Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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außen hin den Anschein, dass es doch nicht so sein dürfte:
„In kaum einem anderen börsenotierten Unternehmen in Österreich ist so
der Wurm drinnen wie am Flughafen Wien. Die Schlammschlacht zwischen den großkoalitionär besetzten Managern nimmt immer skurrilere
Züge an. Nach dem VP-Trommelfeuer gegen SPÖ-Manager Herbert Kaufmann im
1. Quartal schlagen nun die Genossen zurück. Jüngster Höhepunkt ist eine
offiziell anonyme Strafanzeige gegen den VP-Politiker Ernst Gabmann.
Die politisch motivierten Hetzkampagnen in der börsenotierten Gesellschaft sind
mittlerweile fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Dafür, dass am Airport
weiter Schmutzwäsche gewaschen wird, garantiert der anstehende Wiener
Wahlkampf."
Zu meiner Frage, sehr geehrte Frau Vizebürgermeister. Es ist doch
entsetzlich, wenn in einem börsenotierten Unternehmen wie dem Flughafen Wien
politische Schlammschlachten ausgetragen werden. Was wird von Ihnen als
Vizebürgermeister, Finanzstadträtin, Eigentümervertreterin unternommen, um
diese politische Schlammschlacht zu beenden beziehungsweise um zu verhindern,
dass im Zuge des Wiener Wahlkampfes weitere Schmutzwäsche um den Airport
gewaschen wird.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeister.
VBgmin Mag Renate Brauner: Also zuerst
einmal, sehr geehrter Herr Gemeinderat, möchte ich mich doch in aller Form
dagegen verwehren, auch wenn Sie hier nur aus einer Zeitschrift zitiert haben,
dass der Sozialdemokratie – denn Sie haben den Begriff Genossen zitiert –
unterstellt wird, irgendwelche Anzeigen oder sonst irgendetwas gemacht zu
haben. Das ist absolut nicht richtig.
Sie sagen ja auch selbst, das ist ein anonymer Brief. Also ich könnte
jetzt genauso behaupten, der ist von der Freiheitlichen Partei, weil sie
irgendwie da ein bisschen einen Wickel hineinbringen will. Das tue ich nicht. (GR
Rudolf Stark: Ich habe nur zitiert, Frau Vizebürgermeister!) Ja, deswegen
habe ich ja korrekterweise immer wieder gesagt, Sie zitieren, und ich sage
jetzt, das ist offensichtlich ein anonymer Brief oder eine anonyme Anzeige. Ich
kenne das nicht. Genauso könnte ich jetzt sagen, das ist von den
Freiheitlichen, denn die wollen da hineinspalten. Das
tue ich aber nicht, denn das wäre genauso an den Haaren herbeigezogen. Anonym
heißt eben, man weiß nicht, wer es ist, und insofern, glaube ich, sollten wir
uns alle daran halten, dass wir es niemand anderem unterstellen. Was Sie nicht
getan haben, Sie haben nur zitiert. Ich sage es denen, die es geschrieben
haben.
Grundsätzlich bin ich Ihrer Ansicht, diese Auseinandersetzung, die es
hier gibt, ist ganz schädlich für das Unternehmen. Ich verurteile, dass es hier
diese Einmischungen gibt und dass es überhaupt eine parteipolitische Debatte
gibt. Das war, glaube ich, meiner vorherigen Antwort auch eindeutig zu entnehmen.
Ich halte das für ganz falsch. Ich glaube, der Flughafen muss zu dem zurück,
wie er ja jahrelang, um nicht zu sagen, jahrzehntelang war. Es wurde sachlich
gearbeitet für den Wirtschaftsstandort, im Besonderen für unsere
Wirtschaftsregion.
Und wenn Sie mich fragen, was ich tue, um zu verhindern, dass es diesen
parteipolitischen Einfluss gibt, kann ich Ihnen das gerne sagen, indem ich
diese Aufforderungen, die immer wieder an mich gerichtet werden, mich ins
operative Geschäft einzumischen, nicht Folge leiste. Denn dann würde ich genau
das machen, dass ich als Politikerin mich ins operative Geschäft einmische, und
das hat dort nichts verloren.
Im operativen Geschäft hat die Politik nichts verloren, im operativen
Geschäft muss sachlich ausschließlich zum Wohle des Unternehmens und damit zum
Wohle des Wirtschaftsstandortes Wien gearbeitet werden. Und dafür setze ich
mich ein, dafür kämpfe ich und das sehe ich auch als meine Aufgabe an. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 5. Zusatzfrage stellt
GRin Mag Antonov. Bitte.
GRin Mag Waltraut Antonov
(Grüner Klub im Rathaus): Frau Vizebürgermeisterin! Sie haben dem
Kollegen Neuhuber gesagt, Sie können keinen Einfluss
auf Aufsichtsräte nehmen. Nun ist es aber so, dass nach dem Aktienrecht die
Aktionäre die Aufsichtsräte entsenden, und es gibt selbstverständlich ein
Abberufungsrecht. Jetzt frage ich mich, ob Sie die Performance des von der
Stadt Wien entsandten Aufsichtsrates für so super halten, dass Sie keinen Grund
sehen, ihn abzuberufen.
Ich teile diese Ansicht nicht, ich möchte aber noch einmal auf meine
erste Frage zurückkommen, die ich für wesentlich halte und die Sie vermutlich
übersehen haben zu beantworten, nämlich: Was macht der Aktionärsvertreter der
Stadt Wien? Welche Weisung erteilen Sie ihm, wenn er zur Hauptversammlung geht?
Schicken Sie ihn hin und sagen, geh dorthin, sei still, sage zu allem Ja und
Amen, oder geben Sie ihm die Weisung, dort kritische Fragen zu stellen und dort
das Interesse der Stadt Wien zu wahren?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeister.
VBgmin Mag Renate Brauner: Ich sage
genau das, was ich auch hier gesagt habe. Ich halte es für ganz schlecht, wenn
ein Unternehmen, noch dazu ein börsenotiertes Unternehmen, in ein politisches Hick-Hack kommt. Es müssen dort Sachlichkeit und
Fachlichkeit regieren, es müssen absolut die Interessen des Unternehmens im
Vordergrund stehen, und es muss dafür gesorgt werden, dass die Arbeit
bestmöglich gemacht wird. Das sage ich, das ist meine Meinung, und das, glaube
ich, ist auch die Aufgabe im Interesse jedes Aktionärs und jeder Aktionärin.
Und zu Ihrer Frage, die zwei Vertreter des
Aufsichtsrates abzuberufen, sage ich, ich glaube nicht, dass man dem
Unternehmen damit einen guten Dienst erweist. Es ist im Moment eine äußerst
schwierige
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