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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 22.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 65 von 110

 

Ich war nicht sehr erfreut, das so vorzufinden, und ich denke mir, gerade wenn man das sehr kompakt an eine größere Gruppe von Personen übermittelt, die alle in einer Räumlichkeit – und das wird ja alle vier Klubs betreffen – zu finden sind, muss man dann wirklich an jeden Einzelnen einen Riesenkalender, in den man noch dazu nichts eintragen kann, sondern der nur der reinen Präsentation dient, extra in einem Luftpolsterkuvert – und so wird es viele andere Adressaten auch noch erreichen – schicken? Ich glaube, es ist nicht notwendig. Vielleicht könnte man da auch ansetzen. Es ist nur etwas ganz Kleines, betrifft aber natürlich auch die Sparsamkeit und den Umweltgedanken. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Nun komme ich zu unserem Ressort, und ich möchte mich im Besonderen auf das Thema Öffentlichkeitsarbeit konzentrieren. Es ist ja auch von meinen Vorrednern schon angesprochen worden, und ich denke, gerade in Zeiten wie diesen, wo alle den Gürtel enger schnallen müssen, muss man dort zurückstecken, wo es am leichtesten geht. Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren, nicht nur im Umweltressort, gerade im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sehr, sehr viel Geld, ja, fast kann man sagen, verprasst, ausgegeben zum Zwecke des sich selbst Berühmens, und nur ein ganz kleiner Teil dieser Öffentlichkeitsarbeit ist dort angekommen, wo er ankommen soll, nämlich zu informieren und eine positive Wirkung zu zeigen.

 

Was bedeutet das im Ressort Umwelt? – Es ist ja vieles in die Richtung Müll trennen, Müll vermeiden, Sauberkeit präsentiert worden. Wenn man sich dann aber diese einzelnen Kampagnen anschaut, dann ist es wirklich stark in Zweifel zu ziehen, dass eine doch teure Kampagne auf der anderen Seite die Wirkung zeigt, die sie zeigen soll. Das heißt, es ist anzunehmen, es geht einfach um den Spaß. Die Öffentlichkeitsarbeit im Ressort Umwelt muss vor allem eines sein, sie muss lustig sein. Das ist einmal das Wesentliche. Sie muss irgendwie originell sein, und was dahintersteht, ist eigentlich wurscht.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich frage Sie wirklich: Bei aller Wertschätzung des Winterdienstes, muss auf einem Schneepflug „Schneepflug" auf der Schaufel stehen? Sind die Leute zu blöd, zu erkennen, dass das ein Schneepflug ist? Wer kann mir erklären, welchen Sinn die Aufschrift „Schneepflug" auf der Schaufel eines Schneepfluges hat? Spiegelverkehrt geschrieben, dann ist es besonders lustig. Außerdem kann man es eh nicht lesen, weil der Schnee draufpickt.

 

Wir haben die neuen Schneepflüge – der Herr Kollege Hufnagl hat es angesprochen – mit neuer Technologie. Fein, freut uns, wir freuen uns ja alle, wenn der Winterdienst gut funktioniert. Das stellt ja niemand in Abrede. Jetzt steht auf der neuen Schneepflugschaufel „Doppelklinge" drauf. Ist das nicht lustig? Ich finde, das ist doch das Geld nicht wert, das dafür eingesetzt wird. Denn das kostet alles etwas. Jeder, der sich gerne oder auch, weil er es als Unternehmen muss, auf sein Auto irgendeine Aufschrift machen lässt, muss dafür bezahlen. Das kostet Geld, und ich sehe überhaupt nicht ein, dass man in solchen Zeiten, wo sparen angesagt ist, den Wienerinnen und Wienern das Geld aus der Tasche zieht, indem man auf einen Schneepflug draufschreibt, dass es ein Schneepflug ist.

 

Detto die Mistkübel. Jeder Mistkübel in Wien hat eine Banderole mit einer lustigen Aufschrift. „Den ganzen Tag geöffnet" et cetera, et cetera. Muss das bitte sein? Jeder Mensch weiß, dass ein Mistkübel ein Mistkübel ist. Der Dreck gehört dort hinein, und den, der ihn nicht dort hineinwirft, denn muss man halt fassen – Sie haben ja Ihre Waste-Watcher-Truppe, von der Sie sagen, dass die stets im Einsatz ist, dafür zu sorgen – und auch zur Verantwortung ziehen. Wir haben ja aufgelistet, welches Vergehen gegen diese öffentliche Ordnung in welcher Höhe geahndet wird.

 

Also ich sage, Frau Stadträtin, weder Mistkübel noch Schneepflüge müssen ein Etikett tragen, was sie sind. Es muss auch nicht draufstehen, wie witzig und originell sich jemand ausdenken kann, diese Dinge zu benamsen.

 

Ich komme zu den Schneekugeln. Die gute, liebe Schneekugel – alteingesessene Firma in meinem Bezirk – wird auch dazu verwendet, einmal mit einem Hundehauferl, dann wieder mit Mist drinnen – Bau keinen Mist! –, und soll dafür sorgen, dass die Stadt sauberer ist. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass kein einziges dieser Schneekugelplakate jemanden, der die Stadt aus Uninformiertheit, aus Ignoranz verschmutzt, dazu bringt, seinen Mist nicht im öffentlichen Raum abzuladen. Auch wieder daneben!

 

Oder die Kampagne „Oida, trenn!". 400 000 EUR war es Ihnen wert, mittels eine Raps die Leute zum besseren Mülltrennen anzuhalten. Sie haben es damit gezielt auf die Jugendlichen abgesehen. 400 000 EUR – „Oida, brenn!", kann man da nur sagen. Das stammt nicht von mir, ich möchte mich da auch nicht fremden Federn schmücken, aber das ist das Einzige, was man dazu sagen kann. Ich bin felsenfest davon überzeugt, das Mülltrennen wird durch diesen Rap und auch mit der Begleitkampagne mit Sicherheit nicht verbessert werden. Also auch hier sind diese 400 000 EUR – und das ist ja nicht nix – wirklich nicht gut eingesetzt.

 

Jetzt haben wir die neue Kampagne. „Du hast es in der Hand. Bau keinen Mist.", „Helle Birnen entsorgen richtig." Es sind einige Birnensorten und dazwischen eine Energiesparbirne – ich habe es jetzt im Kleinformat mit – auf dem Plakat drauf. Unten steht, sehr bleich geschrieben, dass kaputte Energiesparlampen Problemstoffe sind und entsprechend entsorgt gehören.

 

Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Natürlich ist ein gewisser Wortwitz drinnen, und wer es versteht, der lächelt darüber. Nur, genau das sind die Dinge, die ja nicht dort ankommen, wo sie ankommen sollen. Wo liegen denn die Defizite? Entweder in der Ignoranz oder in der Uninformiertheit. Das sind genau die Menschen, die sich um dieses Plakat mit Sicherheit überhaupt nicht scheren, denen dieses Plakat überhaupt nichts sagen wird. Aber wir haben wieder eine große Summe sozusagen in den Müll geworfen, weil es vielleicht für die, die es kreiert haben, für die, die diese Kampagne begleiten, durchaus gewinnbringend ist. Für

 

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