet, dann frage ich mich: Für wen soll das eine Achse sein? Für Susanne Bluma und mich, für uns vielleicht, weil wir auch Läufer sind? Einmal Oberes Belvedere, einmal Unteres Belvedere, eine Runde ist eineinviertel Kilometer. Jeder, der Museumsbesucher ist, wird unten stehen und sich denken: Nein, das schaue ich mir jetzt nicht mehr an, denn da muss ich eine viertel oder eine halbe Stunde hinaufhatschen. Also von einer Achse würde ich hier nicht reden. Außerdem kann ich eine Achse ja nicht so bilden, dass ich eine andere Achse, nämlich die am Karlsplatz, vielleicht zerstöre.

 

Meine größte Sorge ist, wenn es so sein sollte – und es sind ja jetzt Experten der Baudirektion auch planerisch befasst und dabei, sich mit der ganzen Problematik Karlsplatz zu beschäftigen –, wenn es so sein sollte, dass das Museum doch nicht am Karlsplatz bleibt, dann ist meine größte Befürchtung: Was passiert dann mit dem Haerdtl-Bau? Da muss auch umgehend etwas passieren, denn wenn wir uns das anschauen, haben wir unten im Keller Senkungsrisse, da ist Sanierungsbedarf gegeben, auf der Ringstraßenseite ist alles eingerüstet. (Zwischenruf von Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny.) An der Zweierlinie. Entschuldigung! Danke für die konstruktive Kritik, Herr Stadtrat. Also es ist eingerüstet. Es muss was passieren, und wenn die dort ausziehen sollten, könnte ich jetzt schon schwören, das bleibt jahrelang leer. Außerdem muss man erst wieder 50 Millionen oder so in die Hand nehmen, um das auf den neuesten Stand zu bringen. Also ich habe so im Hinterkopf, dass das ein Schicksal wie bei den Sofiensälen wird, dass das dann irgendwann vielleicht einmal abbrennt, und dann wird irgendein Investor daraus Privatwohnungen oder Ähnliches machen. Solche Dinge stehen im Raum.

 

Und jetzt, ob es ihm passt oder nicht – aber jetzt ist er auch schon weg; also das ist lustig, beim Lobo habe nur zwei Grüne zugehört und bei mir jetzt praktisch nur mehr einer; ah, da ist er –, gut, du bist da Klaus, tut mir schrecklich leid, aber ich muss dich jetzt auch loben. (GR Mag Klaus Werner-Lobo: Mich?) Ja, wirklich, das möchte ich ganz ausdrücklich betonen. (GR Mag Klaus Werner-Lobo, sich von seinem Platz erhebend: Ich geh jetzt! – Er setzt sich aber doch wieder.) Über die Idee kann man diskutieren. Der Herr Spiegelfeld hat in einer Diskussion gesagt, er möchte gerne oben diesen Platz beim Hauptbahnhof beleben, auch mit Restaurants, mit Bars. Jetzt ist das schon einmal ein schwieriger Platz, weil er vom 10. Bezirk durch massive Schienenstränge abgeschnitten ist. Auf der einen Seite ist ein Park, dahinter ist das nicht massiv belebte Arsenal, davor ist der Gürtel. Dieses Eck zu beleben, wenn dort keine Wohnungen sind, wird kaum gehen, aber wenn ich es belebe, belebe ich es nicht mit dem Wien Museum, denn das sperrt um 18 Uhr oder so auch zu, und damit haben wir am Abend wieder die Rollläden herunten.

 

Also eine Musical-Halle oder eine Veranstaltungshalle oder eine Konzerthalle oder irgend so etwas anzudenken – es wird übrigens auch angedacht vom Erste Campus –, dort etwas zu machen, das so groß ist, damit sich, wie schon der Peter Weck gesagt hat, das Musical vielleicht auch selbstständig trägt, mit 2 500 Plätzen, sagen wir einmal, ist keine so schlechte Idee, lieber Ernst. Ich nehme an, du hast das nicht selber geschrieben, denn wenn wir von zeitgenössischer Architektur sprechen und sagen, wir wollen ein architektonisches Signal setzen, und ich muss dann von dir lesen, seelenlose Hallen, dann frage ich dich: Warum muss das eine seelenlose Halle sein? Dort kann ich alles hinbauen, alles, was wirklich architektonisch toll ist. Die Oper in Valencia von Calatrava haben wir uns angeschaut. Das ist ja auch keine seelenlose Halle, sondern das ist ein Monument zeitgenössischer Architektur. Also mit diesem Argument würde ich das nicht abschießen wollen.

 

Dann könnte man vielleicht das Ronacher zu einer Kleinkunstbühne machen. Kabarett füllt alles. Die Leute zahlen, damit sie die Kabarettisten sehen. Das wäre eine wunderbare Nutzung. Es gäbe schon Vorschläge, denn mit den Vereinigten Bühnen haben wir ja auch ein ungelöstes Problem, weil das Defizit immer größer wird. Ich weiß, die Frau Zechner hat keine Eigenproduktionen gemacht, nichts, was man verkaufen kann. Die letzte Produktion „Legally Blonde“ oder „Natürlich Blond“ haben wir alle gesehen, und die ist irgendwie unisono von uns allen nicht so als der Renner bezeichnet worden. Da sieht man schon, wir haben recht gehabt, es wird sich nicht so gut verkaufen.

 

Das heißt, das Problem wird größer, und wir müssen das Problem irgendwie in den Griff bekommen. Und da stellt sich schon die Frage, ob nicht eine Strukturände

 

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